Donnerstag, 15. August 2013

Thoughts on - Serienkontinuität


Schweres, böses Wort - ich weiß. Aber irgendwie muss ich manchmal lange Überschriften in kurze Titel quetschen.
Eigentlich müsste es eher heißen: Kommt mir das nur so vor oder war früher einiges anders und nicht unbedingt schlechter mit den Drehbuchautoren einer guten Fernsehserie? Ihr wisst schon… Damals… Nach’m Krieg, als eine Serie noch nicht Staffel für Staffel erst dann weiterproduziert wurde, wenn die vorherige Staffel mindestens das fuffzigfache ihrer Produktionskosten eingespielt hatte und trotz schrägem Sendeplatz noch genug Einschaltquote macht…

Ich gebe offen zu, dass es möglicherweise daran liegen mag, dass ich alt werde. Zumindest den Jahren nach nähere ich mich den Vierzig und dementsprechend habe ich solche Dinge erlebt wie die Erstausstrahlung von Star Trek TNG im deutschen Fernsehen. Oder auch das erste Handy, für das man keinen übergroßen Koffer brauchte, sondern nur eine Umhängetasche.
Ich fühle mich zwar nicht alt, aber manchmal spüre ich das Alter dann doch. Metaphorisch gewissermaßen, wenn ich feststelle, dass sich Dinge verändert haben. Und um es ehrlich zu sagen nicht immer zum Bessern. Womit ich jetzt echt nicht auf dem ‚früher war alles besser‘ Ding rumreiten will.
Just sayin‘.

Serien sind eine Angelegenheit, der ich positiv gegenüberstehe. Große Kinofilme sind eine Sache - eine wirklich tolle Sache - aber Serien haben eigene Vorzüge. Sie erlauben, eine Gruppe von Charakteren kennenzulernen und ihre Abenteuer längerfristig mitzuerleben. Sie erlauben mehr Tiefe bei der Charakterentwicklung und bieten einfach mehr Raum für Dinge, die in Filmen manchmal zu kurz kommen müssen. Und sie können einen lange begleiten.
Ich mag Serien. Besonders, wenn die Charaktere und Plots unterhaltsam und vielleicht auch intelligent gestaltet sind. Wenn es nicht nur platte Witze gibt, sondern auch einige, die man als subtil bezeichnen kann. Und wenn man spürt, dass in den Charakteren wirklich Mühe steckt.
In gewisser Weise erinnern mich manche Serien an mein altes Hobby - das sogenannte Pen & Paper Rollenspiel, bei dem man hoffnungslos vereinfacht seine eigenen Serien mit Freunden dreht und keine Budgetbeschränkungen hat, weil die Special Effects einfach in der Fantasie stattfinden.

Ich kann und will Serien benennen, die mir persönlich wirklich etwas gegeben haben. Sei es, weil sie einfach eine für mich interessante Sache thematisieren, weil sie gut gemacht sind oder weil die Charaktere einfach Zucker sind.
Stargate Atlantis mit seiner Crew beispielsweise ist ein Paradebeispiel für Letzteres. Nachdem ich mich dem Stargate-Franchise lange verweigerte (second thoughts wegen der blöden Art, wie sie aus dem Film eine Serie machen mussten) habe ich mich binnen einer Handvoll Folgen dutzendfach verliebt und möchte seitdem einen Rodney McKay als Haustier - der mir noch immer nicht geliefert wurde!
Oder King of Queens, die wilden Siebziger und How I Met Your Mother, die mich - in dieser Reihenfolge - begeistert und zum Lachen gebracht haben, ohne nur aus der untersten Niveauschublade zu greifen. Mit durchaus intelligenten Witzen und einer wirklich ansprechenden Art, Klischees aufzugreifen. Und mit tollen Darstellern.
Oder neuere Sachen wie The Walking Dead oder Game of Thrones, die wirklich toll ihre jeweiligen Sparten ausfüllen. Viel besser als Xena oder Herkules mit Kevin Sorbo - der kein glückliches Händchen bei seinen Rollen zu haben scheint - beispielsweise.

Kurz gesagt: Es gibt reichlich Serien, die mein Gefallen gefunden haben. Ich bin sogar zeitweise mit Charmed oder gar Buffy warm geworden und würde noch immer jederzeit verargumentieren, wann letztgenannte Serie einen Schritt in die echte Erwachsenenunterhaltung gemacht hat und nicht mehr nur eine eher flache Teenieserie war. Was übrigens ganz klar an Joss Whedon liegt, der schon ein ziemlich cooler Drehbuchautor ist… Ohne Zweifel auch ein Rollenspieler. ;-)

Klar gibt es auch Sachen, mit denen ich nicht viel anfangen kann. Ob ich eine Folge CSI Großwafelsdorf gesehen habe oder nicht, hat für mich noch nie einen Unterschied gemacht. Es flasht mich einfach nicht. Und ich verstehe auch nicht, wie ein Dutzend praktisch inhaltlich fast gleicher Serien nebeneinander bestehen können. Aber das muss ich ja auch nicht.
Das schöne an der Serienwelt ist, dass es im Grunde für jeden etwas gibt. Bei der unglaublichen Vielfalt wird praktisch jeder Geschmack bedient und man kann darauf hoffen, dass selbst beim schlimmsten Mainstream noch ein wenig Mühe drin steckt, weil Serien mittlerweile ein durchaus großes Geschäft sind.
Wenn da also Ramsch rauskommt, ist es oft genau so geplant und hat vielleicht sogar trashigen Stil. Oder es war wirklich mal eine Bauchlandung. Kommt auch mal vor.

Die Welt der Fernsehserien ist also bunt und vielfältig und alles scheint gut. Aber leider, leider ist das doch nicht ganz so. Leider lauern teletubbieförmige Schatten im Hintergrund und verdunkeln die Landschaft mit ihren Unformen, wenn ich mal eine völlig beknackte Metapher bemühen darf.

Das erste Mal mit der harten Realität in Konflikt gekommen bin ich vor langer Zeit, als die Serie Space 2063 nach einer Staffel eingestellt wurde. Zugegebenermaßen ist das etwas, was einfach passiert. Manchmal floppt eine Serie ganz einfach und ich habe schon reichlich anderen Serie nicht eine Träne deswegen nachgeweint, weil ich sie doof fand.
Aber selbst betroffen sah ich das natürlich ganz anders. Und irgendwo musste ein bestimmtes Muster ja auch seinen Anfang nehmen, damit ich es schließlich erkennen konnte.

Fernsehserien wurden früher mal produziert, weil jemand meinte, eine Geschichte zu erzählen zu haben. Gene Roddenberry ist das Paradebeispiel dafür. Er erschuf Star Trek nicht, weil er Raumschiff Orion blöde fand. Er hatte eine Vision von einer möglichen Zukunft der Menschheit, in der sie Gier, Hass Neid und Habsucht hinter sich gelassen hat. Und diese Vision wollte er teilen.
Er hatte Erfolg. Aus unzähligen, verschiedenen Gründen. Und Star Trek hat eindeutig nicht nur meine Generation begleitet, sondern auch die davor und vielleicht auch noch die danach. Auch wenn ich jetzt die Befürchtung habe, dass sein Traum langsam ausgeträumt ist und in Vergessenheit gerät und nur noch das Logo verwendet wird, um weiter Kohle zu scheffeln.
Aber das ändert nichts daran, dass Star Trek über eine Reihe von Serien mit einer Menge Staffeln Millionen Zuschauer erreicht hat und eine wahnsinnige Fanbase vorweisen kann. Und hierbei reden wir von Langzeitfans, die mit sechs angefangen und mit sechsundfünfzig noch nicht aufgehört haben, sich einen bunten Pyjama anzuziehen und Sternenflottenoffizier zu spielen.

Hätte man Star Trek damals bei der Original Series und TNG so behandelt, wie man es heute mit Serien tut, wäre das aber nicht passiert. Damals wurde zwar auch schon geschaut, ob eine Serie ankommt. Aber wenn sie nicht völlig floppte, gab man ihr etwas Zeit und drehet sie eine Weile. Man investierte in ein gutes Produkt und ließ es seine Wirkung entfalten.
Und man plante eine Serie so, dass man sie eine gute Zeitlang zeigen konnte. Man hatte vielleicht keine ganzen Staffeln in Drehbuchform vorliegen, aber es gab einen groben Plan, wohin die Reise gehen sollte. Meist, weil der Erfinder der Idee mit in der Sache drinsteckte.

Ja. Das führte dazu, dass die Serien damals manchmal ihre Halbwertzeit überschritten und man den optimalen Moment für das Ende verpasste. Und auch dazu, dass sie manchmal mehr halbgar mit Episoden aufgefüllt wurden, die nicht die beste Qualität hatten, um die Staffeln vollzukriegen.
Aber rückblickend betrachtet hat auch das seinen Charme.

Heutzutage läuft der Hase jedoch anders. Ganz und gar anders.
Heute wird von einer Serie die erste Staffel gedreht und auf den Markt geworfen. Erreicht sie eine magische Marke, wird eine weitere Staffel gedreht. Erreicht sie diese Marke nicht innerhalb eines festgelegten Zeitraums, ist sie tot.
Und dabei ist völlig gleichgültig, ob besagte Serie dann einige Wochen später plötzlich durchstartet. Ob sie einfach etwas Anlaufzeit brauchte, weil sie vielleicht ein spezielles Publikum hat. Wenn da nicht zufällig der Megahype ausbricht, wird so ein totes Pferd kaum noch angefasst.
Als Messlatte für solche neuen Serien gelten üblicherweise die gerade erfolgreichsten Formate der jeweiligen Sender. Wenn also eine Science-Fiction Serie zur Primetime nicht genug CSI-Zuschauer abwirbt, ist sie raus. Einfach nur die Produktionskosten doppelt oder dreifach einspielen reicht nicht aus. Da muss mehr kommen.

Das führt dazu, dass wirklich gute Ideen nach einer Staffel hinten runter fallen. Und es führt ehrlich gesagt bei mir als Deutschem, der sowieso nur bekommt, was der amerikanische Markt abgesegnet hat, zu einer etwas kontraproduktiven Einstellung.
Was soll ich mir eine Staffel anschauen, die mich vielleicht begeistert, wenn ich nicht weiß, ob die Geschichte auch fertig erzählt wird? Erste Staffeln enden schließlich nicht mit einem schlüssigen Ende für einen Teil einer Erzählung, sondern einem Cliffhanger, der mich für die zweite Staffel anfixen soll.
Nur… wenn es keine zweite Staffel gibt, kaue ich mir umsonst die Nägel blutig. Also warte ich doch lieber, ob eine Fortsetzung überhaupt stattfindet, bevor ich eine Serie anfasse.

Kontraproduktiv ist das deswegen, weil ich damit nicht zur Einschaltquote beitrage, die den Erfolg einer Serie bestimmt. Wenn ich sie nicht schaue und vielleicht auch im Netz mein Wohlgefallen ausdrücke, ist das eine Stimme weniger, die dazu beträgt, dass die Dreharbeiten fortgesetzt werden.
Aber… Fuck me! Ich habe einfach keine Lust mir etwas anzuschauen, von dem ich nie weiß, ob ich die ganze Geschichte erfahren werde. Ich will mich auch Charaktere und Handlung einlassen dürfen. Und ich will verflucht noch eins kein Jahr auf die nächste Staffel warten.
Ich bin schließlich kein Versuchstier für die Fernsehsender. Die verdienen genug, also können die gefälligst auch mal ein kleines Risiko eingehen. Zumal sie ja wirklich in den allermeisten Fällen zumindest die Kosten wieder eingespielt kriegen. Selbst bei Flops.

Es nervt mich also, dass heutzutage nur noch bestimmt, wie viel Reingewinn eine Sache einbringt. Eine Idee zählt nicht mehr, und wenn sie eine Weile braucht, um ihre Wirkung zu entfalten, ist sie schon grad völlig uninteressant.
Intelligente Serien müssen sich am Erfolg von billiger Comedy messen lassen und versagen natürlich, denn je weniger Hirn benötigt wird, desto weniger Leute schalten ein. Science-Fiction und Fantasy werden mit Familienunterhaltung verglichen und haben naturgemäß weniger Anhänger, also sind sie weniger interessant und finden nicht statt.
Sicher gibt es Gegenbeispiele. Aber die sind rar, wenn man es mal genau betrachtet. Und sie basieren letztlich auch immer auf einem Hype. Was übrigens funny ist, denn das Lied von Eis und Feuer gibt es schon ziemlich lange und erst jetzt wird eine Serie daraus gemacht. Also brauchte das Buch ja offenbar auch eine Weile, bevor es seinen Kultstatus erlangte, duh?!

Aber gut. Wäre schön, wenn das die einzige Sache wäre, die mir zu schaffen macht, denn wenn ich sonst keine Sorgen hätte, wäre mein leben toll. Nur leider ist es noch nicht einmal die einzige Sache, die mich an diesem Thema nervt…
Da ist nämlich noch die Geschichte mit den Endlosfortsetzungen, die mich auch oft genug dazu bringt, den Kopf auf die Tischplatte schlagen zu wollen.

Paradebeispiele hierfür gibt es viele. Charmed und Buffy ebenso wie Lost.
Der Knackpunkt ist: Wenn eine Serie erfolgreich ist, wird eine weitere Staffel gedreht. Egal, ob das noch Sinn macht. Egal, ob die Charaktere logisch betrachtet alle ausgelutscht sind und eigentlich Suizid begehen müssten, weil sie noch eine Runde in ihrem Karussell kaum noch ertragen können. Egal, ob die Story auch nur noch den geringsten Sinn ergibt.
Manche Serien sind in ihren letzten Staffeln eine bittere Schande für die Autoren und Verantwortlichen. Weil sie einfach alles verloren haben, was die Serie mal ausgemacht hat. Weil sie totgerittene Pferde sind, auf denen noch immer ein Jockey rumjuckelt, um doch noch einen Zuschauer zu langweilen.

Um wieder den Bogen zu meinem alten Hobby - dem Rollenspiel - zu schlagen: Eine Geschichte braucht Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Sie braucht eine Einleitung, in der man die Handelnden kennenlernt. Und dann kann sie je nach Story durchaus schnell epische Dimensionen erreichen.
Und epische Geschichten sind großartig. Sie können herrlich bewegend sein und viel Action, Drama und Spaß bieten. Es sind tolle Geschichten, die ich mir gerne anhöre oder ansehe.
Aber wenn der größte Schurke besiegt ist und die Welt gerettet wurde, dann ist die Geschichte vorbei. VORBEI.
Ein Epilog ist dann vielleicht noch eine wirklich schöne Sache, aber das sollte es dann gewesen sein.

Serienmacher verstehen das nicht. Drehbuchautoren wahrscheinlich meistens schon, weswegen sie ausgetauscht werden, wenn sie Mucken machen. Was sich dann wiederum auf die Charaktere auswirkt, aber ich schweife ab.
Ich kann nicht sagen, wie viele Serien ich gesehen habe, die ihren Absprungpunkt verpasst haben. Bei denen noch eine Staffel gedreht wurde und man schaltete hoffnungsvoll wieder ein, weil man es nicht wahrhaben wollte. Nur um dann Folge für Folge mehr die Lust zu verlieren und es schließlich bleiben zu lassen. Was dann letztlich dazu führt, dass eine großartige Serie ein jämmerliches Ende in einer letzten, halb gedrehten Staffel findet, die abgebrochen wird, weil keiner mehr einschaltet.
Zurück bleibt der bittere Beigeschmack, etwas Tolles elendig verrecken gesehen zu haben, nachdem es in die Gosse abgerutscht ist. Yay!

In Kombination sind diese beiden Faktoren ein binäres Gestirn, unter dem praktisch jede Serie heutzutage steht. Manchmal schaffen sie es, eine Geschichte zu erzählen und gut. Aber bei manchen Serien denke ich mir von vorneherein: Was wollen die machen, um diese Geschichte über mehr als zwei oder drei Staffeln zu strecken? Und will ich das wirklich erleben? Oder schaue ich lieber gar nicht erst hin?
Künstlich gedehnte Handlungen, bis zur Unkenntlichkeit um 720 Grad verdrehte Charaktere und völlige Diskontinuität sind fast schon von Anfang an zu erkennen. Und so machen Serien dann irgendwie keinen Spaß mehr.

Aber am Schlimmsten ist das, was sie bei Kindern und Jugendlichen damit anrichten.
Die bekommen nämlich keine Geschichten mehr erzählt, die Hand und Fuß haben. Sie bekommen langgezogene, vorgekaute Kaugummis in den und gestopft und sollen einen letzten Rest Geschmack da raus lutschen.
Und aus diesen Kids sollen dann die Roman- und Drehbuchautoren der Zukunft werden. Fucking chance, duh?!


Langer Rede kurzer Sinn:
Es nervt.
Aber offenbar gehöre ich zu einer Minderheit, die es bemerkt, während der Rest sich gerne den gleichen Kriminilfall in leicht abgewandelter Form in jeder einzelnen Folge der unterschiedlichen CSI-Serien immer wieder und wieder gibt.
Das ist nicht neu, denn dieses Schema funktionierte auch schon bei Soaps und Krankenhausserien. Und es wird wohl auch weiterhin funktionieren.
Vielleicht bin ich tatsächlich langsam alt. Oder ich bin einfach zu intelligent für diese Kackwelt. Der Gedanke ist mir schon gekommen…

Es war mir jedenfalls ein Bedürfnis, mich darüber auszulassen. Offenbar ist es mal wieder ein Rant geworden. Aber who cares about labels…
Vielleicht sieht es der eine oder andere so wie ich. Vielleicht tun wir uns irgendwann zusammen und zeigen Sendern wie FOX durch reichlich Shitstorms, was wir von ihrer Politik halten. Oder vielleicht bleiben wir eine Minderheit, die wie ein überanspruchsvoller Fettfleck auf der weißen Weste der grenzdebilen Masse klebt.
Keine Ahnung.

In diesem Sinne…
…viel Spaß bei dem Versuch, in deiner gegenwärtigen Lieblingsserie noch einen roten Faden zu entdecken. Höchstwahrscheinlich wurde der nämlich schon längst zugunsten noch einer Staffel geopfert…
;-P



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