Browsing YouTube… again…
Und hier ist, was ich gefunden habe:
Der Clip birgt natürlich wenig Überraschungen. Bei Paul
Potts war das noch ein einmaliger Knaller. Heute haben wir auch diese Art von
Überraschung schon mehrfach erlebt. Und deswegen starrt man auch nicht mehr
offenen Mundes auf den Bildschirm.
Aber im Grunde ist das auch einer der Punkte, die mich
zutiefst irritieren. Und ich meine jetzt nicht die Abstumpfung, sondern den
Umstand, dass man es ja durchaus erwarten könnte…
Da kommt also der Dicke mit der Hübschen auf die Bühne
und der Gedanke an die Schöne und das Biest ohne Chance auf ein Happy End ist
sofort da. Aber was Mr. Cowell zum Ausdruck bringt, ist mehr als das. Es geht
über die leicht mitleidige Feststellung hinaus, dass der Junge in dem Clip wohl
niemals seine Duett-Partnerin nackt sehen wird. Auch wenn er gewiss zu ihrem
Bild in seinem Kopf seinen Jürgen würgt.
Das Genannte ist eine traurige Realität. Wer so aussieht
wie Jonathan hat es schwer bei den Mädels. Er kann eine Seele von Mensch sein
und trotzdem wird ihm nie die Bude eingerannt. Die Friendzone ist sein Zuhause.
Bittere Realität für Dicke. Und nicht das, worum es mir
geht.
Der Junge geht nämlich nicht mit seiner Gesangspartnerin
auf die Bühne, um eine Ehefrau zu finden. Und auch nicht, um einen Porno zu
drehen.
Er kommt in die Show, um zu singen. Und trotzdem wird er
allenthalben gemustert, als hätte er gerade öffentlich irgendwelche amourösen
Avancen verkündet.
Simon Cowell fasst in Worte, was sichtlich reihenweise
Leute im Publikum denken. Und er ist sogar noch recht diplomatisch dabei.
„Und ihr dachtet, die Kombination würde funktionieren?“,
fragt er. „Denkt ihr, ihr könnt gewinnen?“
Dazwischen liegt eine rührende Sequenz, in der die junge
Dame sich darüber auslässt, dass man Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen
sollte. Und dennoch verwette ich mein linkes Ei darauf, dass sie sich nicht mit
ihrem Gesangspartner einlassen würde. Sexuell meine ich.
Aber das muss sie auch nicht. Und ihre Worte haben
dennoch Gültigkeit. Auch wenn sie vielleicht in Wahrheit ihrerseits nicht ganz
dahintersteht, wenns um die Wurst in seiner Hose geht. Schließlich geht es bei
dem ganzen Auftritt nicht ums Ficken, sondern ums Singen.
Kleiner, aber feiner Unterschied.
Zu sehen, was dann passiert, ist mir tatsächlich ein
innerer Reichsparteitag.
Jonathan flasht das Publikum mit einer Pavarotti-Stimme.
Nebenbei bemerkt etwas, was man als Juror zumindest hätte als Option erwägen
können, denn Pavarotti war auch ein Fettsack. Aber zu warten, bis jemand
gezeigt hat, was er kann, bevor man sich ein Urteil anmaßt, wäre nicht so
plakativ und schlechter für die Einschaltquoten.
Hinterher sind natürlich alle platt.
Das Publikum weint, die namenlosen und unwichtigen
Jury-Mitglieder sind zutiefst berührt und Simon Cowell bringt auf den Punkt,
dass der Junge der Star ist und seine Partnerin es nicht bringt. Aber Jonathan
hält natürlich an der Partnerschaft fest.
White Trash… Bah…
Aber das ist nicht der Punkt.
Der Punkt ist, dass auch nach Paul Potts das generische
Publikum nicht gelernt hat, sich die Bewerber erst einmal anzuhören. Und die
Jury auch nicht.
Fetti kommt rein und man fragt die Schnecke an seiner
Seite, ob sie sich wirklich sicher ist, DAS versuchen zu wollen. Mit DEM.
Wie stehen die Chancen zu gewinnen? Gleich Null, möchte
man meinen. Es sei denn, da wäre jetzt der unwahrscheinliche Fall gegeben, dass
unglaubliches Talent irgendwo versteckt ist. Platz genug dafür bietet die
Oberfläche des Dicken dazu ja durchaus.
Hinterher denkt dann keiner mehr an seine Masse.
Plötzlich ist er ein unglaubliches Gesangstalent. Und vielleicht ist er ja auch
krankheitsbedingt so mopsig. Wäre toll, denn dann wäre es noch leichter, ihn zu
mögen.
Vorher interessiert das kein Schwein. Vorher ist er
Abschaum und hat auf dieser Bühne eigentlich nichts verloren. Er ist eindeutig
als einer von denen klassifiziert, die nur zur Belustigung gut sind.
Und das KOTZT mich an!
Ich beurteile Menschen auch nach äußerlichen Kriterien,
bevor ich mit ihnen reden kann.
Bewegungsmuster, Körperhaltung und sogar Stil sagen viel
über einen Menschen aus. Man kann sehen, ob jemand einfach kein Körpergefühl
hat oder vielleicht aufgrund innerer Missbildungen komische Bewegungen macht.
Man kann sehen, wie jemand sich selbst betrachtet, wenn man aufmerksam hinsieht.
Man KANN ein Buch schon anhand des Einbandes ein Stück weit beurteilen.
Aber es ist mehr die Art, wie der Einband abgegriffen ist
als das grundlegende Design. Und wenn man es nicht aufklappt, wird man nie Gewissheit
haben.
NATÜRLICH steckt in vielen Fetten ein wertvoller Mensch.
Der Wert eines Menschen wird nämlich nicht durch die Leibesfülle bestimmt. Und
wer den Idealen der jeweiligen Zeit nicht entspricht, hat reichlich
Gelegenheit, einen differenzierten Charakter zu entwickeln.
Weitaus mehr als jemand, dem alles in den Schoß fällt.
Wobei auch solche es durchaus schaffen können, wenn sie wollen.
Aber ebenso natürlich wird jemand, der beispielsweise fett
ist, auch sofort abgeurteilt.
Man spricht ihm nicht nur die Paarungseignung ab - was
eine reine Geschmackssache ist. Man spricht ihm auch jede andere Qualität ab.
Weil er ein Untermensch ist.
Und ich frage mich in solchen Momenten immer, in welcher
Zeit wir leben…
Ich würde mir wünschen, dass jemand wie Jonathan zu
jemandem wie Simon Cowell nach dem Auftritt sagt:
„Wenn du dich nicht eben noch wie ein grenzdebiles
Arschloch verhalten hättest, wäre mir dein Lob jetzt wirklich was wert. Aber so…
Welchen Wert hat Lob von einem menschlichen Stück Scheiße?“
Und zum Publikum könnte er sagen: „Ach? Jetzt weint ihr,
weil es so schön war? Und vorher habe ich euch angewidert. Was hat sich
verändert? Denkt mal drüber nach…“
Ich weiß, wie sich der Junge sein Leben lang gefühlt hat.
Been there, done that. Zu meinem Glück nicht in dem starken Ausmaß, wie bei Jonathan,
sodass es mir leichter fiel, durch reine Attitüde gewisse Mankos auszugleichen.
Was für ihn weitaus schwieriger wäre.
Und wiederum zu meinem Glück fand ich den Schlüssel zum
Erfolg in meinem Kopf und konnte meine eigenen Reichsparteitage feiern, wenn
ich Frauen flachlegte, die angeblich weit jenseits meiner Liga spielten. Was
meinem Selbstwertgefühl reichlich Auftrieb verschafft hat. So wie hoffentlich
das Stimmtalent dieses Jungen ihm Auftrieb verschaffen wird.
Und um ehrlich zu sein, kann ich die ganzen
oberflächlichen Schicksen und Flachwichser da draußen nicht einmal hassen. Sie
haben einfach nur mein Mitleid, weil sie wertlose Scheiße sind, die kaum jemals
über den eigenen Tellerrand schauen kann.
Aber leider braucht man Abstand und eigene
Erfolgserlebnisse, um soweit zu kommen. Leider leiden viele junge Menschen
einfach nur unter der Beurteilung von außen und finden nie da raus. Weil andere
Menschen ihre eigenen Minderwertigkeitskomplexe an ihnen auslassen. Weil die
Gesellschaft beschlossen hat, gewisse Makel zu definieren, die einen zum
schwarzen Schaf abstempeln, auf dem man nach Belieben herumhacken kann.
FUCK that world!
Aber was will ich eigentlich sagen?
Ich schätze, mir geht es darum, denen beizuspringen und
Mut zu machen, die irgendwie gehandicapt sind.
Fakt ist, dass ein Mensch ohne nennenswerte
Minderwertigkeitskomplexe (ganz frei davon ist wohl niemand) einfach nicht auf
anderen herumhackt. Jedenfalls nicht öffentlich und vor Publikum.
Wir alle motzen mal und pauschalisieren mal und stänkern
mal. Aber wer mit sich selbst im Reinen ist, geht mit seinen Mitmenschen
halbwegs anständig um.
Im Umkehrschluss bedeutet das also, dass alle Lästerer und
Stänkerer dieser Welt einfach nur kompensieren, was sie an sich selbst so sehr
hassen, wenn sie andere unprovoziert beleidigen. Was sie zu jemandem sagen, empfinden
sie in irgendeiner Form sich selbst gegenüber. Und sei es unbewusst. Daher
schöpfen Arschlöcher ihren Hass.
Wer also Opfer solcher Oberflächlichkeiten wird, muss
nicht traurig sein. Er oder sie ist gerade Zeuge von kompensiertem Selbsthass
geworden. Bei einem Menschen, der vielleicht noch unglücklicher ist, als man
selbst.
Mitgefühl muss man allerdings nicht zeigen, denn diese
Leute haben ja beschlossen, ihren Selbsthass an anderen auszulassen. Und dafür
dürfen sie ruhig einsam bleiben.
Stattdessen sollte man in sich hinein lächeln, weil es
einem im Vergleich zu diesen Leuten innerlich meist doch irgendwie weitaus
besser geht. Und weil man erwiesenermaßen mehr wert ist als dieser Abschaum…
Wenn man also andere Leute aufgrund von
Oberflächlichkeiten aburteilt, urteilt man sich selbst für all diejenigen ab,
die etwas tiefer schauen können als der Durchschnitt.
Denkt mal drüber nach, ihr magersüchtigen Bulimiefrettchen.
:-P
In diesem Sinne…
…traumhaften Tag allen, die ihn verdienen. ;-D
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