Wie angedroht bin ich noch nicht mit dem Thema durch.
Eben habe ich einen Rant zu Cherice Moralez, StaceyRambold und Richter Todd Baugh abgelassen. Da ging es um Rechtsprechung und
eventuell vorschnelle Verurteilung.
Hier geht es nun um die Hintergründe des Falles einer
14jährigen Schülerin, die einvernehmlichen oder auch nicht einvernehmlichen Sex
mit ihrem 48-jährigen Lehrer hatte.
Ich habe einen nicht uninteressanten Artikel dazu
gefunden, der direkt Bezug zum Fall nimmt. Er ist auf Englisch, aber definitiv
einen Blick wert. Auch wenn ich mit den Schlussfolgerungen der Autorin ganz und
gar nicht übereinstimme.
Ich kenne selbst Fälle von Frauen, die sich absichtlich
und wissentlich für deutlich ältere Männer interessiert haben. Und ich kenne
Fälle, die denen der Schreiberin des Beitrags ähneln.
Ich kenne eine Nymphomanin. Und wenn man so jemanden mal
wirklich kennengelernt hat, ist an dem Begriff eigentlich nichts mehr witzig.
Das dreckige Lachen des typischen Durchschnittsmannes bei diesem Wort bleibt
einem dann leicht im Hals stecken.
Selbsthass und zwanghafte Verhaltensweisen sind nicht
erotisch, sondern ziemlich hässlich. Sex ist da so ziemlich das Letzte, worauf
ich Lust habe.
Aber jetzt gerade geht es nicht um die Menschen, die
aufgrund welcher Faktoren auch immer innerlich so zerstört sind, dass sie in einer
abstrakten Form von selbstverletzendem Verhalten älteren Männern hinterher schleichen.
Diese Fälle gibt es ohne Zweifel und diese jungen Frauen
brauchen Hilfe. Aber sie sind ganz einfach nicht der ganze Kuchen.
Das Lolita-Phänomen ist nicht einseitig, sondern
beidseitig. Es zieht nicht nur ältere Männer zu jungen Frauen, sondern auch
junge Frauen - Mädchen - zu älteren Männern.
Frauen sind oft in ihrer emotionalen Entwicklung weiter
als Männer, wenn es um die Pubertät geht. Gleichaltrige Jungs sind oftmals viel
zu kindisch für die neuen Bedürfnisse. Und selbst etwas ältere Jungs erfüllen
noch nicht so ganz die Vorstellungen.
Erwachsene Männer hingegen haben aus der Ferne betrachtet
alles, was manchen jungen Mädchen begehrenswert erscheint. Sie sind reif,
gefestigt, väterlich und doch anfällig für die Reize, mit denen die Frauen gerade
zu spielen lernen.
Die erfolgreiche Verführung eines reiferen Mannes ist ein
Sieg mit sehr vielen unterschiedlichen Facetten. Und sicherlich auch mit
einigen ziemlich hässlichen Falltüren, denn wir Männer werden in sexueller
Hinsicht nur sehr, sehr langsam erwachsen und können sehr wohl ganz allein
körperlich auf so eine Verführung reinfallen.
Die ersehnte emotionale Beziehung oder gar eine
intellektuelle Verständigung finden in so einem Fall extrem selten statt. Für
den Mann geht es um erotische Reize und für das Mädchen sicherlich zumindest
nicht ausschließlich oder auch gar nicht darum.
Keine gute Grundlage für eine Win-Win-Situation.
Aber deswegen sind 30 Jahre Altersunterschied dennoch
nicht immer eine missbräuchliche Sache.
Man bedenke: Ist er 90 und sie 60, kräht kaum noch ein
Hahn danach. Ist er 60 und sie 30, ist Neid und missgünstiger Zweifel die
vorherrschende Reaktion. Und ist er 50 und sie 20, wird das noch einmal um eine
Zehnerpotenz gesteigert.
Aber mit jedem Jahr, das sie dann jünger ist als 20, wird
die Sache plötzlich ‚komisch‘. Bis offene Ablehnung klar vorherrscht.
NATÜRLICH ist eine 14jährige keine echte Partnerin für
einen 40-jährigen. Ihr fehlt es an Lebenserfahrung, um etwas in die
Partnerschaft einzubringen. Ihr fehlt die Reife für eine langfristige
Beziehung. Ihre Prioritäten sind noch ganz anders. Sie beginnt gerade erst mit
alldem, was er bereits hinter sich hat.
Das kann doch nicht gutgehen!
Oder?
Um bei der Wahrheit zu bleiben: Es geht selten gut.
Die Hürden sind riesig. Es gibt so unglaublich viele
Unterschiede, dass man daran verzweifeln kann. Und insbesondere die junge Frau
entwickelt sich so rasant weiter, dass die Beziehung kaum eine Chance auf
Dauerhaftigkeit hat.
Aber…!
So eine Verbindung kann - wenn wir gerade mal den Sex
kurz vergessen - ziemlich aufregend sein.
Jugendliche haben eine oft noch nicht sehr
voreingenommene Weltsicht. Sie haben Energie Tatendrang. Und sie haben einen
riesigen Wissensdurst.
Eine jugendliche Frau kann einen erwachsenen Mann dazu
bringen, die Welt noch einmal mit jüngeren Augen zu sehen. Unmögliches
erscheint plötzlich wieder machbar. Wissen und Erfahrungen, die angesammelt
wurden, können weitergegeben werden und werden oft aufgesogen, wie von einem
Schwamm.
Altersbedingte Weisheit kann angenommen werden und dabei
helfen, einige Fehler nicht erst selbst machen zu müssen. Synergien können
entstehen.
KÖNNEN, wohlgemerkt.
Ich bin den 40 nahe und habe generell gerne
Gesprächspartner, die auch mal älter sind. Sofern sie nicht in ihrer
Denkstruktur völlig festgerostet sind, was leider in diesem Alter sehr häufig
ist.
Aber ich habe auch mit der Zeit einzelne junge Menschen
kennengelernt, deren Intelligenz und Anpassungsfähigkeit mit sehr
beeindruckten. Es gab nie eine Beziehung mit einem extremen Altersunterschied,
aber es gab und gibt Freundschaften, die jede Altersgrenze ignorieren.
Weil ich Menschen eben aufgrund ihrer Kapazitäten und nicht
aufgrund fehlenden Wissens oder geringerer Erfahrung beurteile.
Eine Meinung kann auch eine 14-jährige haben. Und sie
kann diese auch vertreten und verargumentieren.
Sicherlich kann ich sie aufs Glatteis führen, weil ich Übung
darin habe. Aber das kann ich mit nur geringfügigem Mehraufwand auch bei einer
34-jährigen oder einer 54-jährigen.
Tatsächlich ist es oft bei älteren Menschen viel leichter
sie zu manipulieren, weil man nur ihr Wesen erkennen muss, um die richtigen Hebel
zu entdecken. Bei Jugendlichen steht dieses Wesen noch nicht endgültig fest und
sie können sich derartigen Manipulationen besser erwehren, wenn die denn
überhaupt Willenskraft und Intelligenz genug dafür aufweisen.
Sicherlich ist es dafür möglich, andere
Manipulationsmittel zu finden. Die Begierden und Wünsche von Jugendlichen sind
sehr leicht zu erkennen und teilweise auch für Erwachsene sehr leicht zu
erfüllen.
Aber das setzt voraus, dass ich überhaupt manipulieren
WILL!
Klar sind viele Affären bei extremen Altersunterschieden
Nutzverhältnisse für eine Seite. Der Mann kriegt knackiges Jungfleisch. Oder
das Mädchen einen erfahrenen Lover fürs erste Mal.
Aber… Wenn das für beide das ist, was sie sich wünschen,
ist doch eigentlich - ganz amoralisch betrachtet - alles in Butter. Beide
bekommen, was sie wollen. Keiner wird benachteiligt.
Aber, aber… Was, wenn der Mann die Naivität nur ausnutzt
und sich an dem Mädchen befriedigt, ohne deren Bedürfnisse zu beachten? Was,
wenn er ihre Unerfahrenheit benutzt, um von ihr Sachen zu verlangen, die sie
aus Unkenntnis mitmacht? Was, wenn…?
Dann ist er ein Arsch. Und gegen Arschlöcher ist in keiner
Phase des Lebens ein absolut zuverlässiges Kraut gewachsen. Vom Teenager bis
ins Rentenalter fallen wir auf Arschlöcher rein. Selbst die größte Vorsicht
schützt davor nicht.
Die Frau, die den oben verlinkten Artikel verfasste, hat
reichlich schlechte Erfahrungen gemacht. Und eine ‚Lolita‘ hat gute Chancen,
ebenfalls welche zu machen. Unsere Welt ist nämlich leider voller Arschlöcher.
Aber deswegen ist eine Beziehung oder Affäre dieser Art noch
lange nicht per se missbräuchlich. Das stimmt einfach nicht.
Und vor allem KANN auch eine 14-jährige sehr wohl
einvernehmlich sexuellen Handlungen zustimmen. Wenn sie nicht geistig
zurückgeblieben ist, steht sie zwei Jahre vor der eingeschränkten Geschäftsfähigkeit
und vier Jahre vor der Volljährigkeit.
Aus meiner Sicht steht sie zwar auch noch locker vierzehn
bis zwanzig Jahre vor der geistigen Vollreife und durchschnittlich ebenso weit
vor der geistigen Erstarrung in festgefahrenen Denkmustern, aber für Sex muss
man nicht erst 30 werden, um ihn haben und auch genießen zu können.
Sex ist eines der Grundbedürfnisse unserer Körper. Wir
werden geboren, um ihn zu haben. Naturgemäß, um Kinder zu kriegen oder zu
zeugen, aber das ist nicht der Punkt. Unsere Körper sind ab einem bestimmten
Punkt in der Pubertät bereit und willens, ihn zu haben. Und daran ist nichts
falsch.
Mit wem wir ihn haben, ist allein unsere Entscheidung.
Und Altersunterschiede sind dabei ebenso eine Frage der beteiligten Individuen,
wie kulturelle Unterschiede. Leichter wird es damit nicht, aber unnatürlich ist
es ganz klar auch nicht, wen junge Frauen sich reife Männer suchen.
Die sind nämlich oftmals auch wirklich ein wenig bessere
Exemplare als Gleichaltrige, was den Gesamteindruck angeht.
Missbrauch ist geschlechts-, kultur- und
altersunabhängig. Missbrauch ist facettenreich und kann physisch, emotional
oder psychisch wirken. Missbrauch ist etwas, wovor jeder einen gewissen Schutz
genießen sollte.
Aber nicht alles, was für den einen Missbrauch ist, ist
es deswegen für jeden anderen auch. Und manches, was strenggenommen Missbrauch
ist, ist eine für fast jeden gültige Realität des Lebens.
Oder denkt irgendwer, dass ein typisches Arbeitsverhältnis
in der heutigen Zeit wie einvernehmlicher Sex ist, bei dem beide Parteien in
vollem Umfang bekommen, was sie auch geben? In der Arbeitswelt nutzt immer eine
Seite die andere aus. Und danach kräht kein Hahn…
Sex auf der anderen Seite ist einfach nur Sex. Wenn alle
sich an die vereinbarten Spielregeln halten und keiner dem anderen was Böses
will, ist auch kein Leid zu befürchten. Und dennoch ist niemand sicher vor emotionalen
Verletzungen, denn sobald Gefühle ins Spiel kommen, kann und wird es irgendwann
wehtun.
Mit 14, mit 34 und mit 64. Wir lernen nur, besser damit
umzugehen.
Die Lösung für all die Missbrauchsprobleme, die nicht
exakt Vergewaltigungen sind, liegt einer Meinung nach in einer Erziehung zur
Eigenverantwortlichkeit.
Übergriffe sind die eine Sache, Fehlentscheidungen der
späteren Opfer eine andere. Wenn jungen Menschen mehr über die Konsequenzen
ihrer Handlungen beigebracht würde, konnten sie weisere Entscheidung treffen oder
zumindest bewusster Risiken eingehen.
Das gilt für den Straßenverkehr ebenso, wie für den
Geschlechtsverkehr.
Und was die Eltern der ‚lieben Kleinen‘ angeht:
Auf die Nase fallen werden sie so oder so irgendwann.
Abschottung bis zum 18ten macht keinen Sinn. Aufklärung, Erziehung zur
Eigenverantwortlichkeit und Unterstützung, wenn mal was schief läuft, sind
Trumpf.
Wie beim Gehen lernen, werden sie fallen und sich wehtun.
Aber man kann ihnen aufhelfen und sie trösten, wenn es passiert. Vor allem kann
und sollte man aber erklären und besprechen, anstatt Vorwürfe zu machen oder
die eigenen Wunschvorstellungen auf den Nachwuchs zu projizieren.
Dann wird das meist von ganz alleine.
Abschließend will ich sagen, dass ich weiß, dass es ein
kontroverses Thema ist. Es gibt leider viel zu viel Missbrauch jeder Art in
unserer Welt. Und deswegen sind unsere Kinder und Freunde auch dauernd
derartigen Risiken ausgesetzt.
Ich will Vergewaltigungen und Manipulationen, die im
Missbrauch Schutzbefohlener gipfeln, nicht schönreden. Ich will nur eine andere
Seite dieser Medaille beleuchten.
Ich kenne Leute, die mit 20 oder 30 Jahren
Altersunterschied GUTE Erfahrungen gemacht haben. Es sind nicht viele. Aber
ganz ehrlich gesagt kenne ich auch niemanden, der bei Gleichaltrigkeit uneingeschränkt
gute Erfahrungen gemacht hat.
Altersunterschiede sind eine ebenso große oder kleine
Hürde wie Größenunterschiede oder Unterschiede in der Hautfarbe. Es kommt immer
auf die beteiligten Individuen und auf die äußeren Umstände an.
Pauschale Urteile haben in der Welt der
zwischenmenschlichen Beziehungen einfach keinen Platz. Das sollten am besten
alle begreifen.
Deswegen bin ich GEGEN Missbrauch und FÜR
Selbstbestimmung in persönlichen Belangen. Auch für Jugendliche. Sogar für
Kinder, auch wenn da uneingeschränkte Freiheit sicherlich der falsche Weg ist.
Schaut nicht auf das, was die Gesellschaft sagt. Schaut
euch die Beteiligten genau an. Auf die kommt es nämlich an.
In diesem Sinne…
…fröhlichen Lynchmord an mir, weil ich es gewagt habe,
dieses Thema nicht wie offiziell gutgeheißen zu betrachten.