Mittwoch, 10. April 2013

Dafuq des Tages - Gerichtspannenkatastrophenweltuntergang


Heute ist mir nach einem Dafuq der Woche. Schließlich schlägt dieses dämliche Thema dafür auch schon seit nunmehr drei Tagen genug Wellen.
Es geht um die Sitzplatzvergabe für Reporter in einem - oder DEM? - NSU-Prozess vor dem OLG München. Da haben nämlich einige Zeitungen keinen Sitzplatz erhalten, die aber wollen. Menno.
Als ich das erste Mal was davon las, war das nur ein ganz kleines Dafuq. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Gilt offenbar auch bei Sitzplätzen für Reporter vor Gericht. Und da kamen welche wohl nicht zuerst. Also Pech gehabt.

Aber… weit gefehlt!
Tatsächlich handelt es sich offenbar um eine Verschwörung, um eine türkische Zeitung, deren Namen ich noch nie gehört habe, von einem der wichtigsten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte fernzuhalte. Sie auszuschließen, sodass sie ihre Berichte nur aus zweiter Hand und nicht vom eigenen Notizblock abgeschrieben verfassen müssen.
Hätte ich in der letzten Zeit das Wort ‚Eklat‘ nicht schon überstrapaziert… Ach, fuck it… Eklat!!!

Lang und breit, was schiefgegangen ist aus anderer Sicht: Link

Kurz zusammengefasst, was schiefgegangen ist, so wie ich das sehe:
Zuerst hat eine Mitarbeiterin des Gerichts etwas zu offen über den zeitlichen Rahmen der Bekanntgabe der Akkreditierungsbedingungen gesprochen. Sie hat also schon im Vorfeld verraten, wann man am besten aufmerksam auf Mails achten sollte, wenn man einen Platz haben will. Jedem, der angerufen und gefragt hat, nebenbei bemerkt.
Dann wurde am Stichtag die Mail nicht sofort an alle vorgesehenen Empfänge verschickt, weil einige Mailadressen falsch eingegeben waren. Die Betroffenen haben also eine halbe oder dreiviertel Stunde später ihre Mail erhalten. Und um 09:15 Uhr kann man von keinem Reporter, der nicht einen heißen Tipp erhalten hat, erwarten, dass er schon am Arbeitsplatz ist. Das wäre ja noch schöner, ne?!
Also hat es insbesondere der Vertreter jener türkischen Zeitschrift nicht mehr geschafft, rechtzeitig zu antworten und daher keinen Sitzplatz bekommen.

Ein Mensch mit einem IQ oberhalb dem einer gewöhnlichen Stubenfliege würde jetzt sagen: Pech gehabt. Passiert halt mal. Wärste rechtzeitig am PC gewesen, hätte es noch klappen können. Und so wird’s halt das nächste Mal was.
Aber dabei übersieht der gewöhnlich intelligente Mensch die Perfidität dieses Komplottes zum Ausschluss der Zeitung Wieauchimmer von der Verhandlung. Das war nämlich alles Absicht, um die Einzigen, von denen man eine unvoreingenommene und einsichtige Berichterstattung über den schicksalsträchtigen Prozess erwarten kann, außen vor zu lassen.
Was für ein Glück, dass der Verantwortliche Reporter gleich eine Verfassungsklage eingereicht hat und die zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit damit aufgedeckt wird.
Öh… Warte… Er ist vermutlich Türke und damit vielleicht Moslem. Darf ich da ‚zum Himmel schreiend‘ verwenden? Na hoffentlich nicht, denn dann habe ich es gern getan.

Gut. Wir haben also das Bundesverfassungsgericht, die Boulevardpresse und das Internet mit neuem Stoff versorgt und können nun darauf bauen, dass die Mühlen der deutschen Justiz in den nächsten hundert Jahren alle Verantwortlichen für diesen journalistischen Weltuntergang zerquetschen werden.
Die Gerechtigkeit wird siegen! Fuck Yeah!
Dafuq!?!

Wirkt das nur für mich so, als würde da jemand - egal, von welcher Zeitung und welcher Nationalität - schmollend in einer Ecke sitzen und sagen:
„Och Menno!“ Ich wollte aber selbst live dabei sein, wenn der Autounfall stattfindet, damit ich der sterbenden Leiche mit dem Mirko noch den letzten Atemhauch klauen kann. Und jetzt kann ich hinterher nicht behaupten, ich wäre selbst dabei gewesen… Voll doof!“
Damit ist der Prozess aus journalistischer Sicht natürlich völlig wertlos geworden. Ist ja klar. Es geht schließlich nicht um den Inhalt der Verhandlung und die NSU, sondern darum, dabei zu sein. Denn ‚dabei ist alles‘.

Wrgstf…
Dafuq, dafuq, dafuq!?!

Natürlich ist es blöd, wenn die ‚Wettbewerbsbedingungen‘ für diesen scheiß Akkreditierungsprozess einigen bekannt sind und anderen noch nicht. Wenn es darum geht, zuerst zu kommen und einen Platz zu erhalten, sollten die Bedingungen gleich sein.
Aber die Mitarbeiterin hat keine fucking Staatsgeheimnisse verraten. Und diese ganze Akkreditierungsscheiße ist sowieso idiotisch. Da stellt man einfach eine verkackte Kamera im Gerichtssaal auf und lässt eben JEDEN verschissenen Reporter zusehen.
Dann kann zwar keiner sich einbilden, irgendwelche Emotionen vom Gesicht des Angeklagten abgelesen zu haben, aber es haben auch alle das gleiche Handicap. Wir leben im verschissenen EINUNDZWANZIGSTEN Jahrhundert, verflucht noch eins. Das kann doch nicht so schwer sein. Und Kameras hat ja wohl auch der deutsche Staat genug.

Muss es da wirklich sein, das irgendein Hosenscheißer von einem Pupsblatt eine verkackte VERFASSUNGSBESCHWERDE an unseren höchsten Gerichtshof stellt, weil er nicht dabei sein darf?
Der Typ war offenbar um 09:15 Uhr nicht im Büro und wahrscheinlich um 08:30 Uhr - als die ersten Reporter die Mail erhalten haben - ebenso wenig. Und er war nicht ‚investigativ‘ genug, um selbst bei der redseligen Mitarbeiterin anzurufen. Und verfügte nicht über genug journalistischen Spürsinn, um sich den ungefähren Termin der Bekanntgabe der Bedingungen an den Fingern einer Hand abzuzählen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er bei Anwesenheit im Saal aus dem Prozess einen guten Artikel geschrieben kriegt, ist somit bereits in den Minusbereich gesunken.

Also… Wo ist der beschissene Bus mit den verkackten Neonazis (und optional einem Bild von Andrea Berg außen drauf), die diese Scheiße interessiert, dafuq???
Machen wir jetzt ernsthaft aus so einem Haufen Fliegenscheiße ein Politikum? Will sich vielleicht auch noch das Zentralkomitee der Juden einschalten und einen senffarbenen Haufen Dünnschiss dazu abgeben?
Oder… Wie wärs…? Schicken wir den verantwortlichen Richter, der dieser Sache irgendwie ziemlich gleichgültig gegenüberzustehen scheint, doch gleich nach Guantanamo. Oder foltern die da nicht mehr? Dann bliebe China oder Nord-Korea. Die rücken dem schon die Attitüde zurecht und sorgen für angemessene Betroffenheit.

Mal ganz ehrlich:
Für mich ist dieser Mist mal wieder ein Beweis dafür, dass es beim Journalismus längst nicht mehr um Inhalte geht, sondern um Selbstdarstellung.
‚Look at me! Ich war da und habe in einem Block gekritzelt, während der Prozess stattfand. Ich bin wichtig.
Hmm? Worums in dem Prozess ging? Ist doch egal. Ich war dabei. Das zählt!‘

Ich wünschte manchmal, ich wäre in einer ausreichend verantwortlichen Position, um zu solchen Leuten das zu sagen, was sie verdienen. In diesem Fall: Geh kacken, du Arsch. Schreib halt von Kollegen ab. Macht ihr doch sowieso alle.
Und wenn ich schon dabei wäre, würde ich ein Gesetz erlassen, in dem es Reportern verboten wird, die Unwahrheit zu berichten.
Das wäre in meinen Augen eine Revolutionierung der Medienbranche. Die Wahrheit anstelle quotengeeigneter Lügen und Verzerrungen.
Wouldn’t that be awesome?

Dieser Reporter kann sich jedenfalls mal Folgendes an die Wand pinnen: Fuck you! Lern verlieren, du Waschlappen.

Und der Anwalt der komischen Zeitung, der diese in Karlsruhe vertritt…
Warte… Ein Anwalt einer Zeitung wegen einer…?
Das kann nur ein Witz sein! Ist es aber nicht.
Dafuuuuuq!?!
Na… Der kann sich jedenfalls eine Kopie von diesen zwei Worten machen, die ich natürlich lediglich so plakativ in den Raum werfe, um auf die Absurdität der Angelegenheit hinzuweisen.
(Und um ihm ebenfalls zu sagen: Fuck you! Setzt mal Prioritäten in deinem Leben und vertritt Leute, die WIRKLICH einen Anwalt brauchen, anstatt scheiß Steuergelder für diesen Bullshit zu verschwenden, du Heckenpenner…)

Aber immerhin: Wenn wir in Deutschland nicht wirklich Luxusprobleme haben, dann weiß ich auch nicht. Wenigstens verhungert oder erfriert bei uns keiner.
Naja… Kaum einer. Also… vergleichsweise wenige Leute, wenn man es mit großen Nationen wie Luxemburg vergleicht… Oder so…

Mir fällt dazu nur eines ein: Kopf, Tischplatte. Kopf, Tischplatte.
Und zwar unterstützt von meiner Hand für jeden der Beteiligten… ;-P

In diesem Sinne…
Reich doch auch mal ne Beschwerde beim BVerf.G ein, wenn dir mal wieder ein Furz quersitzt. Scheint ja Usus zu sein, heutzutage.

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