Mittwoch, 3. April 2013

Dafuq des Tages - Krebs durch Alkohol


Mein Dafuq des heutigen Tages kommt von der Seite der ARD. Und dabei will ich eigentlich die Öffentlich Rechtlichen auch im Netz boykottieren. Aber jemand bei G+ hat nun einmal dorthin verlinkt und der Teaser hat mich schon so sehr auf die Palme gebracht, dass ich einfach nachlesen musste.

Zunächst also mein Stein des Anstoßes:
Gefahr von Alkohol und Tabak wird unterschätzt

Fast 200.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen von Tabak- oder Alkoholkonsum - viel mehr als an illegalen Drogen. Das geht aus dem Jahresbericht der Hauptstelle für Suchtfragen hervor. Experten warnen: Schon ein Glas Wein oder Bier täglich kann Krebs erregen.

Am Ende dieses Teasers hatte ich meinen Dafuq-Moment.
Schon ein Glas kann Krebs erregen.
Krebs? Ernsthaft Leute? Krebs…?
Ich hätte jetzt mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Bullenscheiße. Und dieser Eindruck sollte sich beim Lesen des Artikels dann auch bestätigen.

Die 200.000 Toten sind offensichtlich die Menschen, die an den unmittelbaren Folgen des Konsums verrecken. Und das ist etwas, was ich an dieser Stelle schon einmal herausstreichen will, denn ich möchte später noch einmal darauf zurückkommen.
Aber bleiben wir erst einmal beim Krebs. Der hat mir schließlich fast die Schuhe ausgezogen.

Im ganzen Artikel wird besagter Krebs - mit dem man offensichtlich einfach nur Aufmerksamkeit erregen wollte - dann auch tatsächlich in einem Satz erwähnt. Regelmäßiger Alkoholkonsum könne Organschäden hervorrufen. Schon ab einem Glas bei Frauen(!!) könnten Organschäden auftreten. Brustkrebs ist ein genanntes Beispiel.

Ich will jetzt nicht groß daraus herumreiten, dass da jemand nicht aufgepasst hat, was die üblichen Konsumvarianten von Alkohol angeht. Der Verantwortliche für den Artikel hat wahrscheinlich zu viele College-Pornovideos gesehen, wo sich die Mädels den Alkohol von den Brüsten schlabbern lassen. Und dabei über die Haut die bösen krebserregenden Stoffe aufnehmen, die sie demnächst töten werden.
Okay… Ich will doch darauf herumreiten. ;-D

Hat man diesem Menschen nur ins Gehirn geschissen oder war da von vorneherein nicht viel drin, frage ich mich bei so einem Haufen Bockmist.
Sicherlich sind die Ursachen für eine Krebserkrankung komplex und die Erkrankung als solche ist schrecklich. Aber die Schuld beim Scheiß Alkohol zu suchen ist jetzt schon etwas lächerlich. Mir kommen durchaus Organschäden in den Sinn, die durch Alkohol begünstigt werden. Es heißt ja nicht umsonst Säuferleber. Und die Nieren können auch ganz schon leiden. Aber ein erhöhtes Brustkrebsrisiko für Frauen von einem Glas Bier am Tag abzuleiten ist ungefähr so sinnvoll, wie die Ursachen für die globale Erwärmung beim Haarspraykonsum der Bewohner von Luxemburg zu suchen.
Oder - wenn man die Perspektive mal umdreht - es ist vielleicht tatsächlich ein erhöhtes Risiko damit verbunden. Auch für Brustkrebs. Aber dann stünde der Alkohol eher auf einem traurigen siebenundzwanzigsten (oder so) Platz auf einer Liste, die vom Atmen ziemlich unangefochten angeführt werden dürfte.
Womit ich sagen will, dass heutzutage wohl so ziemlich alles, was wir tun, ein gewisses Krebsrisiko beinhaltet, denn wir sind von den fiesen kleinen Auslösern umgeben. Die Mistdinger nennen sich ‚Freie Radikale‘ und sich Partikel von ungefährer Molekülgröße. Und die sind überall weil unsere gesamte Umwelt ziemlich am Arsch und alles um uns herum mit eher unnatürlichem Dreck überlastet ist.

Soviel also zum Thema Krebs, Mr. Peter Mücke vom NDR.
Fuck you.

Das dritte Dafuq hatte ich ganz nebenbei, als es um die Risikomenge ging.
Ein Glas bei Frauen und die doppelte Menge bei Männern. Im Teaser klang das noch anders, oder?
Aber viel geiler ist: Dem Artikel zufolge ist also ein Glas Bier am Tag für Männer völlig risikofrei. Kein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs oder andere Organschäden. Der Krebs funktioniert wie das Finanzamt: Wenn du die Schwelle nicht überschreitest, ist alles tutti. Nur wenn du mehr trinkst…
Oha! Sofortiger Exitus. Rapp-Zapp, Rübe ab. „Er ist tot, Jim.“

Mal ganz davon ab, dass es insgesamt ziemlich hanebüchen daherkommt, ist es natürlich wieder komplette Bullenscheiße, das nach Geschlechtern aufzuschlüsseln. Es gibt auf dieser Welt ganz sicher Frauen, die ohne diese ominösen Krebsrisiken auch drei Gläser am Tag schlucken können, weil sie einfach eine gute Konstitution und Veranlagung haben. Und ebenso Männer, die kein halbes Glas vertragen, bevor sofort die erste Krebszelle ihr hässliches Haupt erhebt und schreit: „Ich will dir fressen.“
Oder - realistischer betrachtet - ein erhöhtes Risiko für Schäden an den Organen besteht, die etwas mehr mit dem Alkohol in Berührung kommen und nicht erst an Krebs erkranken müssen, um wirklich im Arsch zu sein.

Also auch noch einmal Thema verfehlt, setzen, Sechs, Mr. Mücke vom NDR.
Fuck you twice.

Das nächste Dafuq hatte ich dann im Zusammenhang mit den Zahlen der Toten.
Trottel, der ich bin, erwartete ich doch tatsächlich eine Herstellung des Zusammenhangs zwischen Alkoholkonsum und den wasweißichwievielhunderttausend Verkehrstoten oder im Suff Erschlagenen. Aber wenn man sich die Zahlenverteilung von einem Drittel durch den Alk und zwei Dritteln durch den Tabak ansieht, weiß man gleich, dass es nur um Leute geht, die direkt am Suff gestorben sind.
Ja… Es geht um Sucht bei diesem Suchtbericht. Und das ist auch ein Thema, das Aufmerksamkeit verdient hat. Die Probleme mit der Finanzierung von Suchtberatung und Prävention, die der Artikel kurz anreißt, sind schlimm. Aber wenn wir schon darüber reden, sollten wir doch vielleicht auch mal über all die Menschen sprechen, die sonst noch an den Folgen von Alkoholkonsum sterben. Nur eben nicht an dem, was sie selbst konsumieren.
Was ist mit den Leuten, die totgefahren werden, weil es in Deutschland noch immer als Kavaliersdelikt betrachtet wird, mit ein paar mehr Bier intus in den Wagen zu steigen? Gehören die nicht auch in diese verkackte Statistik? Und sollte die Prävention nicht auch um eine Sensibilisierung erweitert werden, was dieses Thema angeht?
Wie seriös kann ein Bericht zu der Thematik sein, wenn er diesen Bereich außer Acht lässt?

Und warum - Dafuq zum Vierten - redet niemand bei diesem scheiß Thema darüber, dass jeder Schluck Alkohol Gehirnzellen tötet?
Ich bin selbst kein Freund von Alkohol und halbwegs im Bilde, was die unterschiedlichen Folgen angeht. Und die Verblödung der Alkis war für mich immer etwas, dass ich wirklich, wirklich schlimm fand und was sich aus meiner Sicht auch mit am Schnellsten bemerkbar macht.
Davon ist in dem Artikel aber nicht die Rede. Und im Suchtbericht vermutlich auch nur am Rande, denn das ist ja sooo abstrakt und ungreifbar.

Fuck you Hauptstelle für Suchtfragen.
Und Mr. Peter Mücke um Dritten.


Klar ist nur die Lösung für das Problem.
Einschränkungen bei der Werbung haben schon bei Zigaretten funktioniert. Das klappt auch beim Alkohol.
Ich wage, das zu bezweifeln. Sicherlich ist Rauchen mittlerweile nicht mehr cool. Man ist nicht mehr smart and sophisticated, wenn man raucht. Aber die dämlichen Warnhinweise auf den Packungen schrecken keine Raucher ab. Und die Idee mit den Bildern ist eine Frechheit hoch zehn.
Was wirklich abschreckt, sind die horrenden Kosten. Dadurch können es sich viele Leute einfach nicht mehr leisten zu rauchen. Und wenn man es einmal wirklich aufgegeben hat, ist man mit etwas Willensstärke wohl auch durch mit dem Scheiß.
So ging es mir jedenfalls mit dem Alk - auch wenn ich das Zeug nie wirklich so richtig gerne mochte, weil es einfach scheiße schmeckt. Aber das ist bei Zigaretten ja ähnlich.

Bei Alkohol ist da aber ein weiterer Faktor: Der Rausch ist auch wirklich ein Rausch.
Alkohol enthemmt und viele Leute haben Spaß, wenn sie betrunken sind. So viel Spaß, wie sie aufgrund ihres persönlichen Stockes im Arsch niemals nüchtern haben können.
Werbeeinschränkungen werden da nicht die erhoffte Wirkung zeigen. Vor allem nicht bei den Deutschen, die Tschechien praktisch nur aus dem Grund im 2. Weltkrieg erobert haben, weil dort Pilsen liegt und das eigentlich eine deutsche Stadt sein muss. Schließlich wurde dort die Pilsener Brauart erfunden. Und die muss deutsch sein, damit es passt.

Anyway…
Die Themen Alkohol und Sucht haben eine ernsthaftere Betrachtung verdient, als ich sie hier vornehmen will. Mir geht es um einen Artikel auf einem Portal, dass sich gerne seriös geben möchte. Aber das Niveau ist trotzdem nur Bildzeitung.
Für mich war das Ganze mehrfach Dafuq und deswegen all diese vielen Worte wert. Und dank mir ist dieser dämliche Artikel jetzt auch selbst was wert. Natürlich nur in Kombination mit meinem Post hier und als dessen völlig lächerliche Grundlage. Aber immerhin.
;-D

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