Heute ist mir nach einem Dafuq der Woche. Schließlich schlägt
dieses dämliche Thema dafür auch schon seit nunmehr drei Tagen genug Wellen.
Es geht um die Sitzplatzvergabe für Reporter in einem -
oder DEM? - NSU-Prozess vor dem OLG München. Da haben nämlich einige Zeitungen keinen
Sitzplatz erhalten, die aber wollen. Menno.
Als ich das erste Mal was davon las, war das nur ein ganz
kleines Dafuq. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Gilt offenbar auch bei
Sitzplätzen für Reporter vor Gericht. Und da kamen welche wohl nicht zuerst.
Also Pech gehabt.
Aber… weit gefehlt!
Tatsächlich handelt es sich offenbar um eine
Verschwörung, um eine türkische Zeitung, deren Namen ich noch nie gehört habe,
von einem der wichtigsten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte
fernzuhalte. Sie auszuschließen, sodass sie ihre Berichte nur aus zweiter Hand
und nicht vom eigenen Notizblock abgeschrieben verfassen müssen.
Hätte ich in der letzten Zeit das Wort ‚Eklat‘ nicht
schon überstrapaziert… Ach, fuck it… Eklat!!!
Lang und breit, was schiefgegangen ist aus anderer Sicht:
Link
Kurz zusammengefasst, was schiefgegangen ist, so wie ich
das sehe:
Zuerst hat eine Mitarbeiterin des Gerichts etwas zu offen
über den zeitlichen Rahmen der Bekanntgabe der Akkreditierungsbedingungen
gesprochen. Sie hat also schon im Vorfeld verraten, wann man am besten
aufmerksam auf Mails achten sollte, wenn man einen Platz haben will. Jedem, der
angerufen und gefragt hat, nebenbei bemerkt.
Dann wurde am Stichtag die Mail nicht sofort an alle
vorgesehenen Empfänge verschickt, weil einige Mailadressen falsch eingegeben waren.
Die Betroffenen haben also eine halbe oder dreiviertel Stunde später ihre Mail
erhalten. Und um 09:15 Uhr kann man von keinem Reporter, der nicht einen heißen
Tipp erhalten hat, erwarten, dass er schon am Arbeitsplatz ist. Das wäre ja
noch schöner, ne?!
Also hat es insbesondere der Vertreter jener türkischen
Zeitschrift nicht mehr geschafft, rechtzeitig zu antworten und daher keinen
Sitzplatz bekommen.
Ein Mensch mit einem IQ oberhalb dem einer gewöhnlichen
Stubenfliege würde jetzt sagen: Pech gehabt. Passiert halt mal. Wärste
rechtzeitig am PC gewesen, hätte es noch klappen können. Und so wird’s halt das
nächste Mal was.
Aber dabei übersieht der gewöhnlich intelligente Mensch
die Perfidität dieses Komplottes zum Ausschluss der Zeitung Wieauchimmer von
der Verhandlung. Das war nämlich alles Absicht, um die Einzigen,
von denen man eine unvoreingenommene und einsichtige Berichterstattung über den
schicksalsträchtigen Prozess erwarten kann, außen vor zu lassen.
Was für ein Glück, dass der
Verantwortliche Reporter gleich eine Verfassungsklage eingereicht hat und die
zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit damit aufgedeckt wird.
Öh… Warte… Er ist vermutlich Türke und damit vielleicht Moslem.
Darf ich da ‚zum Himmel schreiend‘ verwenden? Na hoffentlich nicht, denn dann
habe ich es gern getan.
Gut. Wir haben also das Bundesverfassungsgericht, die
Boulevardpresse und das Internet mit neuem Stoff versorgt und können nun darauf
bauen, dass die Mühlen der deutschen Justiz in den nächsten hundert Jahren alle
Verantwortlichen für diesen journalistischen Weltuntergang zerquetschen werden.
Die Gerechtigkeit wird siegen! Fuck Yeah!
…
Dafuq!?!
Wirkt das nur für mich so, als würde da jemand - egal,
von welcher Zeitung und welcher Nationalität - schmollend in einer Ecke sitzen
und sagen:
„Och Menno!“ Ich wollte aber selbst live dabei sein, wenn
der Autounfall stattfindet, damit ich der sterbenden Leiche mit dem Mirko noch den
letzten Atemhauch klauen kann. Und jetzt kann ich hinterher nicht behaupten,
ich wäre selbst dabei gewesen… Voll doof!“
Damit ist der Prozess aus journalistischer Sicht
natürlich völlig wertlos geworden. Ist ja klar. Es geht schließlich nicht um
den Inhalt der Verhandlung und die NSU, sondern darum, dabei zu sein. Denn ‚dabei
ist alles‘.
Wrgstf…
Dafuq, dafuq, dafuq!?!
Natürlich ist es blöd, wenn die ‚Wettbewerbsbedingungen‘
für diesen scheiß Akkreditierungsprozess einigen bekannt sind und anderen noch
nicht. Wenn es darum geht, zuerst zu kommen und einen Platz zu erhalten,
sollten die Bedingungen gleich sein.
Aber die Mitarbeiterin hat keine fucking
Staatsgeheimnisse verraten. Und diese ganze Akkreditierungsscheiße ist sowieso
idiotisch. Da stellt man einfach eine verkackte Kamera im Gerichtssaal auf und
lässt eben JEDEN verschissenen Reporter zusehen.
Dann kann zwar keiner sich einbilden, irgendwelche
Emotionen vom Gesicht des Angeklagten abgelesen zu haben, aber es haben auch
alle das gleiche Handicap. Wir leben im verschissenen EINUNDZWANZIGSTEN Jahrhundert,
verflucht noch eins. Das kann doch nicht so schwer sein. Und Kameras hat ja
wohl auch der deutsche Staat genug.
Muss es da wirklich sein, das irgendein Hosenscheißer von
einem Pupsblatt eine verkackte VERFASSUNGSBESCHWERDE an unseren höchsten
Gerichtshof stellt, weil er nicht dabei sein darf?
Der Typ war offenbar um 09:15 Uhr nicht im Büro und
wahrscheinlich um 08:30 Uhr - als die ersten Reporter die Mail erhalten haben -
ebenso wenig. Und er war nicht ‚investigativ‘ genug, um selbst bei der
redseligen Mitarbeiterin anzurufen. Und verfügte nicht über genug
journalistischen Spürsinn, um sich den ungefähren Termin der Bekanntgabe der
Bedingungen an den Fingern einer Hand abzuzählen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er bei Anwesenheit im Saal
aus dem Prozess einen guten Artikel geschrieben kriegt, ist somit bereits in
den Minusbereich gesunken.
Also… Wo ist der beschissene Bus mit den verkackten Neonazis
(und optional einem Bild von Andrea Berg außen drauf), die diese Scheiße interessiert,
dafuq???
Machen wir jetzt ernsthaft aus so einem Haufen
Fliegenscheiße ein Politikum? Will sich vielleicht auch noch das Zentralkomitee
der Juden einschalten und einen senffarbenen Haufen Dünnschiss dazu abgeben?
Oder… Wie wärs…? Schicken wir den verantwortlichen
Richter, der dieser Sache irgendwie ziemlich gleichgültig gegenüberzustehen
scheint, doch gleich nach Guantanamo. Oder foltern die da nicht mehr? Dann
bliebe China oder Nord-Korea. Die rücken dem schon die Attitüde zurecht und
sorgen für angemessene Betroffenheit.
Mal ganz ehrlich:
Für mich ist dieser Mist mal wieder ein Beweis dafür,
dass es beim Journalismus längst nicht mehr um Inhalte geht, sondern um
Selbstdarstellung.
‚Look at me! Ich war da und habe in einem Block
gekritzelt, während der Prozess stattfand. Ich bin wichtig.
Hmm? Worums in dem Prozess ging? Ist doch egal. Ich war dabei. Das zählt!‘
Hmm? Worums in dem Prozess ging? Ist doch egal. Ich war dabei. Das zählt!‘
Ich wünschte manchmal, ich wäre in einer ausreichend verantwortlichen
Position, um zu solchen Leuten das zu sagen, was sie verdienen. In diesem Fall:
Geh kacken, du Arsch. Schreib halt von Kollegen ab. Macht ihr doch sowieso
alle.
Und wenn ich schon dabei wäre, würde ich ein Gesetz
erlassen, in dem es Reportern verboten wird, die Unwahrheit zu berichten.
Das wäre in meinen Augen eine
Revolutionierung der Medienbranche. Die Wahrheit anstelle
quotengeeigneter Lügen und Verzerrungen.
Wouldn’t that be awesome?
Dieser Reporter kann sich jedenfalls mal Folgendes an die
Wand pinnen: Fuck you! Lern verlieren, du Waschlappen.
Und der Anwalt der komischen Zeitung, der diese in Karlsruhe
vertritt…
Warte… Ein Anwalt einer Zeitung wegen einer…?
Das kann nur ein Witz sein! Ist es aber nicht.
Dafuuuuuq!?!
Na… Der kann sich jedenfalls eine Kopie von diesen zwei Worten
machen, die ich natürlich lediglich so plakativ in den Raum werfe, um auf die
Absurdität der Angelegenheit hinzuweisen.
(Und um ihm ebenfalls zu sagen: Fuck you! Setzt mal
Prioritäten in deinem Leben und vertritt Leute, die WIRKLICH einen Anwalt
brauchen, anstatt scheiß Steuergelder für diesen Bullshit zu verschwenden, du
Heckenpenner…)
Aber immerhin: Wenn wir in Deutschland nicht wirklich
Luxusprobleme haben, dann weiß ich auch nicht. Wenigstens verhungert oder
erfriert bei uns keiner.
Naja… Kaum einer. Also… vergleichsweise wenige Leute,
wenn man es mit großen Nationen wie Luxemburg vergleicht… Oder so…
Mir fällt dazu nur eines ein: Kopf, Tischplatte. Kopf,
Tischplatte.
Und zwar unterstützt von meiner Hand für jeden der
Beteiligten… ;-P
In diesem Sinne…
Reich doch auch mal ne Beschwerde beim BVerf.G ein, wenn
dir mal wieder ein Furz quersitzt. Scheint ja Usus zu sein, heutzutage.
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