Schweres, böses Wort - ich weiß. Aber irgendwie muss ich
manchmal lange Überschriften in kurze Titel quetschen.
Eigentlich müsste es eher heißen: Kommt mir das nur so
vor oder war früher einiges anders und nicht unbedingt schlechter mit den
Drehbuchautoren einer guten Fernsehserie? Ihr wisst schon… Damals… Nach’m Krieg,
als eine Serie noch nicht Staffel für Staffel erst dann weiterproduziert wurde,
wenn die vorherige Staffel mindestens das fuffzigfache ihrer Produktionskosten
eingespielt hatte und trotz schrägem Sendeplatz noch genug Einschaltquote macht…
Ich gebe offen zu, dass es möglicherweise daran liegen
mag, dass ich alt werde. Zumindest den Jahren nach nähere ich mich den Vierzig und
dementsprechend habe ich solche Dinge erlebt wie die Erstausstrahlung von Star Trek
TNG im deutschen Fernsehen. Oder auch das erste Handy, für das man keinen übergroßen
Koffer brauchte, sondern nur eine Umhängetasche.
Ich fühle mich zwar nicht alt, aber manchmal spüre ich
das Alter dann doch. Metaphorisch gewissermaßen, wenn ich feststelle, dass sich
Dinge verändert haben. Und um es ehrlich zu sagen nicht immer zum Bessern. Womit
ich jetzt echt nicht auf dem ‚früher war alles besser‘ Ding rumreiten will.
Just sayin‘.
Serien sind eine Angelegenheit, der ich positiv
gegenüberstehe. Große Kinofilme sind eine Sache - eine wirklich tolle Sache -
aber Serien haben eigene Vorzüge. Sie erlauben, eine Gruppe von Charakteren kennenzulernen
und ihre Abenteuer längerfristig mitzuerleben. Sie erlauben mehr Tiefe bei der
Charakterentwicklung und bieten einfach mehr Raum für Dinge, die in Filmen
manchmal zu kurz kommen müssen. Und sie können einen lange begleiten.
Ich mag Serien. Besonders, wenn die Charaktere und Plots
unterhaltsam und vielleicht auch intelligent gestaltet sind. Wenn es nicht nur
platte Witze gibt, sondern auch einige, die man als subtil bezeichnen kann. Und
wenn man spürt, dass in den Charakteren wirklich Mühe steckt.
In gewisser Weise erinnern mich manche Serien an mein
altes Hobby - das sogenannte Pen & Paper Rollenspiel, bei dem man
hoffnungslos vereinfacht seine eigenen Serien mit Freunden dreht und keine
Budgetbeschränkungen hat, weil die Special Effects einfach in der Fantasie
stattfinden.
Ich kann und will Serien benennen, die mir persönlich
wirklich etwas gegeben haben. Sei es, weil sie einfach eine für mich
interessante Sache thematisieren, weil sie gut gemacht sind oder weil die Charaktere
einfach Zucker sind.
Stargate Atlantis mit seiner Crew beispielsweise ist ein
Paradebeispiel für Letzteres. Nachdem ich mich dem Stargate-Franchise lange
verweigerte (second thoughts wegen der blöden Art, wie sie aus dem Film eine
Serie machen mussten) habe ich mich binnen einer Handvoll Folgen dutzendfach
verliebt und möchte seitdem einen Rodney McKay als Haustier - der mir noch
immer nicht geliefert wurde!
Oder King of Queens, die wilden Siebziger und How I Met Your
Mother, die mich - in dieser Reihenfolge - begeistert und zum Lachen gebracht
haben, ohne nur aus der untersten Niveauschublade zu greifen. Mit durchaus
intelligenten Witzen und einer wirklich ansprechenden Art, Klischees
aufzugreifen. Und mit tollen Darstellern.
Oder neuere Sachen wie The Walking Dead oder Game of
Thrones, die wirklich toll ihre jeweiligen Sparten ausfüllen. Viel besser als
Xena oder Herkules mit Kevin Sorbo - der kein glückliches Händchen bei seinen
Rollen zu haben scheint - beispielsweise.
Kurz gesagt: Es gibt reichlich Serien, die mein Gefallen
gefunden haben. Ich bin sogar zeitweise mit Charmed oder gar Buffy warm
geworden und würde noch immer jederzeit verargumentieren, wann letztgenannte
Serie einen Schritt in die echte Erwachsenenunterhaltung gemacht hat und nicht
mehr nur eine eher flache Teenieserie war. Was übrigens ganz klar an Joss
Whedon liegt, der schon ein ziemlich cooler Drehbuchautor ist… Ohne Zweifel
auch ein Rollenspieler. ;-)
Klar gibt es auch Sachen, mit denen ich nicht viel
anfangen kann. Ob ich eine Folge CSI Großwafelsdorf gesehen habe oder nicht, hat
für mich noch nie einen Unterschied gemacht. Es flasht mich einfach nicht. Und
ich verstehe auch nicht, wie ein Dutzend praktisch inhaltlich fast gleicher
Serien nebeneinander bestehen können. Aber das muss ich ja auch nicht.
Das schöne an der Serienwelt ist, dass es im Grunde für
jeden etwas gibt. Bei der unglaublichen Vielfalt wird praktisch jeder Geschmack
bedient und man kann darauf hoffen, dass selbst beim schlimmsten Mainstream
noch ein wenig Mühe drin steckt, weil Serien mittlerweile ein durchaus großes Geschäft
sind.
Wenn da also Ramsch rauskommt, ist es oft genau so geplant
und hat vielleicht sogar trashigen Stil. Oder es war wirklich mal eine
Bauchlandung. Kommt auch mal vor.
Die Welt der Fernsehserien ist also bunt und vielfältig und
alles scheint gut. Aber leider, leider ist das doch nicht ganz so. Leider
lauern teletubbieförmige Schatten im Hintergrund und verdunkeln die Landschaft
mit ihren Unformen, wenn ich mal eine völlig beknackte Metapher bemühen darf.
Das erste Mal mit der harten Realität in Konflikt
gekommen bin ich vor langer Zeit, als die Serie Space 2063 nach einer Staffel
eingestellt wurde. Zugegebenermaßen ist das etwas, was einfach passiert.
Manchmal floppt eine Serie ganz einfach und ich habe schon reichlich anderen
Serie nicht eine Träne deswegen nachgeweint, weil ich sie doof fand.
Aber selbst betroffen sah ich das natürlich ganz anders.
Und irgendwo musste ein bestimmtes Muster ja auch seinen Anfang nehmen, damit
ich es schließlich erkennen konnte.
Fernsehserien wurden früher mal produziert, weil jemand
meinte, eine Geschichte zu erzählen zu haben. Gene Roddenberry ist das Paradebeispiel
dafür. Er erschuf Star Trek nicht, weil er Raumschiff Orion blöde fand. Er
hatte eine Vision von einer möglichen Zukunft der Menschheit, in der sie Gier,
Hass Neid und Habsucht hinter sich gelassen hat. Und diese Vision wollte er
teilen.
Er hatte Erfolg. Aus unzähligen, verschiedenen Gründen.
Und Star Trek hat eindeutig nicht nur meine Generation begleitet, sondern auch
die davor und vielleicht auch noch die danach. Auch wenn ich jetzt die
Befürchtung habe, dass sein Traum langsam ausgeträumt ist und in Vergessenheit
gerät und nur noch das Logo verwendet wird, um weiter Kohle zu scheffeln.
Aber das ändert nichts daran, dass Star Trek über eine
Reihe von Serien mit einer Menge Staffeln Millionen Zuschauer erreicht hat und
eine wahnsinnige Fanbase vorweisen kann. Und hierbei reden wir von Langzeitfans,
die mit sechs angefangen und mit sechsundfünfzig noch nicht aufgehört haben,
sich einen bunten Pyjama anzuziehen und Sternenflottenoffizier zu spielen.
Hätte man Star Trek damals bei der Original Series und
TNG so behandelt, wie man es heute mit Serien tut, wäre das aber nicht
passiert. Damals wurde zwar auch schon geschaut, ob eine Serie ankommt. Aber
wenn sie nicht völlig floppte, gab man ihr etwas Zeit und drehet sie eine Weile.
Man investierte in ein gutes Produkt und ließ es seine Wirkung entfalten.
Und man plante eine Serie so, dass man sie eine gute
Zeitlang zeigen konnte. Man hatte vielleicht keine ganzen Staffeln in
Drehbuchform vorliegen, aber es gab einen groben Plan, wohin die Reise gehen
sollte. Meist, weil der Erfinder der Idee mit in der Sache drinsteckte.
Ja. Das führte dazu, dass die Serien damals manchmal ihre
Halbwertzeit überschritten und man den optimalen Moment für das Ende verpasste.
Und auch dazu, dass sie manchmal mehr halbgar mit Episoden aufgefüllt wurden,
die nicht die beste Qualität hatten, um die Staffeln vollzukriegen.
Aber rückblickend betrachtet hat auch das seinen Charme.
Heutzutage läuft der Hase jedoch anders. Ganz und gar
anders.
Heute wird von einer Serie die erste Staffel gedreht und
auf den Markt geworfen. Erreicht sie eine magische Marke, wird eine weitere
Staffel gedreht. Erreicht sie diese Marke nicht innerhalb eines festgelegten
Zeitraums, ist sie tot.
Und dabei ist völlig gleichgültig, ob besagte Serie dann
einige Wochen später plötzlich durchstartet. Ob sie einfach etwas Anlaufzeit
brauchte, weil sie vielleicht ein spezielles Publikum hat. Wenn da nicht
zufällig der Megahype ausbricht, wird so ein totes Pferd kaum noch angefasst.
Als Messlatte für solche neuen Serien gelten
üblicherweise die gerade erfolgreichsten Formate der jeweiligen Sender. Wenn
also eine Science-Fiction Serie zur Primetime nicht genug CSI-Zuschauer
abwirbt, ist sie raus. Einfach nur die Produktionskosten doppelt oder dreifach
einspielen reicht nicht aus. Da muss mehr kommen.
Das führt dazu, dass wirklich gute Ideen nach einer
Staffel hinten runter fallen. Und es führt ehrlich gesagt bei mir als Deutschem,
der sowieso nur bekommt, was der amerikanische Markt abgesegnet hat, zu einer
etwas kontraproduktiven Einstellung.
Was soll ich mir eine Staffel anschauen, die mich vielleicht
begeistert, wenn ich nicht weiß, ob die Geschichte auch fertig erzählt wird?
Erste Staffeln enden schließlich nicht mit einem schlüssigen Ende für einen
Teil einer Erzählung, sondern einem Cliffhanger, der mich für die zweite
Staffel anfixen soll.
Nur… wenn es keine zweite Staffel gibt, kaue ich mir
umsonst die Nägel blutig. Also warte ich doch lieber, ob eine Fortsetzung überhaupt
stattfindet, bevor ich eine Serie anfasse.
Kontraproduktiv ist das deswegen, weil ich damit nicht
zur Einschaltquote beitrage, die den Erfolg einer Serie bestimmt. Wenn ich sie
nicht schaue und vielleicht auch im Netz mein Wohlgefallen ausdrücke, ist das
eine Stimme weniger, die dazu beträgt, dass die Dreharbeiten fortgesetzt
werden.
Aber… Fuck me! Ich habe einfach keine Lust mir etwas anzuschauen,
von dem ich nie weiß, ob ich die ganze Geschichte erfahren werde. Ich will mich
auch Charaktere und Handlung einlassen dürfen. Und ich will verflucht noch eins
kein Jahr auf die nächste Staffel warten.
Ich bin schließlich kein Versuchstier für die
Fernsehsender. Die verdienen genug, also können die gefälligst auch mal ein
kleines Risiko eingehen. Zumal sie ja wirklich in den allermeisten Fällen
zumindest die Kosten wieder eingespielt kriegen. Selbst bei Flops.
Es nervt mich also, dass heutzutage nur noch bestimmt, wie
viel Reingewinn eine Sache einbringt. Eine Idee zählt nicht mehr, und wenn sie
eine Weile braucht, um ihre Wirkung zu entfalten, ist sie schon grad völlig
uninteressant.
Intelligente Serien müssen sich am Erfolg von billiger
Comedy messen lassen und versagen natürlich, denn je weniger Hirn benötigt
wird, desto weniger Leute schalten ein. Science-Fiction und Fantasy werden mit
Familienunterhaltung verglichen und haben naturgemäß weniger Anhänger, also
sind sie weniger interessant und finden nicht statt.
Sicher gibt es Gegenbeispiele. Aber die sind rar, wenn
man es mal genau betrachtet. Und sie basieren letztlich auch immer auf einem
Hype. Was übrigens funny ist, denn das Lied von Eis und Feuer gibt es schon
ziemlich lange und erst jetzt wird eine Serie daraus gemacht. Also brauchte das
Buch ja offenbar auch eine Weile, bevor es seinen Kultstatus erlangte, duh?!
Aber gut. Wäre schön, wenn das die einzige Sache wäre,
die mir zu schaffen macht, denn wenn ich sonst keine Sorgen hätte, wäre mein
leben toll. Nur leider ist es noch nicht einmal die einzige Sache, die mich an
diesem Thema nervt…
Da ist nämlich noch die Geschichte mit den Endlosfortsetzungen,
die mich auch oft genug dazu bringt, den Kopf auf die Tischplatte schlagen zu
wollen.
Paradebeispiele hierfür gibt es viele. Charmed und Buffy
ebenso wie Lost.
Der Knackpunkt ist: Wenn eine Serie erfolgreich ist, wird
eine weitere Staffel gedreht. Egal, ob das noch Sinn macht. Egal, ob die
Charaktere logisch betrachtet alle ausgelutscht sind und eigentlich Suizid
begehen müssten, weil sie noch eine Runde in ihrem Karussell kaum noch ertragen
können. Egal, ob die Story auch nur noch den geringsten Sinn ergibt.
Manche Serien sind in ihren letzten Staffeln eine bittere
Schande für die Autoren und Verantwortlichen. Weil sie einfach alles verloren
haben, was die Serie mal ausgemacht hat. Weil sie totgerittene Pferde sind, auf
denen noch immer ein Jockey rumjuckelt, um doch noch einen Zuschauer zu
langweilen.
Um wieder den Bogen zu meinem alten Hobby - dem
Rollenspiel - zu schlagen: Eine Geschichte braucht Zeit, um Fahrt aufzunehmen.
Sie braucht eine Einleitung, in der man die Handelnden kennenlernt. Und dann
kann sie je nach Story durchaus schnell epische Dimensionen erreichen.
Und epische Geschichten sind großartig. Sie können
herrlich bewegend sein und viel Action, Drama und Spaß bieten. Es sind tolle Geschichten,
die ich mir gerne anhöre oder ansehe.
Aber wenn der größte Schurke besiegt ist und die Welt
gerettet wurde, dann ist die Geschichte vorbei. VORBEI.
Ein Epilog ist dann vielleicht noch eine wirklich schöne
Sache, aber das sollte es dann gewesen sein.
Serienmacher verstehen das nicht. Drehbuchautoren
wahrscheinlich meistens schon, weswegen sie ausgetauscht werden, wenn sie
Mucken machen. Was sich dann wiederum auf die Charaktere auswirkt, aber ich
schweife ab.
Ich kann nicht sagen, wie viele Serien ich gesehen habe,
die ihren Absprungpunkt verpasst haben. Bei denen noch eine Staffel gedreht
wurde und man schaltete hoffnungsvoll wieder ein, weil man es nicht wahrhaben
wollte. Nur um dann Folge für Folge mehr die Lust zu verlieren und es schließlich
bleiben zu lassen. Was dann letztlich dazu führt, dass eine großartige Serie
ein jämmerliches Ende in einer letzten, halb gedrehten Staffel findet, die abgebrochen
wird, weil keiner mehr einschaltet.
Zurück bleibt der bittere Beigeschmack, etwas Tolles
elendig verrecken gesehen zu haben, nachdem es in die Gosse abgerutscht ist.
Yay!
In Kombination sind diese beiden Faktoren ein binäres
Gestirn, unter dem praktisch jede Serie heutzutage steht. Manchmal schaffen sie
es, eine Geschichte zu erzählen und gut. Aber bei manchen Serien denke ich mir
von vorneherein: Was wollen die machen, um diese Geschichte über mehr als zwei
oder drei Staffeln zu strecken? Und will ich das wirklich erleben? Oder schaue
ich lieber gar nicht erst hin?
Künstlich gedehnte Handlungen, bis zur Unkenntlichkeit um
720 Grad verdrehte Charaktere und völlige Diskontinuität sind fast schon von
Anfang an zu erkennen. Und so machen Serien dann irgendwie keinen Spaß mehr.
Aber am Schlimmsten ist das, was sie bei Kindern und
Jugendlichen damit anrichten.
Die bekommen nämlich keine Geschichten mehr erzählt, die
Hand und Fuß haben. Sie bekommen langgezogene, vorgekaute Kaugummis in den und
gestopft und sollen einen letzten Rest Geschmack da raus lutschen.
Und aus diesen Kids sollen dann die Roman- und
Drehbuchautoren der Zukunft werden. Fucking chance, duh?!
Langer Rede kurzer Sinn:
Es nervt.
Aber offenbar gehöre ich zu einer Minderheit, die es
bemerkt, während der Rest sich gerne den gleichen Kriminilfall in leicht
abgewandelter Form in jeder einzelnen Folge der unterschiedlichen CSI-Serien immer
wieder und wieder gibt.
Das ist nicht neu, denn dieses Schema funktionierte auch
schon bei Soaps und Krankenhausserien. Und es wird wohl auch weiterhin
funktionieren.
Vielleicht bin ich tatsächlich langsam alt. Oder ich bin
einfach zu intelligent für diese Kackwelt. Der Gedanke ist mir schon gekommen…
Es war mir jedenfalls ein Bedürfnis, mich darüber
auszulassen. Offenbar ist es mal wieder ein Rant geworden. Aber who cares about
labels…
Vielleicht sieht es der eine oder andere so wie ich.
Vielleicht tun wir uns irgendwann zusammen und zeigen Sendern wie FOX durch
reichlich Shitstorms, was wir von ihrer Politik halten. Oder vielleicht bleiben
wir eine Minderheit, die wie ein überanspruchsvoller Fettfleck auf der weißen
Weste der grenzdebilen Masse klebt.
Keine Ahnung.
In diesem Sinne…
…viel Spaß bei dem Versuch, in deiner gegenwärtigen
Lieblingsserie noch einen roten Faden zu entdecken. Höchstwahrscheinlich wurde
der nämlich schon längst zugunsten noch einer Staffel geopfert…
;-P