Mit diesem Glauben an die Menschheit ist es so eine
Sache. Dauernd tut die anonyme Masse der Menschen etwas, wobei ich mir nur die
Stirn blutig schlagen kann, weil ich so viel Dummheit, Ignoranz, Intoleranz,
Rückständigkeit oder sonstwas nicht fassen kann.
Es ist was dran an dem Spruch, dass der Mob ein wildes
Tier ohne Sinn und Verstand ist. Je mehr Menschen bei einer Sache involviert
sind, desto weniger höhere Denkfunktionensind aktiv.
Aber auf der anderen Seite…
Tja, auf der anderen Seite ist der Mensch auch einfach
unfassbar großartig. Individuell und durchaus auch manchmal in Gruppen oder
Scharen. Es kommt nur auf die Gelegenheit an.
Und so eine Gelegenheit bot die diesjährige Flutkatastrophe
offenbar. Eine Gelegenheit, meinen Glauben an die Menschheit wieder
herzustellen. Zu beweisen, dass nachträgliche Geburtenkontrolle vielleicht doch
nicht der beste Weg wäre, weil es sein könnte, dass man die falschen
wegkontrolliert.
Wir leben in einer Zeit, in der die erste Frage bei jedem
Vorfall immer lautet: Wie viel wird es kosten?
Vor allem, wenn Firmen oder Regierungen involviert sind,
wird die Kostenfrage niemals ignoriert. Geld regiert die Welt und hält alles in
Gang. Ohne Moos nix los.
Aber Geld und Wirtschaftlichkeit sind nicht
menschenfreundlich. Diesen Konzepten ist ein Menschenleben völlig schnuppe. In
der Buchhaltung egal auf welchem Level gibt es nur Ausgaben und Einnahmen und
keinen Posten für gute Taten, den man irgendwelchen Ausgaben gegenüberstellen
könnte.
Faktisch bedeutet das, dass Firmen nur Geld ausgeben,
wenn es sich rechnet. Wenn man beispielsweise durch Wohltätigkeit einen
Werbeeffekt erzielt oder durch mangelnde Wohltätigkeit Einnahmeneinbußen
befürchten muss, wird gespendet.
Regierungen haben es etwas schwerer, weil man von ihnen
erwartet, dass sie etwas für die Menschen tun. Gute Wahlergebnisse setzen also
voraus, dass mit möglichst geringem Einsatz aufgrund schmaler Budgets ein
möglichst großer Eindruck der Hilfsbereitschaft in Notsituationen erweckt wird.
Aber menschlich sind all diese
Entscheidungsfindungsprozesse nicht. Und leider wirken sich diese im Grunde
menschenunwürdigen Zustände mittlerweile bis in jedes einzelne Wohnzimmer aus.
Es ist paradox, dass es auf dem Planeten genug Nahrung
für alle gibt und trotzdem viele verhungern. Gleiches gilt für Trinkwasser,
Medikamente und Schutz vor Witterungseinflüssen.
Aber wenigstens ist diese Haltung nicht allgegenwärtig!
Bei der diesjährigen Flutkatastrophe war die Bereitschaft
ganz gewöhnlicher Leute ohne offiziellen Auftrag einfach mit anzupacken einfach
großartig.
Menschen haben Urlaub genommen, den sie eigentlich
benutzen wollten, um sich von ihrem Scheißjob zu erholen, und sind helfen
gegangen. Haben in strömendem Regen Sandsäcke gefüllt und wildfremden anderen Menschen
dabei geholfen, ihr Hab und Gut und ihre Lebensgrundlage - ihr Heim - zu
retten.
Dazu kann man einfach nur sagen: AWESOME!!
Diese Menschen müssten eigentlich ALLE eine dicke, fette Medaille
erhalten. Wenn sowas nicht für das Bundesverdienstkreuz nominiert, dann weiß
ich auch nicht. Es ist jedenfalls weitaus mehr wert als manche Handlung, die
damit geehrt wurde.
Und man kann es auch eigentlich nicht genug würdigen,
gerade WEIL es so ungewöhnlich von den üblichen Methoden unserer Zeit abweicht.
Hilfsbereitschaft und diese besondere Art von Solidarität
sind es, der wir als Spezies unserer Existenz verdanken. Und wenn wir
vergessen, dass wir nur durch Zusammenarbeit auch ohne sofortige Gegenleistung
erfolgreich weiterexistieren können, sind wir als Menschen irgendwann Toast.
Deswegen verdient diese Hilfsbereitschaft nur noch mehr
Würdigung!
Mir ist bewusst, dass ganz global gesehen diese Sache
nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Aber jeder Regenguss
beginnt mit dem ersten Tropfen. Und solange es wenigstens ab und zu tropft,
besteht Hoffnung darauf, dass wir als Spezies unsere idiotischen Probleme in
den Griff bekommen.
Erst wenn selbst die überschaubare Katastrophe vor der
eigenen Haustür keinerlei Regung mehr produziert, sind wir wirklich und
wahrhaftig am Arsch. Is dahin darf gehofft werden, dass wir Menschen irgendwann
aufwachen und uns neue Visionäre suchen.
Beispielsweise einen Roddenberry anstelle eines
Rockefeller…
Und deswegen ist mein Glaube an die Menschheit im Grunde
stark und nur ab und zu ein wenig erschüttert.
In diesem Sinne…
…traumhaften Tag noch!
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