Donnerstag, 20. August 2015

Thoughts on - Hasstiraden gegen Hasstiraden

Seit ich es als Jugendlicher gelesen habe, geht mir ein bestimmtes Zitat nicht mehr aus dem Kopf. Insbesondere in Zeiten wie diesen kommt es verstärkt wieder an die Oberfläche. Es ist aus einem Science-Fiction Roman von 1983 namens Planetaktion Z - Treibjagd im Weltraum von Mark Brandis alias Nikolai von Michalewsky, einem deutschen Schriftsteller.
Es lautet:
Vernichtet den Hass
Zerstört das Vorurteil -
Und die Welt ist heil!

Ich muss da immer wieder dran denken und ich finde durchaus Wahres darin. Aber gleichzeitig läuft es mir auch jedes Mal irgendwie unangenehm den Rücken runter, wenn ich diese Zeilen lese.
Sie passen zu dem Buch, in dem es um überhand nehmende Vorurteile und unbegründeten Hass ging. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, spuckte ein neuer Supercomputer in der Geschichte als Namen für den Täter einer schrecklichen Gräueltat zunächst ein Z aus, das später zu einem Zig ergänzt wurde. Die interstellare Öffentlichkeit stürzte sich daraufhin auf die Zigeuner in der Annahme, sie wären verantwortlich. Nur leider kam dann schlussendlich heraus, dass der Computer den Täter benennen konnte, der Zigansky hieß, wenn ich mich richtig erinnere. Da hatte man die Zigeuner aber schon in Internierungslager gesteckt und der Schaden war angerichtet.
Das Zitat steht am Anfang des Buches. Es wird als Inschrift zu einem Mahnmal beschrieben, das an diese schreckliche Hetzjagd erinnern sollte und man versteht es am Ende des Buches. Es ist in gewisser Weise natürlich inspiriert vom Holocaust und ähnlichen Hetzjagden gegen Minderheiten aufgrund von Vorurteilen und Fremdenhass. Das dürfte nicht schwer zu erkennen sein.
Aber da ist etwas an diesen Worten … Etwas, wovon ich annehme, der Autor hat das so beabsichtigt. Auch wenn es eher Jugendbücher waren, hatte der nämlich einiges auf dem Kasten und konnte sehr subtil Gesellschaftskritik verpacken.

Diese Worte, sie sind auf FALSCHE Weise richtig. Sie stimmen irgendwie, aber die Formulierung ist erschreckend, wenn man mal genau darüber nachdenkt. VERNICHTET den Hass, ZERSTÖRT das Vorurteil und die Welt ist REIN.
Ist Vernichtung nicht ein Akt des Hasses und Zerstörung ein Zeichen des Vorurteils? Kann etwas überhaupt gänzlich rein sein? Sollten wir uns das eigentlich wünschen? Oberflächlich betrachtet scheint es eine gute Sache, aber letztlich scheint mir doch, dass die Hasser des Hasses sich nach gelungener Vernichtung desselbigen dann folgerichtig selbst richten müssten. Der Kampf gegen das Vorurteil führt allzu leicht zu einer vorurteilsbehafteten Haltung bei einem selbst. Und wer bestimmt überhaupt, was Vorurteil ist und was womöglich doch irgendwie berechtigte Ablehnung?

Warum schreibe ich das? Weil ich kein gutes Gefühl dabei habe, wenn ich die Hasstiraden gegen die Hasstiraden gegen Asylanten lese. Ich habe auch kein gutes Gefühl bei den Hasstiraden gegen die Asylanten selbst. Ich habe generell kein gutes Gefühl bei Hasstiraden. Die sind mir zu fundamentalistisch und auch zu dogmatisch. Keine einseitige Position kann jemals gänzlich richtig sein, selbst wenn sie sich nominell dem ‚Guten‘ verschrieben hat. Einseitigkeit führt immer zu Diskriminierung. Und ja, auch die rechtsgerichteten Einwanderungsgegner können diskriminiert werden. Und das ist ebenso wenig richtig, wie deren Diskriminierung anderer Gruppen.
Wem das jetzt sauer aufstößt, der denkt nicht logisch. Es ist schließlich die ablehnende Haltung dieser Rechten gegenüber Minderheiten aufgrund der Tatsache, dass die einfach nur anders sind, gegen die allgemein Stellung bezogen wird. Was ich an und für sich gut und richtig finde. Allerdings nicht, wenn es zu einer Haltung wird, die Rechte ablehnt, weil sie eine andere Meinung vertreten, denn das wäre Diskriminierung. So funktioniert das nicht, wenn es nicht in einer Spirale des Hasses enden soll, die sich am Ende selbst in den Schwanz beißt.

Hass mit Hass zu begegnen - dabei kann nichts ‚Gutes‘ rauskommen. Stelle ich mir mal spaßeshalber vor, es gelänge all die Hassprediger rechter Gesinnung mundtot zu machen oder wegzusperren oder wie auch immer sonst zu beseitigen, dann … wird mir ziemlich flau im Magen. Nicht weil ich auf rechte Parolen stehe, sondern weil ich mich dann frage, welche Ziele sich die siegreiche Bewegung dann sucht. Was wird als nächstes zum Feindbild bestimmt? Wer muss als nächstes bekehrt oder beseitigt werden?
Daran, dass sich eine Bewegung gleich welcher Art nach einem ‚Sieg‘ auflöst, glaube ich nicht. Der Feminismus ist auch noch da und sucht sich immer neue Feindbilder, egal wie absurd sie sein mögen. Warum? Weil der eigentliche Kampf um die gleichen Rechte gewonnen ist und der gesellschaftliche Konsens erreicht wurde. Folgerichtig hätten die Kampfgruppen der Feministinnen keinen Grund mehr weiterzubestehen, wenn nicht künstlich immer wieder einer erzeugt würde.
Und das ist nur ein Beispiel unter vielen. Jede Bewegung, die sich einmal radikalisiert hat, weil sie glaubte, anders ihre Ziele nicht erreichen zu können, legt nicht einfach die Waffen nieder und zerstreut sich nach getaner Arbeit. Man gewöhnt sich an den ständigen Kampf, auch wenn die Gewalt vielleicht nicht physischer, sondern psychischer Natur sein mag. Man gewöhnt sich daran, bei anderen nach Anzeichen Ausschau zu halten, dass sie zum Feind gehören. Man lernt, selbst wie ein Terrorist zu denken, um die feindlichen Terroristen zu vernichten, bis man selbst letztlich diese Denkweise nicht mehr ablegen kann.
Und dann … dann muss eine neue Bewegung entstehen, damit die neuen Terroristen nicht freie Hand haben. Eben diejenigen, die anfangs für Freiheit und gegen Unterdrückung kämpften, werden dann nach ihrem Sieg zu den Unterdrückern und es finden sich Leute, die dagegen vorgehen. Idealisten, die sich irgendwann notgedrungen radikalisieren und die Spirale der Gewalt fortführen.

So wird sich aber nichts verändern. Indem die Worte gegenüber den Asylgegnern und Ausländerhassern immer härter und schärfer werden, verschärft sich letztlich nur der Konflikt. Kein Mensch, der aus irgendwelchen Gründen gegen Ausländer ist, sich vor Überfremdung fürchtet oder um die Erhaltung der eigenen Kultur bangt, lässt sich mit Hasstiraden als Antwort auf seine Hasstiraden von einer anderen Sichtweise überzeugen. Das zumindest ist auch ziemlich logisch.
Toleranz bedeutet nicht, sich gegen Intoleranz zu radikalisieren. Toleranz bedeutet, sich auch gegenüber irrationalen Meinungen verständig zu zeigen und auch unsinnige Ängste zu respektieren - und dem auf einfühlsame Weise entgegenzutreten. Toleranz bedeutet, hinter die Kulissen zu schauen und nicht etwa der Gegenseite die Fresse zu polieren.
Dabei gilt es natürlich, Gewalt in jeder Form zu verurteilen und zu versuchen, sie zu verhindern. Aber das schafft man nicht, indem man Gewalt einsetzt. Prävention beginnt da, wo der Gewaltimpuls im Entstehen begriffen ist und nicht da, wo er ausbricht und zu Taten wird. Und außerdem gehört zur Prävention auch, die eigene Radikalisierung im Auge zu behalten und zu verhindern, denn sonst hat man plötzlich zwei gefährlich radikale Gruppen anstelle von einer.

Diese Idee, die ich da habe, ist nicht neu. Absurderweise findet sie sich sogar im Christentum. Die Idee der Nächstenliebe und die Sache mit der anderen Wange sind letztlich nichts anderes als jahrtausendealte Fassungen genau dieses Gedankens. Was nahelegt, dass schon vor langer Zeit Leute die Lösung erkannt haben, sie aber der Masse nicht wirklich nahebringen konnten. Gut erkennbar an dem, was aus dem Christentum trotz einiger guter Ideen geworden ist, nachdem es sich hinlänglich radikalisiert hatte.
Und da ich nicht dumm bin, erwarte ich nun auch nicht wirklich, mit meinen Worten etwas zu bewirken. Die Masse der Leute, die sich über Ausländer oder über Ausländerfeindlichkeit bis zum Gehtnichtmehr ereifern, sind ganz offensichtlich sehr zufrieden damit, eine Form von Hass ausleben zu können und einen Sündenbock gefunden zu haben. Zu diesen Leuten könnte ich nur auf individueller Basis und mit viel Zeitaufwand durchdringen.
Aber vielleicht stehen einige ja selbst gewissermaßen mitten auf der Frontlinie und zweifeln am gesunden Menschenverstand beider Seiten. Vielleicht gibt es noch andere, die zwar die Ablehnung gegenüber Gewaltparolen der einen Seite teilen, die antwortenden Hasstiraden der anderen Seite aber ebenfalls nicht mögen. Vielleicht hilft das hier jemandem weiter, der sich nicht einfach auf die Seite des ‚Guten‘ schlagen mag, wenn dieses ‚Gute‘ mit der gleichen Art von Knüppel arbeitet, wie das ‚Böse‘.

Ich für meinen Teil kann da nicht mitspielen. Ich glaube an Meinungsfreiheit, auch wenn die Meinung in meinen Augen bescheuert ist. Ich bin gegen Gewalt, und zwar auch gegen deren psychische Variante. Deswegen lehne ich die Herangehensweise der Ausländerfeinde ab, aber die Auswüchse, die das Getue von deren Gegnern annimmt, ebenso.
Wenn jemand Angst vor Überfremdung hat, muss ich das akzeptieren. Ich muss es nicht unterstützen und ich lebe glücklicherweise in einem Land, in dem diese Art konservativer Haltung keine Mehrheit mehr hat, aber ich muss die Existenz dieser überalterten Sichtweise ganz einfach akzeptieren. Ich kann, will und werde mich nicht an Hexenjagden beteiligen, weil ganz einfach niemand eine Hexenverbrennung verdient hat. Nicht einmal der fieseste, schlimmste Neo-Nazi. Ja, nicht einmal ein pädophiler Kindermörder vom Format eines Luis Alfredo Garavito Cubillos.
Um mir selbst im Spiegel in die Augen sehen zu können, muss ich zuallererst einmal selbst die Regeln einhalten. Ich verweigere mich dem Hass in mir und stelle mich meinen Vorurteilen entgegen. Ich leugne nicht, dass beides in mir steckt. Ich bin ein Mensch und habe reichlich Schwächen. Aber als Mensch habe ich auch meinen eigenen, freien Willen und kann entscheiden, nicht meine Angst, meine Vorurteile und meinen Hass über mein Leben bestimmen zu lassen.

Das alles ist mein ganz persönlicher und eigener Standpunkt zu den Dingen, die momentan in all den sozialen Netzwerken passieren und durch die Medien geistern. Den Dingen, die mich dazu bringen, traurig den Kopf zu schütteln, weil sie einfach an allen Problemen vorbeigehen und im Endeffekt nur wieder eine Form der modernen Blutfehde sind.
Ich kommentiere dazu selten und wer sich gefragt hat wieso, versteht es jetzt vielleicht. Oder auch nicht. Ich erwarte das nicht, denn ich habe bereits bei Hardcore-Christen, feministischen Fundamentalisten und Literaturkritikern, welche die eine, objektive Wahrheit zu kennen glauben, meine Lektion gelernt. Aber so ganz unkommentiert kann ich es offenbar doch nicht stehen lassen, wie man sieht.

Vernichtet den Hass
Zerstört das Vorurteil -
Und die Welt ist heil!

Darauf will ich noch einmal zurückkommen, denn das ist es, was sich irgendwie immer beide Seiten in jeder Meinungsverschiedenheit auf die Fahne zu schreiben scheinen. Beide Seiten glauben so fest daran, dass sie absolut recht haben. Sie sind von der Reinheit ihrer Sichtweise völlig überzeugt.
Aber die Wahrheit ist, dass es niemals eine absolut richtige Seite gibt. Die Wahrheit liegt immer im Auge des Betrachters und vermutlich auch immer zumindest ein wenig in der Grauzone zwischen den absoluten Positionen. Objektive Richtigkeit ist ein Mythos, an den nur zutiefst subjektive Menschen glauben können.
Deswegen stehe ich auf keiner Seite in diesem Konflikt und klinke mich aus, wenn die Auseinandersetzung zu radikal wird. Und deswegen rate ich auch allen anderen, sich mal zurückzunehmen und tief durchzuatmen. Allen anderen, egal auf welcher Seite sie sich einsortieren. Ihr dreht gerade so ziemlich alle durch, liebe Leute.

In diesem Sinne …

… fröhliches Weiterstreiten mit dem ideologischen Erzfeind auf nicht sehr hohem Niveau.

Samstag, 1. August 2015

Offener Brief an die Werbebranche

Liebe Werbebranche

Dies ist ein offener Brief an dich. Wir hatten diese Diskussion schon mal und du hast mir letztes Mal nicht zugehört, also hast du mich jetzt wieder an der Backe.
Und wieder beginne ich damit, dass ich grundsätzlich neuen Produkten gegenüber aufgeschlossen bin. Ich bin nicht Barney Stinson. Für mich ist neu nicht IMMER besser, aber neu ist oft leistungsfähiger und bietet mehr Möglichkeiten und deswegen bin ich da echt positiv eingestellt.
Wie ich schon des Öfteren sagte, sind mir Produktpräsentationen also grundsätzlich willkommen. Echt jetzt. Zeig mir dein neues Gadget und was es kann und ich lasse mich vielleicht davon überzeugen, es zu kaufen. Ein neuer PC, doppelt so schnell wie die alte Kiste? Sold. Ein Festplattenreceiver mit doppeltem Speicherplatz im Vergleich zum Vorgängermodell? Sold. Eine Thermoskanne, die Kaffee wirklich heiß hält? Sold. Ein neues, vielversprechendes PC-Spiel wie XCOM2, das auf dem Spielprinzip des Vorgängers aufbaut und unter Einbeziehung von Community-Feedback gestaltet wurde, nachdem der Hersteller außerdem auch noch der Modding-Community einige Aufmerksamkeit geschenkt hat? SOLD.

Was mich interessiert, wenn du, liebe Werbebranche, mir ein Produkt vorstellst, ist das Produkt. Wenn du mir eine Kaffeemaschine zeigst, die mit Pads arbeitet, kannst du dich auf den Kopf stellen und mit dem Arsch La Paloma pfeifen und ich werde sie trotzdem nicht kaufen. Du kannst mir mit hundert Videos vermitteln, dass ich niemals ein umwerfendes Sonntagmorgen-Feelingerleben werde, wenn ich nicht den Kaffee aus deiner Maschine trinke und ich werde dir die Brühe trotzdem ins Gesicht spucken, weil ich nun mal nur Filtertüten-Kaffee aus altmodischen Brühmaschinen mag.
Wenn du mir ein Auto verkaufen willst, kannst du dir so viele Landschaftspanoramen einfallen lassen und so viele halbnackte Frauen auf das Ding legen, wie du willst. Ich BRAUCHE nun mal keine Karre. Ich hab nichtmal einen verkackten Führerschein. Und wenn du ernsthaft glaubst, ich kaufe dir auch nur ein Wort ab, das aus einer deiner Werbungen für Versicherungen stammt, musst du dir das Hirn weggekokst haben. Ich bin fast 40. Ich weiß aufgrund von realer Lebenserfahrung, dass eine Versicherung nur in einem Fall zahlt - wenn sie gar nicht anders kann und unbedingt muss und so wirklich gar keinen Weg darum herum findet.
Ich bin nicht blöd, liebe Werbebranche. Und ich sags dir jetzt nur zu gerne: Die meisten anderen Leute sind auch nicht blöd genug, um auf deine Versprechen so wirklich reinzufallen. Selbst ziemliche Vollpfosten wissen mittlerweile, was eine Werbelüge ist. Also solltest du dein Konzept mit schönen Bildern und völlig aus der Luft gegriffenen Behauptungen zu werben, vielleicht noch mal überdenken.
(Fun-Fact am Rande: Fernsehwerbung darf übrigens praktisch lügen, dass sich die Balken biegen, während ein Onlinehändler nicht nur abgemahnt werden kann, wenn er die Unwahrheit über sein Produkt behauptet. Nein, er kann auch für Werbung mit Selbstverständlichkeiten Ärger kriegen, wenn er Fakten über sein Produkt, die angeblich jeder einfach kennt, mit erwähnt …)

Anyway, was du im Moment tust, liebe Werbebranche, betrachte ich als kontraproduktiv. Und weil ich so ein liebenswertes Kerlchen bin, dachte ich mir: Sags doch, damit sie es erfahren können.
Ich erklärs dir mal Schritt für Schritt: Wenn ich einem Link - beispielsweise von Facebook - folge und auf eine Seite gelange, wo ich mir ein Video zu einem für mich interessanten Thema ansehen kann, dann bin ich an besagtem, für mich interessanten Thema interessiert. Wenn ich auf Youtube lande, ist alles gut, denn ich habe einen Adblocker. Aber auf anderen Seiten erwartet mich ein automatisch startender, halbminütiger Werbespot, den ich verfickt noch mal nicht einmal PAUSIEREN kann, bevor ich an das Video rankomme. Meist unangemessen laut, unangemessen bunt und unangemessen uninteressant, weil sowieso schon tausendmal ignoriert und trotzdem ein paar Mal zwangsläufig gesehen.
Diese Art von Zwang löst bei mir - einem halsstarrigen, eigenbrötlerischen, zickigen, nicht hirntoten Menschen - Aggressionen aus. Aggressionen, die ich ganz klar auf das beworbene Produkt übertrage. Aggressionen, die eine Kaufwahrscheinlichkeit für was für einen Scheiß auch immer von gering auf faktisch nahe Null senken. Aggressionen, die mich zudem oft genug das Handtuch werfen lassen, weil ich mir keine halbe Minute Werbung geben mag. Weil ich eine Seite, die so etwas für nötig hält, um sich zu finanzieren, nicht als vertrauenswürdig erachte. Weil ich mir darauf basierend denken kann, wie gut recherchiert der Beitrag dann wohl sein mag. Weil ich letztlich die Infos, die ich suche, dann auch in Textform finden kann, da ich des Lesens mächtig bin. Und bei Texten kannst du zwar Werbung davorschieben, aber du musst mir auch ermöglichen, die wegzuschieben, sonst würde der Text keinen Sinn ergeben. Seiten, wo sogar das nicht möglich ist, suche ich garantiert kein zweites Mal auf.

Was ich dir sagen will, liebe Werbebranche, ist: DU NERVST.
Deine penetrante Art, Werbung in meine Fresse zu drücken und mich zwingen zu wollen, sie auch anzusehen, bevor ich was auch immer erblicken darf, macht dich zu einem meiner ganz persönlichen Lieblings-Arschlöcher. Du erreichst einen genau gegenteiligen Effekt zu dem, den du anpeilst und du peilst das nicht einmal. Du schreckst Kunden davon ab, deine beworbenen Produkte zu kaufen, anstatt es ihnen schmackhaft zu machen. Du kapierst offenbar nicht, wie die jüngste Generation funktioniert und uns Ältere hast du so nachhaltig verprellt, dass du uns wahrscheinlich nie mehr zurückgewinnen kannst.
Und dabei wäre es so einfach. Beispielsweise könntest du ein gutes PRODUKT produzieren, das durch Qualität überzeugt. All das Geld, das in die Werbung investiert wird, könnte die Produktion aus indischen Kinderfabriken in die Hände anständig bezahlter Facharbeiter mit Krankenversicherung und Altersvorsorge verschieben und außerdem das Produkt selbst verbessern. Anstelle von immer dünner, härter und rissiger werdendem Klopapier mit immer weniger Blatt pro Rolle zum gleichen Preis könnte der Scheiß BESSER werden, weil die Fertigungstechniken sich verbessern. Die Leute würden dann sagen: Oh Mann, das Klopapier von XYZ ist ein Traum. Sie würden FREIWILLIG und KOSTENLOS durch Schwärmerei für das Produkt werben.

Und wenn es dann doch unbedingt Werbung sein soll, weil man ja irgendwie das Produkt bekannt machen muss, dann wäre sehenswerte Werbung ja vielleicht mal ein Ansatz. Versuchs mal kurz und knackig, wie bei einem Vine. Sechs Sekunden würde ich mir geben, wenn ich Werbung anschauen müsste. Und sechs Sekunden sind auch genug, um Neugier auf ein Produkt zu erzeugen, wenn es denn Neugier verdient hat. Wenn es einfach nur generischer Scheiß ist, reichen aber auch keine 60 Sekunden, um mich neugierig zu machen.
Mach witzige, unterhaltsame, sehenswerte Werbung, die ich mir gerne ansehe, weil der Spot an und für sich sehenswert ist. Mach Werbung, die von Leuten auf Youtube geteilt wird, weil sie einfach nur gut oder witzig ist. Lern von Kondomherstellern wie Durex, deren Werbung du überall auf YT finden kannst, weil sie ein wenig verrucht oder frech ist. Oder lass wenigstens einen Ford Ka eine animierte Taube mit der Motorhaube wegboxen, sodass ich fies kichern kann.
Du siehst, es GIBT Webung, die ich mir auch nach Jahren noch merken kann. Und ich assoziiere positive Erinnerungen damit. Weil die Werbung gut und lustig oder auch mal intelligent oder frech war. Es gibt solche Werbung, aber natürlich muss man etwas Gehirnschmalz investieren, um sie zu erschaffen. Einfach nur was hinrotzen, was natürlich qualitativ zu einem in China möglichst spottbillig hergestellten Drecksprodukt passt, gewinnt bei mir keine Blumentöpfe. Nein, es beleidigt mich. Und ich kaufe nicht bei Leuten, die mich beleidigt haben oder eine Beleidigung mir gegenüber beauftragt haben. Da bin ich eigen.

Ich weiß, dass du mir nicht zuhören wirst, liebe Werbebranche. Ich weiß, dass es dich einen Scheiß interessiert, weil du gar nicht erfasst, dass du mit mehr Kreativität auch bessere Ergebnisse erzielen könntest. Deine Werbeideen sind wie deine Produkte - billiger Importscheiß.
Aber ich habe es dir gesagt und du kannst dich nun nicht mehr beschweren, dass der Zusammenbruch deines Kartenhäuschens der schillernd bunten Werbewelt völlig ohne Vorwarnung gekommen wäre. Die gegenwärtig jüngste Generation oder irgendeine danach wird dich in der Form, die du gegenwärtig hast, abschaffen, weil du nur noch nervst. Und ich werde dir mit freudig ausgestrecktem Mittelfinger nachwinken, weil ich dich nicht ein bisschen vermissen werde.
Das haste dann davon. :-P

mit einem unechten Kinderriegel-Lächeln und einer nicht näher spezifizierten Geste zum Ausdruck des Gegenteils von Wertschätzung als Gruß

ein mittlerweile wirklich genervter Nicht-Kunde

Samstag, 18. Juli 2015

Dafuq des Tages - Online Slut-Shaming der niedersten Art

Alter Falter, bin ich gerade stinkig!
Man surft nichtsahnend bei Facebook rum und stolpert über ein ‚Video‘. Anführungszeichen deswegen, weil es eigentlich nur Audio ist. Und es beinhaltet eine ziemlich intime beichte eines Mädchens gegenüber ihrem Freund, wie sie ihn betrogen hat und wie das schief gegangen ist. Ich bin sicher, viel zu viele haben davon mitbekommen, dass sie nach den zwei Sekunden Analsex dann nicht mehr scheißen konnte. Und wer es nicht kennt, hat ehrlich gesagt nichts verpasst, denn es ist einfach nur eine Audioaufzeichnung einer Dummheit, wie sie verfickt noch mal jeder in irgendeiner Form mal in seinem Leben angestellt hat.
Wer jetzt an dieser Stelle denkt: „Ey, aba isch hab noch nie meine Aldde betrogen und die is voll die Schlambe, ey“, dem ist eh nicht mehr zu helfen, selbst wenn sein Deutsch etwas besser ist. Solche Leute sollen sich ruhig weiter in die Tasche lügen. Aber bitte nach einer Vasektomie, damit sie sich nicht fortpflanzen können, danke.

Ja, ich bin stinksauer, dafuq! Ich sehe zum Original des Videos mehr als 36.000 Likes, über 11.000 Teilungen und verfickte 84.000 Kommentare. Dafuq!?! Das sind mehr als viele Städte Einwohner haben. Und davon ist sichtlich die Mehrzahl aus Arschlochhausen, weil sie nicht einfach nur sagen, wie sehr sie sowas anwidert.
Aber hey, noch bin ich nicht fertig mit meiner Exkursion, also komme ich auch noch nicht zur Konklusion. Ich bin nämlich den Spuren dieser Sache noch etwas gefolgt und musste feststellen, dass es auch Youtube Menschen gibt, die derlei Sprachaufzeichnungen öffentlich machen. Zusammen mit Gameplay-Videos von Ego-Shootern und dergleichen. Ziemlich offensichtlich zur Verschleierung, denn solche Sprachnachrichten zu veröffentlichen ist aus gutem Grund strafbar.
Diese Schwachmaten müssen einen Mikropenis oder eine erektile Dysfunktion haben, wenn man mich fragt. Oder sie kriegen aus anderen Gründen keine ab und hassen deswegen Frauen. Weswegen geilt man sich sonst an intimen Nachrichten auf und bezeichnet die Frauen als Huren oder sonst was?

Jetzt nicht missverstehen, die Nachricht, die ich da gehört habe, war inhaltlich erregend. Eine Frau hat jemandem erzählt, wie sehr sie ihn will. Sie hat masturbiert dabei. Wenn ich solche Nachrichten bekomme, macht mich das an. Es ist ein sehr sinnlicher und intimer Vertrauensbeweis. Es ist nicht mehr weit von Sex entfernt und ähnlich persönlich. Es ist in gewisser Weise ein sackstarkes Kompliment, wenn man sowas in einer Frau auslöst.
Aber der Flachwichser, der die Nachricht bekam, schickte sie lieber einem Heckenpenner, der sie bei Youtube hochgeladen hat. Ich frage mich warum … Nein, streicht das. Ich habe eine ziemlich gute Ahnung. Er wird es nicht weitergeleitet haben, als er noch eine Chance hatte, zum Stich zu kommen. Aber als sie irgendwann gepeilt hat, was für ein menschlicher Totalverlust er eigentlich ist … Als die ihm den Laufpass gab und er nicht mehr bei ihr landen konnte … Als sie völlig zu Recht, wie sich ja rückwirkend eindeutig beweist, nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, hat er Rache genommen.
Und jetzt lacht sich ein Teil des Internets darüber schlapp, was für eine Schlampe sie doch sei. Der Teil des Internets, der offenbar aus gutem Grund selbst nicht bei Frauen landen kann, würde ich sagen. Der Teil der männlichen Menschheit, der es auch gar nicht verdient hat, eine abzubekommen. Weil diese Spinner alle scheiße sind.

Mich kotzt das maßlos an. Es macht mich so richtig sauer. So sauer, dass ich mich vergessen könnte. Ja, ich würde sagen, dass man in meiner Anwesenheit so ein Audio besser nicht abspielt, weil es dann was auf die Fresse geben könnte, so sauer macht mich das.
Diese Frauen sind keine Schlampen. Sie sind bereit, sich sexuell gegenüber jemandem zu exponieren und kriegen dafür einen Tritt ins Gesicht. Die Schlampen sind die Schlappschwänze, die sowas öffentlich machen. Das sind die Huren, die Fotzen und wasweißichnichtnoch.
Selbst wenn es um beichten geht oder darum, wie die Mädels ihre Freunde betrogen haben, ist das keine Rechtfertigung oder Entschuldigung. Selbst wenn es eine schmerzhafte Trennung mit viel aufgestauter Wut gab, berechtigt das noch nicht zu sowas. Was übrigens für beide Geschlechter gilt. Nur mal so nebenbei.

Aber das hier … Und gerade auf die Frauen bezogen … Satan, fickt mich das an!
Ich halte nicht viel von den Streitern für die Soziale Gerechtigkeit und die Überprivilegierung der Frauen. Ich mag den Feminismus nicht, wie er sich momentan entwickelt. Aber in diesem Fall möchte ich gerne eine Alice Schwarzer und ihre Sisters in Spirit auf diese Heckenpenner hetzen und hinterher die Straßenreinigung die Reste aufkehren lassen. Diese schwanzlosen Männchen sind der verfickte Grund, weswegen wir offenbar doch noch radikale Feministinnen brauchen, die gerne einen Teil der Männerwelt pauschal kastrieren würden. In diesem Fall würde ich sogar verdammt noch mal helfen, dafuq!
Diesen jämmerlichen Gestalten - den Bübchen, über die ich mich aufrege und ausnahmsweise Mal nicht den Femi-Nazis - wünsche ich noch nicht einmal einen schnellen Unfalltod. Denen wünsche ich, dass sie in einer Gummizelle landen und mit den Dingen, die sie zu ihrem hasserfüllten, unverantwortlichen und niederträchtigen Verhalten bewegen, 24/7 ohne Ablenkung ausgeliefert sind.

Naja … Wenn ich mich abgeregt habe, relativiert sich das. Dann werde ich erkennen, dass diese Jüngelchen größtenteils irgendwann erwachsener werden. Zumindest ein wenig. Die meisten werden unter 15 sein und sich darüber in den Schlaf weinen, dass sie noch nicht gefickt wurden. Sie beneiden die Männer, denen Frauen solche Botschaften schicken und sie hassen die Frauen, die sie nicht ranlassen. Die Pubertät ist die Hölle und emotional sehr schmerzhaft, wenn man es aus irgendwelchen Gründen schwer beim bevorzugten Geschlecht hat.
Aber wie bei Triebtätern ist das keine Entschuldigung. Ich kann verstehen, weswegen es soweit kommen kann. Aber das ändert nichts daran, dass ich den Spinnern gerne den Hosenboden strammziehen will. Ich war nämlich auch mal jung und unerfolgreich bei Frauen. Ich habe auch mal nur Körbe kassiert und bestenfalls als Kummerkasten herhalten dürfen. Ich war ‚that Guy‘ und habe manchmal daran gezweifelt, ob ich jemals gefickt werde.
Aber ich habe nicht so einen Scheiß gemacht, dafuq! Ich wusste damals, wie ich heute weiß, dass das einfach falsch ist, dafuq!! Nicht falsch, wie in ‚och, damit habe ich jetzt aber jemandem auf die Zehen getreten, verflixt. Nein, falsch, wie in ‚als die Kleine mitbekam, dass jemand ihr Bild von ihren Brüsten ins Internet gestellt hatte und sich die ganze Welt darüber amüsierte, hat sie sich umgebracht und ihr Name war Amanda Todd‘!

Ginge es nach mir, wäre die passende Erziehungsmethode für Jüngelchen, die diese Art von Slut-Shaming geil finden, ein KFS-Beauftragter. Das ist ein KarnickelFangSchlag-Verteiler, der jedes Mal, wenn geistiger Dünnschiss aus dem Mund kommt, der andere diskriminiert oder runtermachen soll, einen Nackenschlag verteilt.
Haha, der Rock von der Schlampe ist so kurz, man kann die Arschbacken sehen - Klatsch!
Haha, die ist so geil, dass sie es offen zugibt, die Hure - Klatsch!
Haha, die verhält sich wie SIE will und nicht wie ICH es will, die Fotze - Klatsch!

Ernsthaft mal, dafuq! Es gibt nichts Schöneres auf der Welt als Quality-Time mit einer Frau zu verbringen, die ihre eigene Sexualität nicht krampfhaft unterdrückt, sondern frei und mit sich selbst im Einklang damit umgeht. Frauen sind schon großartig, wenn sie einen nach ein wenig Hin und Her ranlassen, aber eine Frau, die von sich aus geben will und einfordern kann, was sie sich dafür wünscht …? Ein Gedicht, dafuq!
Hätte ich als junger Mann eine Sprachnachricht erhalten, in der mir eine Frau erzählt, dass sie sich bei unserem nächsten Treffen wünscht, ich würde ihr die Klamotten vom Leib reißen, bevor sie sich selbst am Telefon einen Höhepunkt verschafft und mir davon erzählt, wie sie es macht … Ho-ly Fuck, ich wäre bis zu diesem nächsten Treffen mit blauen Eiern rumgelaufen!
Und mit stolzgeschwellter Brust, weil die Süße auf mich scharf gewesen wäre. Mann, wäre ich darauf stolz gewesen!

Ich musste bei vielen meiner ersten Erfahrungen halb im Dunkeln tappen, weil die Bravo zwar von der Klitoris berichtet hat, aber vergaß zu erwähnen, dass jede Frau da anders berührt werden will. Und weil die Mädels durch ihre Erziehung Angst hatten, es mir zu sagen, wenn ich es nicht richtig machte. Ja, sogar vorspielten, es wäre fein, damit sie nicht frigide wirken, sondern sinnlich.
Ich musste nach ein wenig Gefummel mit manchen Frauen, die ich später kennenlernte, abbrechen und erst einmal ein klärendes Gespräch führen. Was seinen eigenen Lohn in sich barg, wie ich zugeben will. Einer jungen Frau zu zeigen, dass es auch besser geht, als vage nicht-ganz-unangenehm ist eine erhebende Erfahrung. Ihr dabei zuzusehen, wie sie zum ersten Mal in ihrem Leben die Kontrolle über ihren Körper verliert und etwas wirklich Durchdringendes und unvergleichlich Schönes durch einen erfährt, ist wie tausend atemberaubende Sonnenaufgänge.
Aber es sollte nicht der fünfte oder zwölfte Mann sein, der das auslöst, sondern einer der ersten, dafuq! Es sollte nicht sein, dass Frauen durch Erziehung und Erfahrungen so verstört sind, dass sie in ihren Dreißigern erst lernen, was sie so richtig abgehen lässt. In ihren Dreißigern, dafuq!

Nein, nein, Mädels. Ich weiß, wenige von euch werden das hier lesen, aber ich will trotzdem sagen, dass ihr euch nicht schämen müsst für eure Lust. Selbst wenn so ein Vollpfosten so etwas Intimes und Privates ins Netz stellt, gibt es Menschen, die danach nicht auf euch herabblicken. Für mich sind die Mädels aus diesen Aufzeichnungen keine Schlampen, Huren oder Fotzen. Es sei denn, die wollen bei Sex gerne mal so genannt werden.
Für mich sind sie auch keine Heldinnen oder Opfer, sondern einfach nur Frauen. Frauen, über die ich mehr erfahren habe, als mich eigentlich angeht. Frauen, die hoffentlich ihre Offenheit gegenüber ihrer eigenen Sexualität nicht verlieren, weil sie bloßgestellt wurden. Frauen, denen ich wünsche, dass sie das nächste Mal lieber an Männer geraten, als an Schlappschwänze.

Und ja, es gibt uns. Es gibt Männer, die Frauen die Klamotten vom Leib reißen würden. Sie auf die Knie vor sich zwingen, ihnen den Schwanz tief in den Hals schieben und ihnen vielleicht sogar ins Gesicht spucken - und sie hinterher trotzdem küssen, weil das eine Sex war, der beide geil gemacht hat und das andere ein Respekt, der davon nicht gemindert wird.
Es gibt Männer, die eine Frau im einen Moment für ihren Intellekt schätzen und im anderen als ein wahnsinnig appetitliches Paket aus Titten, Arsch und Muschi betrachten, dass man am besten energisch gegen die Wand drückt und durch tiefe Stöße zum Orgasmus bringt. Weil Frauen beides sind. Weil Menschen beides sind. Weil nur dumme Menschen sich einbilden, sie hätten ein Recht darauf, anderen einen einschränkenden Verhaltenskodex aufzwingen zu dürfen.

Ich bin kein dummer Mensch. Ich mache meinen Respekt nicht daran fest, ob eine Frau als Prostituierte arbeitet oder als Anwältin. Und auch nicht daran, wie viele Männer sie hat. Egal ob gleichzeitig oder nacheinander.
Für mich ist Sex etwas Natürliches. Es sollte nicht unterdrückt werden und Frauen wie Männer sollten es ausleben, so oft sie können und wollen. Und so frei sie können und wollen. Selbst wenn sie es mitten auf der Straße tun, würde mich das nicht kratzen. Und zwar egal, ob sie dem Schönheitsideal entsprechen oder nicht!
Nur mit dämlichen Klappspaten habe ich ein Problem. Solchen, die andere in den Dreck ziehen, um sich besser zu fühlen. Ja, ich kann sagen, dass es mir immer noch in den Fingern juckt, obwohl ich nicht mehr ganz so aufgebracht bin. Bevor wir also Gewalt abschaffen, würde ich gerne noch ein paar KFS verteilen.
So richtig, richtig gerne!

In diesem Sinne …

… mal zum drüber nachdenken, was man teilt und liked und was man damit über sich selbst aussagt, ne.

Samstag, 21. Februar 2015

Ranting about - Opferhass

Nehmen wir mal an, ich würde die Behauptung aufstellen, dass ein junges Mädchen beschlossen habe, von zu Hause wegzulaufen und ein neues Leben mit ihrem Lover anzufangen. Bis hierhin vielleicht eine Geschichte, wie sie gar nicht so selten passiert, nicht wahr?
Fügen wir dem Ganzen noch die Info hinzu, dass die Kleine zehn Jahre alt ist, und betrachten es erneut. Ich nehme doch mal stark an, dass spätestens jetzt überwiegend Unglaube die Gesichter ziert. Ich würde jedenfalls mit mindestens sieben gleichzeitig hochgezogenen Augenbrauen auf so ein Szenario reagieren. Andere behaupten aber faktisch nichts anderes als das.

Wer auf Zack ist, denkt jetzt bereits an Natascha Kampusch - und ist goldrichtig. Ich habe gerade ihr Buch gelesen und jetzt muss ich über das Drumherum um diesen sogenannten Fall ein paar Worte loswerden. Gleich, nachdem ich meine Tränen getrocknet habe - und das ist kein blöder Witz, denn einiges in dem Buch hat mich nicht nur fürchterlich erschüttert, sondern auch zu Tränen gerührt.
Nicht die Umstände der Entführung, wohlgemerkt. Darauf war ich durchaus vorbereitet, als ich dieses Buch - 3096 Tage - zur Hand nahm. Auch wenn mich die schieren Zahlen der Gewaltanwendungen, von denen es berichtet, ganz schon geschockt haben. Aber was mich wirklich betroffen gemacht hat, war der kleine Blick auf das Nachspiel und auch die Ablehnung, die einem abgemagerten, achtzehnjährigen Mädchen entgegenschlug, das auf der Straße Leute darum bat, für sie die Polizei zu rufen. Wieder einmal Gründe, sich für die Zugehörigkeit zur menschlichen Spezies gehörig zu schämen.
Aber das soll gar nicht mal mein Thema sein. Mir geht es um das, was kürzlich mit dem Erscheinen des Films zum Fall wieder einmal hochkochte und was ich nur Opferhass nennen kann.

Googelt man ‚Natascha Kampusch heute’, stolpert man an dritter Stelle über einen Link, unter dem sich ein offenbar selbsternannter Investigativ-Journalist darüber auslässt, wieso die Schilderungen von Natascha offensichtlich lückenhaft und vor allem zweifelhaft sein müssen.
Da ist zum Beispiel die Rede davon, dass die Mutter des Täters von ihrem Sohn behauptet, er könne einem Mädchen niemals etwas angetan haben. Und wir alle wissen ja, wie hieb- und stichfest so eine Aussage ist. Auch davon, dass Natascha selbst sexuelle Kontakte nicht als Vergewaltigung bezeichnen wollte, ist da die Rede. Aber nicht etwa davon, was sie selbst dazu sagt.
Aber hey… Wenigstens wird nicht zu offensichtlich in Frage gestellt, dass sie tatsächlich entführt wurde. Glaube ich jedenfalls, denn ganz gelesen habe ich den riesigen Haufen Fledermausscheiße nicht. Das hat mir Kopfschmerzen und Übelkeit bereitet.

Ich will hier jetzt gar keine Verschwörungstheorien aufgreifen. Stattdessen gehe ich lieber mit ganz banaler Logik und einem gewissen Hintergrundwissen aus dem Bereich Psychologie an die Sache heran und bin mir sicher, dass mir namhafte Psychologen dahingehend nicht widersprechen würden:
Eine Zehnjährige wird entführt. Sie wird über acht Jahre lang gefangen gehalten und befindet sich völlig in der Hand ihres Entführers, der an ihr seine Allmachtsphantasien abreagiert. Es ist völlig logisch, dass sich eine Beziehung zwischen Opfer und Täter entwickelt und Natascha schildert genau das in ihrem Buch.
Interessanterweise finde ich übrigens hier und da sehr auffällige Parallelen zwischen einigen ihrer Gendanken und denen einer Frau namens Debbie Moore - sie schrieb ein Buch mit dem Titel ‚Ich war ein Opfer des Dead Man Walking‘ und es geht um ihre Bewältigung einer Vergewaltigung. Ich bin kein Psychologe, aber es erscheint mir ziemlich logisch, dass sich hier Übereinstimmungen entdecken lassen, denn Missbrauch und Machtlosigkeit sind in beiden Fällen ein zentrales Thema.
Aber zurück zu Natascha Kampusch. Sie war zehn - Z-E-H-N - Jahre alt. Sie ist nicht weggelaufen, um mit ihrem Lover ein neues Leben anzufangen. Sie wurde entführt und war einem paranoiden, vermutlich narzisstischen, vermutlich reichlich psychopathischen Mann für über acht Jahre ausgeliefert. Sie beschreibt selbst, wie und wieso sie eine Beziehung zu ihm aufbauen musste und konnte, die nicht nur auf Hass basierte - zum Überleben.
Wie es ein österreichischer Gerichts-Psychologe ausdrückte, den ich hier mit meinen eigenen Worten zitiere: Natürlich gab es sexuelle Kontakte. Der Täter wollte eine ‚perfekte Sklavin‘ und die Beziehung hätte enger nicht sein können, was nichts über Freiwilligkeit aussagt. Die Parallelen zu häuslicher Gewalt sind so überwältigend unübersehbar, dass ich jeden, der sie nicht erkennt, nur als Idioten bezeichnen kann. Und auch in solchen Fällen gibt es Sex und es besteht ein Anschein von oberflächlicher Freiwilligkeit.

Was ich bei dieser ganzen Sache sehe ist tatsächlich das, was wiederum Natascha in ihrem Buch beschreibt: Die Leute können nicht damit umgehen, dass sie den Täter nicht verteufelt. Sie können nicht begreifen, dass sie sechzehn- oder siebzehnjährige Natascha Möglichkeiten nicht voll ausgenutzt hat, die ihr zur Flucht hätten verhelfen können.
Warum? Weil sie Angst haben, es könnte ihnen ebenso ergehen. Weil sie für ihre anscheinend so heile Welt eine strikte Trennung zwischen Gut und Böse brauchen. Und weil ein Opfer, das die ganzen Wegseher und Ignoranten, aus denen unsere Gesellschaft besteht, mit der Nase in ihre halbabsichtliche Blindheit stößt, unbequem ist.

Mir ganz persönlich machte im ganzen Buch eine bestimmte Stelle am meisten zu schaffen - und die veranschaulicht ganz gut, wovon ich spreche:
Die zu der Zeit sechzehn- oder siebzehnjährige Natascha wird zum ersten Mal von ihrem Entführer in einen Baumarkt mitgenommen. Zu der Zeit ist sie bereits so fest in seinem Griff, dass sie völlig eingeschüchtert ist. Aber selbst wenn sie es nicht wäre, müsste sie schon aus aller Kraft um Hilfe schreien, um jemanden auf sich aufmerksam zu machen, weil die Leute sie und den unauffälligen Mann hinter ihr einfach ignorieren. Sie ist nur ein möglicherweise zu dürrer, möglicherweise zu schüchterner Teenager, aber das… geht sicherlich niemanden was an. Ein Verkäufer, der fragt, ob er irgendwie behilflich sein kann, widmet ihr kaum eine Sekunde Aufmerksamkeit. Und da ist er nicht der Einzige…
Mich schockiert daran, dass ich vielleicht in meinem Leben schon an Menschen vorbeiging, die verzweifelt auf Hilfe hofften aber nicht fähig waren sie zu erbitten. Vielleicht habe ich schon einmal nicht in dem Moment hingesehen, wo jemand völlig verzweifelt den Blick schweifen ließ und Augen um Hilfe flehten. Vielleicht hätte ich schon einmal jemanden aus einem solchen Martyrium retten können, habe es aber nicht bemerkt.
Und was denkst du dabei? Gehörst du zu denen, die froh sind, wenn sie in sowas nicht reingezogen werden? Schaust du deine Mitmenschen an und bist der Möglichkeit gegenüber offen, dass sie deine Hilfe benötigen könnten?

Ich kenne die Antwort, die fast jeder sofort geben würde: Klar doch! Aber wo sind all die ‚Klar dochs‘, wenn ein Kind im Supermarkt von seinen Eltern zusammengeschissen wird?
Ah, ich weiß schon. Die mischen sich nicht ein, weil dann vielleicht das Kind noch mehr Ärger bekäme, wenn es erst einmal daheim ist. Und weil sie nicht wüssten, was sie genau tun sollten…
Dazu kann ich nur sagen: Fuck you too!

Ch habe mit Leuten, die ich für durchaus vernünftig halte, genau über solche Dinge diskutiert. Und ich weiß selbst nie genau im Voraus, was ich tun soll, wenn ich mit dieser gesellschaftlich akzeptierten Form von Missbrauch konfrontiert wäre. Aber untätig bleibe ich ganz sicher nicht.
Mag sein, dass ein Kind oder eine Frau unter der Fuchtel eines aggressiven Mannes oder auch ein Mann unter der Fuchtel einer aggressiven Frau zu Hause noch mehr Ärger bekommt, wenn ich mich einmische. Aber wenn es nicht meine Einmischung ist, dann kriegt das Opfer vielleicht Prügel, weil das Wetter scheiße ist. Irgendein Anlass findet sich bei Gewalt und Missbrauch sowieso immer.
Ändern kann ich es nur, wenn ich eingreife. Wahrscheinlich kann ich kaum helfen, aber vielleicht ja doch. Vielleicht biete ich ein einziges Mal einem Menschen, der seit Jahren in einem psychischen Gefängnis eingesperrt ist, einen Ausweg, indem ich einschreite. Dafür würde ich sogar Prügel in kauf nehmen, dafuq!

Und wenn dem dann so wäre und ich helfen könnte, denn würde ich wohl dem erst einmal befreiten Opfer auch noch weiter meine Hilfe anbieten. Und sei es nur, weil Opfer in unserer Gesellschaft unerwünscht sind. Eine Runde Mitleid und dann muss gut sein. Wenn sie zu anstrengend werden, überschüttet man sie lieber mit Ablehnung.
Ich hab schon gelegentlich darüber geschrieben, dass sowas durchaus zur Schaffung neuer Täter führen kann. Hier will ich nur hinzufügen, dass ich mich nicht abwende, wenn jemand meine Hilfe wirklich will. Ich gebe lediglich dann auf, wenn jemand nicht bereit ist, sich helfen zu lassen und von seinem Recht auf Selbstbestimmung als Erwachsener Gebrauch macht, denn dann bin ich machtlos, egal wie deutlich ein Missbrauch auch sein mag.

Das ändert aber nichts daran, dass ich im Grunde den Menschen, die Täter als pure Teufel darstellen und Opfern das Maul verbieten, mit Verachtung begegne. Diese Leute sind schlimmer als Missbrauchstäter, denn so ein Täter ist immer auch ein Mensch mit einer Vorgeschichte, deren einzelne Elemente ihn so sehr verformt haben, dass er zum Täter wurde. Täter sind in gewisser Weise krank und manchmal sogar hilflos ihren Impulsen gegenüber.
Aber welche Ausrede haben die ‚Normalen‘ für ihre Ignoranz? Sie sind Mittäter durch Wegsehen und Zulassen. Sie sind die Gaffer bei Autounfällen, die den Rettern den Weg versperren. Sie sind Aasgeier und eben aufgrund ihrer Normalität immer dann mitschuldig, wenn sie nicht hingesehen haben, als etwas geschah.
Und leider… leider, leider sind sie in der Überzahl.

Natascha Kampusch hat Achtung verdient. Debbie Moore hat Achtung verdient. Steffi, deren weiteren Namen ich hier nicht nenne, die ich aber mal sehr, sehr gut kannte, hat Achtung verdient.
Sie waren alle Opfer, aber sie haben überlebt. Sie tragen Narben, aber sie stehen noch. Und sie werden niemals - niemals - wegsehen, wenn anderen etwas angetan wird. Sie wissen, wie sich das anfühlt. Sie werden helfen.
Was haben die Kritiker einer Natascha Kampusch hingegen vorzuweisen? Was soll der Scheiß überhaupt, in ihrer Geschichte nach möglichen Lücken zu suchen? Hat die Frau nicht genug durchgemacht?

Ist ihr Buch die absolute Wahrheit? Ganz bestimmt nicht. Es gibt nämlich keine absolute Wahrheit und ich würde nie von einer Erwachsenen erwarten, mir minutiös und absolut wahrheitsgetreu ihre Erlebnisse als Zehnjährige wiederzugeben.
Aber ich muss nicht erst ihr erstes Interview nach ihrer Selbstbefreiung sehen, um ihr zu glauben, was sie berichtet. Es gibt keinen Zweifel daran, dass sie gefangen gehalten wurde. Und sie hat getan, was nötig war, um das zu überleben. Einschließlich zu lernen mit dem Täter auszukommen.
Aber sie hat nicht aufgegeben und ist schließlich entkommen. Dafür verdient die Frau nen verdammten Orden und keine Anfeindungen oder Verschwörungstheorien.

Ist ihre Geschichte insgesamt glaubwürdig?
Unsere Welt wäre wohl ziemlich am Arsch, wenn man bei einer achtjährigen Entführung nur noch mit den Schultern zucken würde, weil es so gewöhnlich ist.
Als Geschichtenschreiber weiß ich so einiges über Glaubwürdigkeit. Beispielsweise, dass ich in Geschichten niemals die blanke Wahrheit verwenden kann, weil die keiner glaubt. Die Wahrheit ist immer am wenigsten glaubwürdig. Vor allem, wenn sie unbequem ist.
Und die Wahrheit ist, dass so ein Wolfgang Priklopil in sehr vielen von uns steckt. Jeder von uns kennt einen, der vielleicht nur ein oder zwei Tiefschläge des Lebens davon entfernt ist, so einer zu werden. Manche von uns werden genau das tun, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollen. Andere kriegen haarscharf die Kurve.

Wir sind keine sehr liebenswerte Spezies. Aber wir haben ein Gehirn das uns befähigt, uns solchen Impulsen zu widersetzen, wenn es uns auch erst befähigt,uns solche Grausamkeiten auszudenken. Die Wahl liegt bei jedem selbst. Und damit ist nicht nur die Entscheidung über das eigene Schicksal gemeint, sondern auch darüber, auf andere offenen Auges zuzugehen und helfende Hände anstelle von Tiefschlägen zu verteilen.
Wäre der überwiegende Teil der Menschheit nicht so ignorant und egoistisch, hätten wir nämlich viel weniger Gewalttaten. Nicht das Böse in den Tätern allein ist dafür verantwortlich, sondern auch die Kälte, mit der wir generell Außenseitern und Sonderlingen begegnen und durch die wir sie zusätzlich ausgrenzen und in noch tiefere Verzweiflung stürzen.
Bis sie schließlich durchdrehen und am Ende einer weint - der dann auch wieder ignoriert wird.


So. Das war vielleicht etwas unzusammenhängend und eher ein Rant, also mache ich auch einen daraus.
Und vielleicht bringt es ja jemanden zum Nachdenken.

Im diesem Sinne…

…heute schon die Nachbarn die Kindern oder die Partner anbrüllen gehört? Oder kommen da nur Prügelgeräusche?

Dienstag, 20. Januar 2015

Dafuq des Tages - Lügenpresse = UNwort des Jahres?

Die Jury für das sogenannte Unwort des Jahres hat ihre Entscheidung für 2014 kürzlich getroffen. Sie wählte einen Begriff, den die Herrschaften von Pegida sich gerne auf ihre Demonstrationsplakate geschrieben haben. Das Wort ist Lügenpresse.

Okay, meine allererste Reaktion dazu war: Wieso UNwort? Stimmt doch.
Es wurde nicht besser gemacht, als ich mir ansah, wer diese Jury eigentlich ist. Sprachwissenschaftler (ich weigere mich, hier ein gekünsteltes -Innen anzubasteln, weil man gendering und anti-gendering echt auch übertreiben kann) und ein Journalist. Aha. Trau, schau wem, huh? Ist ja irgendwie klar, dass ein Journalist das jetzt nicht so dolle findet.
Aber schauen wir uns die ‚Urteilbegründung‘ mal kurz näher an, damit sich eine etwas informiertere Entscheidung treffen lässt:
Das Schlagwort „war bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff und diente auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien“, hieß es zur Begründung. „Mit dem Ausdruck „Lügenpresse“ werden Medien pauschal diffamiert. Eine solche pauschale Verurteilung verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit.“ (Zitat FAZ, bzw. Hauptverantwortliche der Jury.)

Hmm… Also ein Nazi-Wort, wenn ich das richtig verstehe? Das geht natürlich nicht. Worte, die von Nazis verwendet wurden, darf man nicht benutzen!
Okay, oder vielleicht doch, weil die auch normales Deutsch gesprochen haben, und wir sonst gar nicht sprechen dürften? Scheint wohl so, hm?

Meine Reaktion auf den zweiten Blick sieht nun also so aus: Wieso UNwort? Stimmt doch, dafuq!
Und ich betrachte das sogar als „fundierte Medienkritik“. Es ist nämlich eine Kritik daran, dass die Medien sich herausnehmen, uns kackdreist ins Gesicht zu lügen und das sogar teilweise zuzugeben, sich aber dafür dann nicht einmal zu entschuldigen. Ich erinner nur noch mal an den WDR und die Killerspiele-Doku.
Vergessen? Da haste Link: Youtube
Das ist jetzt EIN Beispiel, das ich belegen kann, weil ich mich daran noch erinnere. Andere Halbwahrheiten, eingefärbte Darstellungen, Fehl-Implikationen, Suggestiv-Formulierungen, Sublimationen und kackdreiste Lügen sind in den sogenannten Nachrichten allerdings auch an der Tagesordnung. Und zwar nicht nur in den VIP-News, was auch immer die in einer sogenannten ‚serösen Nachrichtensendung‘ verloren haben.
Die Behauptung, die Presse würde uns kackdreist in die Fresse lügen, ist keine Nazi-Propaganda und auch keine Pegida-Propaganda, sondern ein ziemlich ernster Vorwurf, den zufälligerweise auch radikale Flachwichser aufgreifen. Warum? Weil es verdammt noch mal so dermaßen offensichtlich ist, dass auch kleine Hirne es kapiert haben.

Das ist deswegen fundierte Medienkritik, weil es inhaltlich richtig ist und die Medien es mal begreifen sollten, dafuq. Einige - wenn auch vielsagenderweise ganz und gar nicht alle - Nachrichtenorgane verpflichten sich verfickt noch mal zu „wahrheitsgetreuer und sachlicher Berichterstattung“. Das ist aus den verdammten Programmgrundsätzen der Öffentlich-Rechtlichen zitiert. Und es schließt unsachliche Behauptungen, Panikmache und Suggestionen aus, dafuq!
Selbst ich, der sich nachweislich die Freiheit nimmt, sich über so einen Scheiß kräftig aufzuregen und Rants dazu zu schreiben, halte mich mehr an die Fakten, als diverse Nachrichtenmagazine, die ich nur anschaue, wenn ich mich mal wieder gehörig aufregen will. Man kann durchaus sagen, dass jeder, der einfach irgendwelche Nachrichtenmeldungen glaubt, ohne sie im Netz zehnfach zu überprüfen, ein leichtgläubiger Idiot ist.
Da ist es ja wohl irgendwie angemessen, das Stichwort Presselüge in den Raum zu werfen, dafuq! Das ist etwas, was sich diese Heckenpenner von Sensationsjournalisten - und damit meine ich jetzt alle Nachrichtenmacher, abzüglich der sehr vereinzelten Ausnahmen mit Rest-Integrität - mal zu Herzen nehmen sollten. Dann würde vielleicht der Großteil der Bevölkerung über ein Plakat mit dem Stichwort Lügenpresse einfach nur lachen und den Kopf schütteln.

Außerdem ist es ein Unding, dass eine Jury aus Sprachwissenschaftlern sich politisch betätigt, wenn es um ein Unwort des Jahres geht, finde ich. Die Begründung ist im Grunde genommen die Aussage, dass ein beliebtes Wort einer fragwürdigen Gruppierung unangemessen für den linientreuen Bürger ist. Benutz das nicht, oder du bist ein Pegida-Sympathisant, oder wie? Uhm… Fuck you, too!
Aus meiner Sicht war dieses Unwort ein ziemlicher Griff ins Klo und das regt mich zum Vorschlag für das diesjährige Unwort an: Unwort. Es ist nämlich ein Unding, dass damit jetzt auch noch Politik gemacht wird. Diese inoffizielle Einrichtung, die aber ja trotzdem eine ziemliche Medienpräsenz hat, sollte sich mit unserer Sprache beschäftigen. Total verrückte Wortkombinationen aus mehreren Sprachen könnten gut bei denen auf der Liste stehen. Sogar ein paar besonders verrückte Anglizismen. Aber damit beeindruckt man ja keinen mehr, hm?
Womit wir wieder bei der Presselüge wären, die hier dann auch zum Vorschein kommt. Das Unwort des Jahres ist nämlich aus diesem Blickwinkel auch nur wieder der Versuch, eine Schlagzeile zu schaffen und eine politische Linie zu unterstützen.

Für mich bedeutet das, dieses Wort ganz bestimmt nicht links liegen zu lassen. Es mag nicht das Wort des Jahres sein - es ist eher das Wort des bisherigen Jahrhunderts, wenn ich mir so ansehe, was die Medien in den letzten 15 Jahren so alles verkackt haben. Aber ein Unwort ist es auch nicht.
Ich möchte es den ganzen Journalisten gerne um die Ohren klatschen, bis die kurz davor stehen, sich die Kugel zu geben vor Verzweiflung. Vielleicht sickert es ja dann mal durch. Eine freie und unabhängige Presse unterstütze ich nämlich, aber eine Presse, die nur noch nach Skandalen sucht, die sie dann aufbauschen kann, die unterstütze ich nicht.
Mittlerweile kannst du besser zehn tagesaktuellen Bloggern mit sehr verschiedenen, politischen und gesellschaftlichen Standpunkten folgen, als den Nachrichten. Mit etwas intellektueller Eigenleitung bekommst du dadurch weniger irreführende und einseitige Informationen. Und das ist doch irgendwie abartig, oder nicht?

Und mal ganz nebenbei… Wenns um Pegida geht, trägt diese Lügenpresse meiner Meinung nach eine gewaltige Mitschuld an deren Existenz. Terror ist schlimm und was momentan in der Welt mal wieder abgeht, ist ziemlich heftig. Panikmache verbessert die Situation aber nicht. Und in der Panikmache sind die Medien ganz groß. Das verkauft sich nämlich gut.
Ich weiß nicht, wie es aussehen würde, wenn es diese Panikmache nicht gäbe. Sicherlich fänden sich trotzdem genug Leute, die gerne Gewalt oder Gewaltandrohungen mit Gegengewalt begegnen wollen. Aber würden die Medien uns dabei unterstützen, einen kühlen Kopf zu bewahren, wäre der Zulauf vielleicht geringer. Es würde jedenfalls unter keinen Umständen schaden.
Wie die Dinge stehen, warte ich eigentlich nur darauf, dass der generische Moslem irgendwann den Juden der 1930er und 40er ablöst und Internierungslager geschaffen werden. KZs kann man die natürlich nicht nennen, aber Namen sind letztlich Schall und Rauch. Schuld daran wäre dann natürlich nicht nur die Lügenpresse, denn Schuld an Gräueltaten trägt jeder Einzelne, der sie begeht oder nichts dagegen unternimmt. Die Mitschuld einer Panikmacher-Presse würde aber zweifelsfrei in den Nachwehen eines solchen neuen finsteren Mittelalters der Menschlichkeit ganz schnell wieder vergessen werden, weil die Presse frei und unabhängig bleiben muss.

Wie gesagt: Ich bin für frei und unabhängig. Das gibt mir nämlich auch das Recht, diese Meinung hier zu vertreten und den Medien den Mittelfinger zu zeigen. Mit Händen und Füßen.
Für mich seid ihr, liebe Zeitungsverlage, Nachrichtenmagazine und Journalisten, blutgierige und sensationsgeile Arschlöcher, die jederzeit eines Menschen Würde und sogar Zukunft zerstören, wenn sie damit ein paar mehr Zeitungen verkaufen oder ein paar mehr Zuschauer anlocken könnt.
Euren schlechten Ruf habt ihr euch ganz allein selbst zuzuschreiben, und solange ich keine Anstrengungen sehe, sich um mehr Integrität zu bemühen, bleibt ihr eine Lügenpresse, dafuq.

Soviel dazu.

In diesem Sinne…

…möge der kaum noch marginale Unterschied zwischen BILD und anderen einfach noch weiter schrumpfen, sodass man sich wenigstens voll darauf verlassen kann, sich auf Nachrichten keinesfalls mehr verlassen zu können. Außer im Sportteil natürlich… Yaaay!

Dienstag, 6. Januar 2015

Dafuq des Tages - YouMakeMeSexy?

Alle Jubeljahre sehe ich ja mal versehentlich Werbung, weil irgendwer - ich will jetzt niemanden ansehen, aber du weißt genau, dass du gemeint bist - heimlich Free-TV guckt. Wenn dann die Glotze mal beim Aufwachen läuft, bin ich gelegentlich nicht schnell genug und es erwischt mich. Und ganz, ganz selten ist es amüsant, weil beispielsweise der Sinalco Song echt noch derselbe von vor zwanzig Jahren ist…
Heute war es nicht amüsant. Es war… der blanke Horror!

Ich meine… Ohne Scheiß! Ich wache auf, denke an nichts Böses, sehe mich, um und versuche zu eruieren, in welcher Welt ich mich genau befinde, verändere die Haltung, um meinem linken Arm ein wenig Blutzufuhr zu gewähren - jaja, das Alter - und plötzlich glotzt mich Detlef ‚DEE Ausrufezeichen‘ Soost an! Yikes!
Für mich sieht dieser Mensch, der jetzt nie in meinen Sympathie-Toplisten rangierte, seit seiner Magerkur aus wie Chucky die Mörderpuppe. Chucky hatte zwar ziemliche Pausbacken, während mich die von DEE Ausrufezeichen doch eher an einen Schädel erinnern, den ich hier stehen habe, aber die Augen… diese weitvorstehenden, aufgerissenen, niemals blinzelnden, mich aus jedem Blickwinkel verfolgenden Augen… Gahh! Angst!
Zur besonderen Betonung war neben dem gerade vom Puppenspieler bespielten… err… animierten… err… sich bewegenden DEE Ausrufezeichen, noch ein Vergleich im Hintergrund, for dem ansonsten aggressiv-klinisch weißen Hintergrund. Er heute und er damals, als er noch wie ein Mensch aussah. Ein Arschloch-Mensch, dem ich nicht die Hand geben wollen würde, zwar, aber eben ein Mensch und nicht Detlef die Mörderpuppe.
Darunter stand dann auch die Website, für die er da gerade Werbung machte. Und damit hatte er dann meine Aufmerksamkeit, wo ich ansonsten nach so einem Erlebnis am Daumen nuckeln die nächsten drei Stunden damit verbracht hätte, Let it Go zu hören und zu versuchen, diesen traumatisierenden Anblick wieder zu vergessen.

Hm? Was? Let it Go?
Ja? Und? Das Lied ist toll und Elsa ist cool, auch wenn der Film ansonsten eher Mittelmaß ist, also leck mich. ;-P

Zurück zum blanken Horror mit papierdünner Haut über dem ausgezehrten Gesicht: DEE Ausrufezeichen.
Da steht also so eine Webadresse nach dem Motto ‚IschMachDischZecksy.biz‘ und ich denke mir… Das kann der jetzt nicht ernst meinen, oder? Also zurückspulen, Augen schließen und zuhören. Uhm… Doch, der meint das ernst.
Falls jetzt jemand nicht folgen kann, mache ich das Mal an einem Beispiel fest: Du siehst eine Werbung im Fernsehen mit einem schlechten Johnny Depp Double im Edward mit den Scherenhänden Kostüm vor aggressiv-pissgelbem Hintergrund und es geht um die perfekte Massagetechnik, die er dich lehren will. Was denkst du, während er mit seinen scherenförmigen Händen beim Vortrag Männchenreihen aus Papier ausschneiden?
Groschen noch nicht gefallen? Du siehst einen dir vom Sehen bekannten Stadtstreicher in voller, abgerissener Montur vor einem rot blinkenden Hintergrund und er erzählt dir lallend - weil wir das Klischee bedienen müssen, dass alle Obdachlosen Alkoholiker sind - dass er dir beibringen kann, wie man in einer Woche Millionär wird. Was denkst du?

Ich für meinen Teil dachte: Will der mich verarschen, dafuq?!?
Diese Person, die sich so hart ins Zeug gelegt hat, nicht mehr wie ein lebender Mensch auszusehen, sondern wie eine wandelnde Gruselkabinettfigur, will MIR erzählen, wie man SEXY wird? Also das ist doch… Dafuq!?!
Ich konnte es schlucken, als er irgendwann mal einen auf Abnehmcoach gemacht hat. Das hat er ja blendend hinbekommen. So von Normalgewicht mit minimaler Plauze - was ihn fast schon respektabel machte, weil er daMIT trotzdem wie ein Derwisch durch die Gegend zappeln konnte - hin zu einem mit Haut überzogenen Skelett mit zwei gigantischen Glubschaugen in den leeren Augenhöhlen. Der passt bestimmt auch in eine dieser XS-Jeans rein.
Ich würde meine Pfunde nicht seiner Obhut anvertrauen, weil mir irgendwie ist, als würde ein von ihm entwickeltes Abnehmrezept daraus bestehen, einem zwei Wochen lang alles Essen vorzuenthalten und einem dann beizubringen, wie man seine eigenen Fettpolster abnagt und sie dann erfolgreich wieder auskotzt, aber er - oder ein Nekromant seines Vertrauens - hat das nachweislich erfolgreich absolviert. Man könnte sagen, der Erfolg ist ihm vom Gesicht abzulesen - wenn man es ansehen kann, ohne schreiend in Richtung Mama zu rennen, egal wie weit die weg wohnt.
Ah… Wahrscheinlich trainiert er Leute beim Abnehmen, indem er sie einfach verfolgt. Sieht man den hinter sich näherkommen, rennt man - egal wie erschöpft man ist - würde ich sagen.

Anyway… Abnehmen, okay. Sexy…? Da-fuckedy-fuq?!?
Ich sag ja nicht, dass man ein Adonis sein muss, um sexy zu sein. Im Gegenteil. Es kommt auf Ausstrahlung und Selbstvertrauen an und Äußerlichkeiten sind im Grunde nur ein Anfangshindernis, auch wenn die Medien uns immer was anderes erzählen wollen.
Aber irgendwas - irgendwas! - Anziehendes muss man schon haben, wenn man mit einem Vorteil in die Schlacht um die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts ziehen will. Und irgendwas - irgendwas! - von dem Produkt, das man anderen verkaufen will, sollte man selbst vorzeigen können, sonst wirkt so eine Werbung irgendwie unglaubwürdig.
DEE Ausrufezeichen in seiner momentan Inkarnation als Untoter als Werbeträger für etwas, was mit sexy zu tun hat… Das ist wie Werbung für Gesichtschirurgie mit Sachsen-Paule, falls den noch wer kennt. Oder Helga Feddersen, für die ältere Generation. Wobei die das Opfer einer Gesichtslähmung war und nichts dafürkonnte, während Paule mit seiner Hackfresse geboren wurde. DEE Ausrufezeichen hat sich das hingegen selbst angetan.

Ich will ehrlich sein: So etwas macht mir irgendwie wirklich ein wenig Angst. Dieser Mensch, den ich wirklich schaurig finde, weil er richtiggehend besessen vom Schlankheitswahn rüberkommt, gilt als knallharter Erfolgsmensch. Es interessiert kein Schwein, dass die meisten seiner Schützlinge - ich denke da jetzt an alle möglichen Popstars-Castingopfer - heute niemandem mehr bekannt sind. Er wird als erfolgreicher Trainer gehandelt.
Dieser Mensch bietet nun ein Sexy-mach-Coaching auf seiner Website. Und ich ahne, worin es besteht. Ich werde nicht nachsehen, denn so einem abartigen Scheiß gönne ich nicht einmal den einen Hit bei Google und den einen Klick, aber ich wette meinen Arsch, dass jeder Mensch mit Normalgewicht oder mehr zuallererst mal abnehmen soll. Das mag verschleiert werden, indem es als Maßnahme fürs persönliche Wohlbefinden und zum Aufbau des Selbstwertgefühls getarnt wird, aber darauf läuft es hinaus. Und das… schmeckt mir nicht, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Ich war in meinem Leben noch niemals gertenschlank. Ich wurde schon mit reichlich Knochenmasse geboren und rein von der Statur her könnte ich Gewichtheber sein. Dicker werden war immer leicht, schlanker werden nahezu unmöglich. Selbst als ich beim Bund für Sonderaufgaben trainiert habe und jeden Tag fünf Kilometer gejoggt bin - also in meiner ganz persönlichen Zeit der Topform - war da immer ein nennenswerter Rest and Bauch vorhanden. Selbst mit 32er Jeansweite zu fast 1,90 Höhe war ich noch immer irgendwie mopsig.
So ein Schlankheits-Irrer hätte mich daher immer weiter und weiter getrieben und vielleicht hätte ich nach Jahren der Entbehrungen auch irgendwann einen Sixpack gehabt und irgendeinem Ideal entsprochen. Auch wenn ich fürchte, mit ähnlich eingefallenen Wangen sogar noch schauriger auszusehen.

Aber was hätte ich davon gehabt, dafuq? Erfolg bei Frauen?
Ich will jetzt nicht zu massiv einen auf dicke Hose machen, aber den hatte ich von dem Tag an, als ich endlich begriff, dass ich eine Frau nicht mit meinen Bauchmuskeln, dazu bringe, ihre Prinzipien über Sex nach dem ersten Date über den Haufen zu werfen, wenn sie auch nur einen Funken Intelligenz hat. Diese Hürde nehme ich mit meinen Augen und mit meiner Fähigkeit, mich im Gespräch auf einen Menschen einzustellen und auf ihn einzulassen.
Und ganz nebenbei bedeutet das auch, dass ich nach dem Sex - und egal wie großartig oder mittelmäßig er war - bleiben darf. Nicht selten sogar für Monate. Was mir grundsätzlich entgegenkam, denn je älter ich wurde, desto weniger suchte ich mir Frauen aus, die ich nur für eine Nacht ertragen konnte.

Kurz gesagt: Ich brauchte nie einen Sixpack, um Frauen zu erobern. Ich konnte sogar den Großteil der schillernden Sixpack-Besitzer mit Leichtigkeit ausstechen, weil einfach zu viele von denen ihre Energie völlig auf die Sixpack-Erzeugung verwendet hatten und für Bildung und Einfühlungsvermögen keine Kapazitäten blieben.
Ich glaubte als Teenager mal, wenn ich schlanker wäre, würde ich mehr Erfolg haben. Und sicher ist es einfacher, wenn man noch was dazu mitbringt. Sicher hätte ich nichts dagegen, von Natur aus einfach schlank zu sein, wobei ich nicht weiß, welche wichtigen Erfahrungen mir dann heute fehlen würden. Beschweren kann ich mich allerdings auch nicht, denn ich habe ein Maximalgewicht, das mein Körper einfach nie überschreitet. Und es ist absolut okay damit zu leben. Es bedeutet zwar eine Wampe, aber keinen Kugelbauch und auch keine Fettmassen und damit gehöre ich dann doch noch zu den Glücklichen.
Zwanzig Kilo weniger würden mir nicht schaden, aber die bringen mir auch nicht wirklich viel. Selbst meine Ärzte können nicht viel zu meckern finden. Und damit bin ich wieder bei DEE Ausrufezeichen, der meiner Meinung nach seine normale Statur und eine immerhin gelegentlich entspannte Haltung gegen völligen Wahn eingetauscht hat. Seine körperliche Veranlagung mag meiner nicht völlig unähnlich sein, weswegen er sich jeden Tag abstrampeln muss, um so dürr zu bleiben. Und was hatter davon? Glücklich macht ihn das jedenfalls nicht. Sein Grinsen vor der Kamera ist so dermaßen unecht, dass ich kotzen möchte.

Werbekampagnen und Coaching-Angebote wie dieses sind mir widerlich. Ich finde sie sogar gefährlich.
Ja, viele Menschen sind zu dick. Wir haben Zugriff auf so viele Nährstoffe, dass wir unsere Körper regelmäßig überversorgen, zumal die auf Mangel eingestellt sind, weil das normal für unsere Vorfahren war. Ja, es macht Sinn, sich nicht völlig gehen zu lassen. Es ist gesünder, auf die Ernährung zu achten. Sport in Maßen ist etwas Gutes. Körperliche Fitness ist eine feine Sache.
All diese Dinge zum Heiligen Gral zu erklären, ist aber nicht - nicht, nicht, nicht! - der Weg zum Glücklichsein, dafuq! Glück und Erfolg - und damit auch Selbstbewusstsein und in letzter Instanz Anziehungskraft - kommen von innen. Wer sich selbst akzeptiert, kann auch an den eigenen Schwächen arbeiten. Die Ursache bekämpfen, statt mit den Symptomen zu ringen. Und vor allem in den Spiegel sehen, ohne sich zu Tode zu erschrecken.

Ich kann kaum ausdrücken, wie sehr mich so eine Werbung anwidert, aber ich hoffe, ich habe es halbwegs hinbekommen. Könnte ich Herrn Soost etwas wünschen, wären es zwanzig Kilo mehr und eine komfortable Zelle für ein Jahr mit einigen besonders guten Büchern über Selbsterkenntnis. Wäre er zum Stillsitzen gezwungen, würde er vielleicht diesen anderen Pfad, den man im Leben gehen kann, irgendwie entdecken.
So kann ich nur mein Mitleid und zugleich meinen Abscheu ausdrücken. Bevor jemand sich auf dieser Seite von ihm anmeldet, möge die Person lieber zu mir kommen. Wenn man mir zuhört und bereit ist, sich auf Perspektivwechsel einzulassen, kann ich ganz kostenlos auch jemanden sexy machen. Arbeitsintensiv ist das auch, weil es für die meisten eingewaltiges Umdenken erfordert, aber wenigstens behaupte ich nicht, es wäre alles eine Frage der Pfunde.
Weil das nämlich BULLSHIT ist, dafuq!!

In diesem Sinne…
…fröhlichen Jahresbeginn und viel Spaß mit dem endlich ein wenig hereinbrechenden Winter. Der kann auch schön sein. Einfach mal die Perspektive wechseln… ;-)

Happy New Year und so

14 ist rum, 15 hat begonnen und ich kann nicht sagen, dass ich sehr unglücklich darüber wäre.
In aller Offenheit, das vergangene Jahr war eher so halbwegs okay in der zweiten Hälfte und doch reichlich beschissen in der ersten Hälfte. Ich bin nicht wirklich unglücklich, dass es vorbei ist.
Nun hatte ich selbst im vergangenen Jahr keine nennenswerten Probleme und sogar Erfolgserlebnisse zu verbuchen, aber so richtig energetisch war ich nicht. Weswegen das so war, müsste ich schon mal erwähnt haben. Falls nicht, betrachten wir es einfach als privat und als weitgehend vorüber.

Wie schon seit Jahren nicht mehr, habe ich auch zu diesem Silvester keine gravierenden Veränderungen geplant. Warum sollte ich auch? Aus meiner Warte betrachtet, bin ich grundsätzlich auf dem richtigen Weg, auch wenn es mir manchmal an Energie fehlt, alle beabsichtigten Schritte zu vollziehen.
Ich habe im vergangenen Jahr zwar nicht, wie beabsichtigt, viel an den Projekten weitergearbeitet, die ich dringend fortführen möchte, aber dafür habe ich für mich einen großen Schritt getan und schreibe jetzt regelmäßig auch auf Englisch. Ich habe sogar schon einiges in der Sprache veröffentlicht und ich würde sagen, meine Sprachbeherrschung wird mit jeder geschriebenen Seite besser. Irgendwann wandert sicherlich nicht mehr der Großteil des Gescribbels in die Meh-Ablage.
Ich habe außerdem - und darauf bin ich durchaus etwas stolz - meine erste, richtige Auftragsgeschichte geschrieben. Noch bleibt mir zu lernen, nicht weitaus mehr zu liefern, als ich bezahlt bekam, aber das sind Kleinigkeiten. Ich habe für mich eine Hürde genommen und jemandes persönliche Wunschvorstellungen erfüllt. Dem Lob nach war es das investierte Geld wohl wert.

Auf der anderen Seite habe ich in den letzten Monaten praktisch keine Zeit bei Facebook verbracht, aber viel bei Youtube. Nun ist das mit Youtube neben reiner Unterhaltung auch ein Weg, Englisch gesprochen zu hören und deswegen ist es ein wenig auch ‚Studium‘, aber ehrlich gesagt ist es auch angenehm, weil sich die Leute dort gewissermaßen beruflich Mühe geben, Unterhaltungswert zu schaffen.
Facebook will ich nicht abschaffen. Aber ich schränke es vielleicht ein. Es fehlt mir eigentlich nicht wirklich. Und alles, was ich mir an ‚Banalitäten‘ vom Hals halte, räumt mir mehr Schreibzeit ein. Davon hatte ich nämlich zu wenig, obwohl ich theoretisch genug hatte.

Dieses Paradox bringt mich zur nächsten Erkenntnis des vergangenen Jahres: Ich kann nicht im gleichen Zeitraum Ablenkung in einem Computerspiel suchen und mich sinnig aufs Schreiben konzentrieren. Geht einfach nicht.
Es scheint, besonders die Spiele mit einer gewissen Komplexität, die mich anziehen, belegen mein Hirn mit Beschlag. Ich habe dann zwar weiterhin Ideen, aber ich tauche nicht in meine Schreibwelt ein und werde kreativ. Ich muss also in Zukunft genau darauf achten, wie ich meine Freizeit verwende. Computerspiele werde ich weiterhin spielen, aber dann werde ich mir eben dafür auch einen Zeitraum exklusiv freischaffen. Und wenn ich schreiben will, lasse ich die Finger davon.
No Brainer? Für manche Leute vielleicht, aber für mich war das neu. Es gab früher mal Computerspiele, die mich eher IN die Schreibstimmung gebracht haben, als aus ihr raus. Und vielleicht war ich auch weniger vollgestopft im Kopf und es war leichter…

Überleitung zum nächsten Thema gleich mit Bravour gemeistert: Wo mein Kopf so steckt und eigentlich nicht hingehört, oder doch?
Auf dem Gebiet der ganz persönlichen Entwicklung habe ich mein Leben erfolgreich weiter verkompliziert. Und das verdanke ich nicht nur Autoren wie der einzigartigen Lydia Benecke und ihrer psychologischen Arbeit mit psychopathischen Menschen, sondern auch ganz anderen Werken. Das Jahr 2014 lässt sich für mich sicherlich ganz gut unter dem Topic ‚Psychologie des Bösen‘ zusammenfassen, wobei mich die Opferperspektive ebenso interessiert hat, wie die der Täter. Und ich habe mich besonders im historischen Umfeld umgetan und viel über das Dritte Reich gelesen.
Warum? Weil ich noch immer verallgemeinernden Aussagen und Mythen aufgesessen war und endlich informierte Einschätzungen für mich selbst vornehmen wollte. Weil ich generell denke, je mehr man über etwas erfährt, desto eher mag man die Wahrheit erahnen, die IMMER irgendwo zwischen allen Berichten ungesagt vor sich hinvegetiert. Und weil das Thema stirbt - und zwar buchstäblich, denn die Augenzeugen nippeln langsam alle ab. Umso wichtiger - jedenfalls aus meiner Sicht - noch so viel wie möglich zu erfahren. Und sei es nur, um den Kindern guter Freunde eines Tages erklären zu können, weswegen dies oder jenes aus dem Geschichtsunterricht ziemlich unvollständig oder sogar völlig falsch ist. Nicht, um sie immer an die ‚Deutsche Schuld‘ zu erinnern, sondern um ihnen bewusst zu machen, dass Deutsche, Russen, Chinesen und Amerikaner alle ihre ‚Monster‘ hervorgebracht haben und dass wir davor nie sicher sein werden, weil das Monster erst einmal auf lange Zeit noch ein Teil jedes Menschen sein wird.

Ja, ich löse mich immer weiter von Pauschalisierungen, auch wenn ich nicht drum herum kommen werde, sie weiter zu verwenden. Man braucht im Grunde eine Pauschalisierung, um einen Einzelfall davon abgrenzen zu können. Aber man sollte nicht auf Basis von Klischees urteilen. Und ich versuche, genau das zu vermeiden.
Unsere Welt scheint es mir bitter nötig zu haben, denn der neue Jude ist ja der Moslem und der schießt diesmal zurück. Oder auch präventiv. Oder auch mal ganz einfach, weil schießen bekanntlich glücklich macht. Aber das macht eben noch lange nicht jeden Moslem zu Terroristen, so wie nicht jeder Deutsche ein Massenmörder war - und wie nicht jeder Mensch mit pädophiler Veranlagung Kindern ein Leids antut, was das angeht.

Ich fülle meinen Kopf also mit Wissen, um besser informierte Beurteilungen für mich selbst vornehmen zu können. Und wenn er nicht platzt, wird er sicherlich noch mehr Speicherkapazität verfügbar machen können, weil das Hirn eben so funktioniert. Irgendwann schreib ich dann ein Buch darüber und nenne es ‚Mein Leben am Rand der Gesellschaft und was ich mit meinem gesammelten Wissen alles nicht verändern konnte, obwohl ich sah, wie falsch es läuft.‘ Yay!
Beschweren will ich mich allerdings nicht, denn ich glaube das alles hält mich geistig beweglich. Ich nähere mich angeblich irgendwie den 40 und man könnte erwarten, dass ich mich endlich mal irgendwo festlege, aber stattdessen werden meine Standpunkte immer agiler. Ich begreife, dass eine feste Überzeugung eine gewaltige Macht besitzt - Hitler war beispielsweise felsenfest von seiner Bestimmung zum messianischen Retter Deutschlands überzeugt - aber fester Glaube schränkt auch ein. Und Glaube ist nicht nur eine Frage der Religion - oder Religion ist nicht nur Götterglaube, sondern beispielsweise auch Wissenschaft.
So oder so, andere mögen fanatisch glauben und einige rennen damit sogar in eine richtige Richtung, aber wenn sich die Umstände ändern, werden sie weiterrennen, selbst wenn die Richtung plötzlich falsch ist. Ich werde das nicht tun. Man könnte sagen, ich entscheide mich bewusst, ein Skeptiker zu sein. Allerdings ein optimistischer Vertreter dieser Gattung - und wer das Paradoxon aufgepfriemelt kriegt, bekommt einen Lolli… :-D

2015 beinhaltet aber neben all den Rückblicken auch Ausblicke. Mein Zweifel daran, wie ich Soulmates fortführen soll, nimmt ab. Ich denke, es besteht Grund zur Hoffnung auf eine baldige Fortsetzung, zumal ich nach einer Weile heftiger Englisch-Konzentration wieder mehr zweigleisig fahre.
Andere Geschichten will ich auf fort- oder auch zu Ende führen. Einige Geschichten sind… für mich nicht mehr zeitgemäß. Ich muss mich davon befreien und voranschreiten. Andere mögen einen Twist erleben. Was ich versprochen habe fortzusetzen, werde ich auch fortsetzen. Keine Sorge. Ich denke da mehr langfristig.

Wer immer neben meinen deutschen Sachen auch meine englischen verfolgt, mag sich außerdem fragen, ob ich durchdrehe. In aller Offenheit: Meine englischen Themen sind größtenteils verrückt und/oder abartig. Und ich mag das so.
Mich reizen Tabuthemen besonders und für mich sind eine körperliche Behinderung oder Borderline- oder Mobbingthemen ebenso Tabuthemen wie Tiersex. Ich habe schon immer gesagt, dass nicht alle meine Geschichten jedem gefallen werden und das wird sich nicht ändern. Jede meiner Geschichten mag abstoßen, überraschen und eventuell sogar unvorhergesehene und unerwünschte Regungen im Unterleib erzeugen. Das ist Teil des Pakets.
Niemand muss alles von mir lesen. Ich rate sogar davon ab, weil mir bislang noch nicht viele untergekommen sind, die mir an Verrücktheit nahekommen. Ich werde allerdings damit fortfahren und ich denke, dass es irgendwie Kunst ist. Ja, ich bin s dreist.

2015 wird sicherlich mehr von dieser Art Kunst sehen. Ich hoffe inständig, irgendwann den Dreh raus zu haben und eine gewisse Regelmäßigkeit reinzubringen. Jeden Monat eine Geschichte oder einen Fortsetzungsteil in jeder Sprache peile ich weiterhin als ersten Milestone an. Dazu will ich versuchen, besondere Gelegenheiten mit thematischem Potential zu verhackstücken - also Valentinstag, Ostern, Halloween, Weihnachten und dergleichen.
Das alles soll dazu dienen, meine Präsenz auch auf Patreon auszubauen, wo man mich mit regelmäßigen Spenden unterstützen kann. Und dafür muss ich schließlich auch was bieten.
Den Rest der Zeit werde ich vielleicht in größere Projekte investieren. Ein paar potentielle Romane liegen auf meiner Festplatte rum und harren der Fortführung. Einige mögen sogar was taugen.  Und Auftragsgeschichten werde ich auch noch mehr schreiben. Vermutlich wird das irgendwann als Erstes das Potential bieten, damit die Miete zu zahlen. Ich hätts nicht gedacht, aber es ist so.

Kann ich das alles schaffen und werde ich es einhalten? Man wird sehen.
Das reine Arbeitspensum der Schreiberei ist machbar. Wenn ich an einem Tag wie vorgestern in 15 Stunden satte 20.000 Worte zu Papier bringen kann, geht da einiges. Allerdings muss die Stimmung auch da sein, was vorgestern eindeutig der Fall war.
Sagen wir mal so: Ich werde es tun, und wenn ich daran scheitere und es nicht ganz klappt, werde ich deswegen nicht verzweifeln. Damit müsste dann auch Master Yoda zufrieden sein, oder?

So. Damit hätte ich meinen ‚Neujahrs-Blogpost‘ und nun wende ich mich der vagen Hoffnung zu, auch diesen, meinen bloggigeren Blog wieder mit regelmäßigerem Content aufleben zu lassen…

In diesem Sinne…

…frohes Neues und mögen in diesem Jahr deine Pläne zu deiner Zufriedenheit voranschreiten und sich einige deiner Wünsche erfüllen. Aber nicht alle, damit du noch was hast, worauf du dich freuen kannst. ;-)