Donnerstag, 11. Juli 2013

Regenbogenmomente - Der Glaube an die Menschheit


Mit diesem Glauben an die Menschheit ist es so eine Sache. Dauernd tut die anonyme Masse der Menschen etwas, wobei ich mir nur die Stirn blutig schlagen kann, weil ich so viel Dummheit, Ignoranz, Intoleranz, Rückständigkeit oder sonstwas nicht fassen kann.
Es ist was dran an dem Spruch, dass der Mob ein wildes Tier ohne Sinn und Verstand ist. Je mehr Menschen bei einer Sache involviert sind, desto weniger höhere Denkfunktionensind aktiv.
Aber auf der anderen Seite…

Tja, auf der anderen Seite ist der Mensch auch einfach unfassbar großartig. Individuell und durchaus auch manchmal in Gruppen oder Scharen. Es kommt nur auf die Gelegenheit an.
Und so eine Gelegenheit bot die diesjährige Flutkatastrophe offenbar. Eine Gelegenheit, meinen Glauben an die Menschheit wieder herzustellen. Zu beweisen, dass nachträgliche Geburtenkontrolle vielleicht doch nicht der beste Weg wäre, weil es sein könnte, dass man die falschen wegkontrolliert.

Wir leben in einer Zeit, in der die erste Frage bei jedem Vorfall immer lautet: Wie viel wird es kosten?
Vor allem, wenn Firmen oder Regierungen involviert sind, wird die Kostenfrage niemals ignoriert. Geld regiert die Welt und hält alles in Gang. Ohne Moos nix los.
Aber Geld und Wirtschaftlichkeit sind nicht menschenfreundlich. Diesen Konzepten ist ein Menschenleben völlig schnuppe. In der Buchhaltung egal auf welchem Level gibt es nur Ausgaben und Einnahmen und keinen Posten für gute Taten, den man irgendwelchen Ausgaben gegenüberstellen könnte.

Faktisch bedeutet das, dass Firmen nur Geld ausgeben, wenn es sich rechnet. Wenn man beispielsweise durch Wohltätigkeit einen Werbeeffekt erzielt oder durch mangelnde Wohltätigkeit Einnahmeneinbußen befürchten muss, wird gespendet.
Regierungen haben es etwas schwerer, weil man von ihnen erwartet, dass sie etwas für die Menschen tun. Gute Wahlergebnisse setzen also voraus, dass mit möglichst geringem Einsatz aufgrund schmaler Budgets ein möglichst großer Eindruck der Hilfsbereitschaft in Notsituationen erweckt wird.
Aber menschlich sind all diese Entscheidungsfindungsprozesse nicht. Und leider wirken sich diese im Grunde menschenunwürdigen Zustände mittlerweile bis in jedes einzelne Wohnzimmer aus.

Es ist paradox, dass es auf dem Planeten genug Nahrung für alle gibt und trotzdem viele verhungern. Gleiches gilt für Trinkwasser, Medikamente und Schutz vor Witterungseinflüssen.
Aber wenigstens ist diese Haltung nicht allgegenwärtig!

Bei der diesjährigen Flutkatastrophe war die Bereitschaft ganz gewöhnlicher Leute ohne offiziellen Auftrag einfach mit anzupacken einfach großartig.
Menschen haben Urlaub genommen, den sie eigentlich benutzen wollten, um sich von ihrem Scheißjob zu erholen, und sind helfen gegangen. Haben in strömendem Regen Sandsäcke gefüllt und wildfremden anderen Menschen dabei geholfen, ihr Hab und Gut und ihre Lebensgrundlage - ihr Heim - zu retten.
Dazu kann man einfach nur sagen: AWESOME!!

Diese Menschen müssten eigentlich ALLE eine dicke, fette Medaille erhalten. Wenn sowas nicht für das Bundesverdienstkreuz nominiert, dann weiß ich auch nicht. Es ist jedenfalls weitaus mehr wert als manche Handlung, die damit geehrt wurde.
Und man kann es auch eigentlich nicht genug würdigen, gerade WEIL es so ungewöhnlich von den üblichen Methoden unserer Zeit abweicht.

Hilfsbereitschaft und diese besondere Art von Solidarität sind es, der wir als Spezies unserer Existenz verdanken. Und wenn wir vergessen, dass wir nur durch Zusammenarbeit auch ohne sofortige Gegenleistung erfolgreich weiterexistieren können, sind wir als Menschen irgendwann Toast.
Deswegen verdient diese Hilfsbereitschaft nur noch mehr Würdigung!

Mir ist bewusst, dass ganz global gesehen diese Sache nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Aber jeder Regenguss beginnt mit dem ersten Tropfen. Und solange es wenigstens ab und zu tropft, besteht Hoffnung darauf, dass wir als Spezies unsere idiotischen Probleme in den Griff bekommen.
Erst wenn selbst die überschaubare Katastrophe vor der eigenen Haustür keinerlei Regung mehr produziert, sind wir wirklich und wahrhaftig am Arsch. Is dahin darf gehofft werden, dass wir Menschen irgendwann aufwachen und uns neue Visionäre suchen.
Beispielsweise einen Roddenberry anstelle eines Rockefeller…

Und deswegen ist mein Glaube an die Menschheit im Grunde stark und nur ab und zu ein wenig erschüttert.

In diesem Sinne…
…traumhaften Tag noch!





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