Sonntag, 21. April 2013

Thoughts on - Kopfschuss für Kinderschänder


Wer kennt nicht diese Memes bei Facebook, die für Kinderschänder die Todesstrafe in irgendeiner Form fordern? Weil dass Monster sind und sie das Schrecklichste getan haben. Weil sie es nicht verdient haben zu leben, während ihre Opfer sterben mussten. Weil es einfach… richtig ist, sie aus der Menschheit zu entfernen…

Uhm…
Ist es? Wirklich?
Ich habe dazu meine eigene Meinung. Und ich weiß nicht erst seit heute, dass die sich in weiten Bereichen durchaus mit der von Dr. Mark Benecke deckt. Aber ich habe es dennoch genossen, ihm mal wieder dabei zuzuhören, wie er mir das bestätigt.
Wer mag, kann sich das hier ansehen:

Aber ich will mich auch selbst mal über die Thematik auslassen, weil es mich nämlich ehrlich gesagt tierisch ankotzt, wie selbstgerecht und bis oben hin voll mit ‚gerechtem Zorn‘ sich so einige Menschen da draußen zu Richter aufschwingen und sich auch gleich anbieten, den Henker zu mimen.

Zuallererst würde ich diesen Leuten am liebsten ein Ticket für einen Logenplatz zu einer amerikanischen oder noch lieber einer chinesischen Hinrichtung spendieren, damit sie aus der ersten Reihe mit ansehen können, wie sich das, was sie da fordern, in der Realität darstellt.
Ich würde diese Menschen nur zu gerne dabei beobachten, wie ihnen die Gesichtszüge entgleisen, wenn sie einen echten Menschen auf dem Stuhl sehen, dem das Gift gespritzt wird und der elendig verreckt. Inklusive spontaner Blasen- und Darmentleerung, Krämpfen und den letzten Todeszuckungen.
Dürfte diesen Leuten ja nicht viel ausmachen, einen Schuldigen abkratzen zu sehen. Schließlich fordern sie ja auch genau das für Missbrauchstäter.

Sicherlich kann ich ohne zu zögern sagen, dass ich die Ohnmacht, Wut und auch den Hass von Eltern, die ein Kind durch Missbrauch und Mord verloren haben, verstehen kann. Und ich verstehe auch den Wunsch nach Rache. Oder wenigstens Gerechtigkeit.
Aber wir leben im 21ten Jahrhundert. Und wenn wir weiterhin Rache leben würden, müssten wir jede Körperverletzung mit gleicher Münze heimzahlen. Ob Unfall oder Vorsatz. Und wenn es um Eigentumsdelikte geht, müsste ein Täter dafür büßen, indem er den Schaden ersetzt. Oder ihn vielleicht abarbeitet, wenn er keinen Ersatz leisten kann.
Was natürlich dann auch alle Leute beträfe, die ihren Job verlieren und einen Kredit nicht abzahlen können. Einfach in den Steinbruch mit denen. Haben sie verdient.

Oder sind wir vielleicht doch bereit, uns als etwas weiterentwickelt zu betrachten und anstatt der Rache eher an die Notwendigkeit zum Schutz weiterer potentieller Opfer vor Übergriffen zu denken?
Das dürfte vielen wütenden Angehörigen zwar schwerfallen, aber die Geschichte zeigt sehr deutlich, wo das Streben nach Rache hinführt. Und bei allem Verständnis für den Wunsch danach will ich ehrlich gesagt keine Strafvergewaltigungen für Vergewaltiger, weil schließlich nur das tatsächlich ‚gleiche Münze‘ wäre.
Ich will sowas weder ausführen noch jemandem zur Ausführung abverlangen, denn damit schaffe ich einen weiteren Vergewaltiger. Mache den Henker zum Täter.

Und abgesehen davon funktioniert das einfach nicht, denn wo soll das enden? Ein Tritt auf die Zehen wird mit einem Tritt auf den ganzen Fuß geahndet, weil der Henker sich verschätzt. Die Gegenseite tritt gegen das Bein, weil sie nun Anlass zur Rache findet. Der Betroffene findet das wiederum unangemessen und schlägt mit einem Knüppel zu. Bei der Retourkutsche wird daraus eine Eisenstange. Dann wird mit der Axt ein Bein abgetrennt und die Antwort besteht in einer Pistolenkugel. Und alles wegen eines Fußtrittes.
Unglaubwürdig? Jeder, der schon einen nachbarschaftlichen Gartenzaun-Streit miterlebt hat, kennt die bittere Realität und weiß, dass es leider nicht unrealistisch ist.
Auge um Auge ist für den Arsch.

Aber bei Missbrauchstaten geht es nicht um Fußtritte oder Gartenzäune, sondern um schreckliche Taten gegenüber wehrlosen Opfern, die ihr Leben lang traumatisiert werden oder viel zu jung sterben. Weil jemand so monströs ist, ihnen das anzutun.
Diese Leute nehmen einen ganz besonderen Platz als Täter ein, weil sie wirklich Schreckliches tun. Sie sind gefährlich, und selbst wenn Rache kein Thema ist, muss ihretwegen auf jeden Fall etwas unternommen werden.
Das ist auch meine Meinung. Und dabei rede ich gar nicht mal von Strafe, sondern wirklich vom Schutz anderer Kinder oder Frauen vor Kinderschändern und Vergewaltigern.

Aber… Weißte was…?
Wenn es um genau diesen Schutz geht, dann ist genau die Beseitigung der Täter das Schlimmste, was man überhaupt tun kann. Denn nur in den Köpfen der Täter findet man die Gründe für ihr Tun. Und nur, wenn man diese Gründe versteht, kann man vielleicht verhindern, dass andere zu Tätern werden.
Denn - Überraschung - die wenigsten Menschen können auf die Welt und sind so geschädigt im Kopf, dass sie auf jeden Fall zu Tätern werden. Die meisten Täter wurden im Gegenteil mal als ziemlich normale Menschen geboren. Und sie hätten vielleicht auch liebevolle Väter oder Mütter werden können, anstatt Menschen umzubringen.

Was Dr. Mark sagt, höre ich nicht zum ersten Mal. Und es leuchtet auch ein: Praktisch jeder Serien- oder Triebtäter hat eine Vorgeschichte. Kinderschänder fallen nicht von Bäumen, sondern sind üblicherweise selbst Gewaltopfer. Oftmals selbst einmal Opfer von Kinderschändern gewesen.
Ist das jetzt ein Apell an das Mitleid für das arme Hascherl, dass vom Opfer zum Täter wurde?
Nein. Obwohl dieses Mitleid verdammt noch mal angebracht wäre, denn du empfindest es auch für das heutige Opfer. Und wenn du die Runde Mitleid gespendet hast, wendest du dich ab und schaust nicht mehr hin, wie dieser Mensch aufgrund seins Traumas vielleicht langsam zum Täter heranwächst.

Aber eigentlich geht es mir nicht darum.
Es geht um Verständnis im Sinne von Verstehen. Um das Erkennen der Gründe und der schlecht verdrahteten Synapsen, die einen Menschen zum Täter werden lassen. Und darum, die Warnsignale zu identifizieren, an denen man so einen Menschen schon vor der Tat erkennen kann.
Und diese Erkenntnisse liegen vor. Aber sie werden von den Befürwortern der Todesstrafe für Kinderschänder natürlich gepflegt ignoriert, weil es Arbeit bedeuten würde, etwas mit ihnen anzufangen. Und mehr Arbeit als einen Abzug zu betätigen ist ganz schön viel verlangt, nicht wahr…?

Das Ding ist… Jeder kennt einen potentiellen, zukünftigen Täter. Diese Menschen sind nämlich keine Monster, die völlig anders sind als andere Menschen. Sie mögen oft bestimmte Abweichungen im Hirn aufweisen. Aber das allein macht sie noch nicht zu Mördern oder Vergewaltigern.
Wächst so ein potentieller Täter auf eine normale Weise auf, ist er vielleicht ein wenig anders als der Durchschnitt, aber keine Gefahr für irgendwen. Er kann ein völlig normales Leben führen.
Wächst so jemand allerdings umgeben von familiärer Gewalt und gesellschaftlicher Ablehnung auf, sieht die Sache schon anders aus.

Die Triebtäter, Kinderschänder und Serienmörder waren einmal Kinder, denen psychische und/oder körperliche Gewalt angetan wurde. Und zwar meistens von Angehörigen. So wie es in jedem sogenannten sozialen Brennpunkt jede Minute hundertfach geschieht. Ohne dass jemand eingreift. Auch wenn viele davon wissen.
Kinder werden geprügelt, misshandelt und mit Hass anstelle von Liebe gefüttert. Jeder Mensch kennt ein Beispiel dafür. Es sind nämlich verflucht viele Betroffene da draußen. Überall.
Und anstelle von Hilfe bekommen sie oft noch zusätzliche Arschtritte, weil sie asozial sind. Weil man sie nicht bei sich haben will. Nicht möchte, dass sie mit den eigenen Kids spielen. Weil man sich abgrenzen will von diesem… Pack.

Und damit hast auch du vielleicht schon mehr als einmal dazu beigetragen, dass jemand, den du jetzt als Assi-Kind kennst, eines Tages einer Frau Gewalt antun, en Kind missbrauchen oder einen anderen Menschen töten wird.
Herzlichen Glückwunsch…

Gewalttäter fallen nicht vom Himmel. Und sie kriechen auch nicht aus den Bäuchen von Töchtern Satans, um die Welt zu vernichten. Sie fangen als Menschen mit etwa den gleichen Chancen wie du oder ich an. Und dann geht etwas schief. Und zwar fürchterlich schief.
Viele weisen ungewöhnliche Hirnstrukturen auf, die begünstigen, wo die Entwicklung hinführt. Aber einige sind wirklich völlig normal veranlagt und einfach nur durch die Hölle gegangen. Ein dutzend Mal pro Jahr für ein Dutzend Jahre. Oder noch weitaus mehr.
Aber jetzt, wo sie schließlich aus Verzweiflung, Hass oder Angst letztendlich ausgerastet sind, finden sich natürlich viele Leute, die anklagend mit dem Finger zeigen.

Wie oft lese oder höre ich von Justizskandalen, wenn ein bekannter Pädophiler nicht verhaftet wurde. Wie oft wird der Polizei oder dem Staat vorgeworfen, dass sie versagt hätten.
Aber niemand zeigt mit dem Finger auf die braven Bürger, die mit geschlossenen Augen an jedem Hinweis auf häusliche Gewalt und die weniger offensichtlichen - oder noch schlimmer: die gesellschaftlich fast noch anerkannten - Formen von Misshandlung vorbeigegangen sind.
Dabei sind es diese Lete, die versagt haben. Sie haben die Chance vertan, einem Menschen zu helfen. Und sie haben deswegen zwei Wesen auf dem Gewissen. Das heutige Opfer und den Täter von heute, der damals Opfer war und dem nicht geholfen wurde.

Das ist um keinen Deut besser als Fahrerflucht bei einem Verkehrsunfall. Aber das interessiert kein Schwein…
Lieber werden diese Leute als Monster betrachtet und man redet sich ein, dass sie anders sind. Dass man selbst nicht so ist und niemals so sein könnte.
Was auf eine sehr groteske Weise lustig ist, denn ich sehe die Leute, die mit den Forderungen nach Kopfschüssen für Kinderschänder um die Ecke kommen, vor meinem geistigen Auge immer wie einen Lynchmob aus einem B-Movie. Mit der gleichen Mordlust im Blick, wie bei dem Menschen, den sie hinrichten wollen. Und mit der gleichen, perversen Befriedigung auf den Gesichtern, wie sie ein wirklich gestörter Psychopath vielleicht nach seiner Tat empfindet.

Und das ist es auch, was ich letztlich an der ganzen Rache-Sache so erschreckend und gefährlich finde:
Sie hat das Potential, aus den Opfern und deren Angehörigen Täter werden zu lassen. Ganz besonders, wenn die Mittel der Rache auch noch von Staat und Gesellschaft abgesegnet werden. Und sei es stillschweigend.
Jedes Opfer trägt die Saat für zünftige Täterschaft in sich. Und diese Leute brauchen Hilfe und oftmals auch Therapie. Sie brauchen alles möglich, aber keine Rache. Denn die Rache ist der perfekte Dünger für den Hass, der sich zuerst nur gegen den eigentlichen Täter richtet. Und dann gegen Leute wie ihn. Und irgendwann vielleicht gegen Leute, sie ihm auch nur entfernt zu ähneln scheinen. Beispielsweise, weil sie sein Geschlecht haben…

Ich hoffe, dem einen der anderen springt der Kreis ins Auge, der sich bei diesem Thema immer wieder schließt.
Was wirklich gegen Missbrauchstaten getan werden kann, hat nichts mit Rache oder Gerechtigkeit zu tun, sondern mit Vorbeugung und Prävention. Und zwar weit im Vorfeld.
Vielleicht hätte ein einziger aufmerksamer Nachbar des Entführers von Natascha Kampusch in dessen Kindheit das Leid dieser Frau verhindern können. Durch Eingreifen, als das Leiden dieser Person seinen Anfang nahm. Als es noch nicht zu spät war, den eingeschlagenen Kurs des zukünftigen Täters mit professioneller Hilfe zu ändern.
In meinen Augen wäre das tausend Mal befriedigender, als nun einen Toten und ein lebenslang traumatisiertes Opfer zu haben, das niemals vergessen wird, was ihr geschehen ist.

Was unsere Welt wirklich braucht, ist nicht weniger Verständnis und Mitgefühl und härtere Strafen für die Täter. Wir brauchen mehr Mitgefühl für alle Menschen. Und mehr Bereitschaft, für die Hilflosen in die Bresche zu springen. Mehr Hinsehen und weniger Wegsehen. Weil das Wegsehen eine Form von Mittäterschaft ist.

Prävention von Missbrauch und Gewalt beginnt bei niemandem anderen als bei dir.
Wenn du hinsiehst und eingreifst, wenn du jemanden leiden siehst - und sei es auch nur, indem du professionelle Hilfe anforderst und auf das Leiden hinweist - dann kann dem Leidenden jetzt geholfen werden und es gibt vielleicht einen zukünftigen Täter weniger. Wofür dir dessen potentielle Opfer niemals ihren Dank aussprechen werden, weil ihnen niemals ich schreckliches Schicksal widerfährt.
Aber ist das nicht viel großartiger, als eines Tages in der Zeitung den Namen eines Mörders zu lesen, den du als Kind kanntest? Und dich womöglich zu erinnern, dass du ihn nachts schreien gehört hast? Dir bewusst zu werden, dass du damit eine Mitschuld tragen könntest am Schicksal des Opfers?

Denk mal drüber nach.
Oder - und ich weiß genau, dass diese Option leider viel zu viele ergreifen werden - steck deinen Kopf wieder in den Sand, ignoriere deine Mitmenschen und deren Leid, fordere weiter Todesstrafen und sei weiter ein schuldiges Arschloch.

Und bitte… Wer sich bei diesem letzten Satz jetzt persönlich angesprochen und damit angegriffen fühlen möchte, der wird gute Gründe haben, sich diesen Schuh anzuziehen. Weswegen ich das genau so verstanden wissen will, wenn du es so verstehen willst, du Haufen Scheiße.

In diesem Sinne…
Nichts zu danken, potentielles Opfer einer niemals Realität werdenden Zukunft, dessen potentieller Täter aufgrund meiner Worte, an die sich ein x-beliebiger Mensch im richtigen Moment erinnert hat, die richtige Hilfe erhielt und daher niemals jemandem etwas antat.

5 Kommentare:

  1. Hi Mike, sicherlich Haar Du Recht - bedingt. Wir haben ein Opfer eines Pädophilen in der Familie gehabt und er ist definitiv nicht pädophil geworden. Aber das nur am Rande ...

    Du hast Recht. Wir alle müssen mehr Courage zeigen und auch auf der Anderen Kinder z.B. aufpassen. Wegschauen ist feige!

    Sicherlich kostet Überwindung, wenn ein Vater sein Kind öffentlich in der Fußgängerzone schlägt, dazwischen zu gehen und ihn anzusprechen. Aber besser er schlägt mich, als das Kind. Ich kann mich wehren. Sicherlich - ich bin 202 cm lang und ca. 120 kg schwer - fällt es mir leichter, dazwischen zu gehen. Es reicht aber oft schon, wenn jemand laut "Stil" ruft und so Aufmerksamkeit erregt. Und Aufmerksamkeit kann der Vater nicht gebrauchen.

    Wenn wir alle mehr in solchen Situationen reagieren anstatt weg zuschauen, gäbe es garantiert weniger Opfer, weniger Leid.

    Paßt alle auf, was um Euch geschieht, zeigt Courage. Habt den Mut, laut und energisch "Stop!!" zu rufen.

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    1. Dein Beispiel aus deiner Familie zeigt durchaus, dass ich sogar mehr als bedingt recht habe, Jochen. Bedenke, dass ich darauf verweise, dass Opfer unter schlimmen Umständen selbst zu Tätern werden können und gute Umstände dem entgegenwirken.
      Dein Beispiel fällt also in den Bereich, wie es sein sollte. Aber leider nicht immer und überall ist.

      Ansonsten sind wir einer Meinung. Das, was man Zivilcourage nennt, ist definitiv schwach in der Menschheit von heute. Wobei ich noch keine Meinung über die aktuelle Jugend habe. Ich sehe da Veränderungen, die durchaus positiv sein mögen...

      Aber diese Courage und die Verpflichtung, von der ich spreche, geht über die Fußgängerzone hinaus. In Mietshäusern wird meistens völlig ignoriert, was in den anderen Wohnungen vor sich geht. Die Privatsphäre wird respektiert.
      Aber es ist ein notwendiges Eindringen in dieselbe, wenn man im Zweifelsfall einfach mal persönlich nachfragen geht. Notfalls mit dem Handy in der Hand und dem Finger auf der Kurzwahl für die Polizei, falls man Gewalt begegnet.

      Ganz ehrlich: Man muss nicht wegen jedem Scheiß die Bullen rufen, aber wenn es klingt, als würde jemand abgestochen werden, dann sollte man nicht weghören. Im Zweifel Augen auf und vielleicht zweite, dritte und vierte Augenpaare auf die Situation aufmerksam machen. Und dann handeln, wenn man die Zweifel nicht zerstreuen kann.
      Und wer nicht Polizei oder Jugendamt einschalten will, findet in den Sozialpädagogen, die jede Stadt hat, und in den Priestern der verschiedenen Religionsgemeinschaften oft Leute mit einer gewissen Beobachtungsgabe, die sich manchmal nicht zu schade sind, eine Sache in Augenschein zu nehmen.

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  2. UPS, der Fehlerteufel hat zugeschlagen (okay, das Wort hinkt jetzt).

    Soll nicht Haar heißen, sondern "hast" ... und nicht "Stil" rufen, sondern "Stop".

    Doofes T9 ;-)

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  3. Das Problem ist, dass kaum ein Fall dem anderen gleicht. Ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis. Dieses Jahr kam heraus, dass die 8 jährige Tochter von einem Schulfreund von mir sexuell belästigt wurde, von dessen 26 Jährigen Bruder. Was genau war, weiß ich nicht, nur jedenfalls wurde nachdem der Vater und die Mutter das mitbekommen hatten, sofort anzeige erstattet, und der Bruder wurde sofort verhaftet. Von einem schlechten Umfeld des Täters kann man aber nicht sprechen. Im Gegenteil. Er ist in einer bürgerlich/bäuerlichen Großfamilie mit 3 Geschwistern aufgewachsen. Was der Grund war, warum er sich an dieses Kind, seine Nichte, herangemacht hat und, sie zumindest unsittlich berührt hatte, ist einfach nicht verständlich.
    Aber hätte/hat ihn irgendeine Strafe davon abgehalten es zu tun. Kaum. Kein Täter geht davon aus erwischt zu werden. Kann man solche Menschen resozialisieren? Das ist für mich die entscheidende Frage. Und da denke ich, auch wenn es grausam klingt, dass man für solche Menschen vielleicht eine Art Kinderfreizone schaffen müsste, wo sie einfach nicht wieder in Versuchung geführt werden. Kein richtiges Gefängnis, aber doch so eine Art virtuelle Gefängnisinsel, wo sich solche Menschen, sofern ihre psychische Veranlagung offensichtlich ist, und sie vielleicht noch keine aktive Gewalttat begangen haben, hin abgeschoben werden könnten. Sie könnten dort arbeiten, leben, ins Kino gehen, aber eben ohne eine Schule oder einen Kindergarten in der Nähe.

    Ich weiß, der Vorschlag ist nicht ausgereift, aber irgendwie, wäre es in meinen Augen am Sinnigsten. Denn wenn jemand die Veranlagung hat, bei solchen Fantasien die Grenzen des Kopfkinos zu überschreiten, dann wird er immer eine latente Gefahr darstellen. Eine vor der man bei allem hinsehen, die Kinder nicht schützen kann.

    Etwas anderes ist es, bei Tätern die bereits gewalt(vergewaltigung, mord, ...) angewandt haben. Da ist ein gutes, altes Lebenslänglich mit Sicherheitsverwahrung vermutlich die einzige Lösung die in einer Zivilgesellschaft halbwegs Sinn macht.

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    1. Dein Fall klingt vertraut. Irgendwie klingen viele Fälle so, weißt du. Und die Gründe stecken im Kopf dieses speziellen Täters.
      Vielleicht gehört er zu den Menschen, die mit von der Norm abweichenden Gehirnen geboren werden. Das ist möglich. Wenn auch selten. Oder vielleicht gab es in seiner Kindheit in der gutbürgerlichen Familie Geschehnisse, die gar nicht so gutbürgerlich waren. Das wiederum ist häufiger, als man denkt und die Beteiligten schweigen oft ihr Leben lang.
      Was den Täter zum Täter macht ist nicht sein Umfeld. Es sind die persönlichen Erlebnisse und die Art, wie er oder sie diese verarbeitet.

      Was die Strafe angeht: Ich bin kein Verfechter der Strafabschreckung. Nicht die Strafe hält einen Täter ab. Der Täter geht sowieso zunächst davon aus, dass er entkommen kann. Und später hofft er dann oft sogar darauf, erwischt und bestraft zu werden.
      Es geht zum einen darum, die potentiellen Opfer vor dem Täter zu schützen, indem man sie physisch trennt. Und zum anderen geht es darum, auch diese Täter verstehen zu lernen und das Bild von dieser Art von Störung zu vervollständigen.
      Ansonsten IST es möglich, solche Täter zu resozialisieren. Nicht alle, weil manche wirklich einfach kaputt sind. Aber viele. Und viele werden auch nicht mehr rückfällig.
      Andere könnten schon vor der Tat resozialisiert werden, wenn es einen Weg gäbe, wo jemand mit gewissen Neigungen sich hinwenden kann, ohne gleich in der Bild zu landen.

      Davon mal ab würden allerdings viele Täter und potentielle Täter dir zustimmen, dass sie lieber in einer Gemeinschaft leben würden, die gar keine Versuchungen bietet. Eine Stadt ohne Kinder, quasi.
      Aber wenn wir diese Menschen ausgrenzen, verschlimmern wir ihr Trauma nur noch. Und du würdest Augen machen, wie viele Menschen da draußen potentielle Täter sind, die Kindern theoretisch nicht abgeneigt wären und sich nur ganz einfach ihr Leben lang erfolgreich am Riemen reißen. So wie viele Menschen ihr Leben lang erfolgreich der Versuchung widerstehen zu rauchen oder zu trinken.
      Würden wir die alle ausgrenzen, wäre es ziemlich leer in der 'normalen' Welt.

      Wir müssen vielmehr lernen, mit dem Thema umzugehen und die Bereitschaft und Fähigkeit der Leute mit gewissen Neigungen, diesen Impulsen zu widerstehen, zu stärken.

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