Sonntag, 7. April 2013

Ranting about: Rächtschaipunk


Vorbemerkung: Auch wenn ich erst einen Dafuq des Tages daraus machen wollte, ist es mehr ein Rant geworden. Also deklariere ich es auch so.

Scheinbar ein Autorenthema, aber nicht wirklich. Ich habe diese speziellen Dafuq-Momente auch im Berufsleben zur Genüge. Es gibt nur bestimmte Aspekte, die mir erst als Autor so richtig begegnet sind.
Erklären muss ich es nicht. Aber vielleicht ganz kurz dazu, wieso ich das Thema aufgreife:

Ich bin ja sehr breit gestreut im Netz unterwegs und poste meine Geschichten nicht nur in meinem anderen Blog (WAS? Den kennst du noch nicht? Dann aber schnell: Kojotenhöhle ), sondern auch in Foren, auf Portalen für Geschichten und beispielsweise in Gruppen bei FB und G+.
Insbesondere auf Portalen wie Literotica oder sevac, aber auch bei FB und sicherlich irgendwann bei G+ kommt es dann auch mal zu Diskussionen über Geschichten. Nicht nur meine, sondern generell. Und je mehr Geschichten es gibt, desto häufiger wird irgendwer die RS kritisieren.

Darauf gibt es dann in etwa drei mögliche Reaktionen:
1. Der Autor sagt Danke und bemüht sich um Verbesserung, weil es hierbei nicht um Inhalte, sondern einfach um technische Grundlagen geht. Niemand ist perfekt. Und viele Kritiker freuen sich sogar, wenn sie helfen konnten.
2. Der Autor sagt nichts oder nicht viel und kann getrost als ignoranter und hoffnungsloser Fall abgestempelt werden, wenn das Muster bei späteren Veröffentlichungen bestehen bleibt.
3. Der Autor regt sich auf und motzt rum, dass die RS ja wohl nicht so wichtig wäre, wie der Inhalt. Blablabla… Laber, laber, Frittenbude…

Ein Sonderfall sind dann noch diejenigen Autoren, die tatsächlich eine echte Lese- und/oder Schreibschwäche haben. Und damit meine ich nicht jeden zweiten Deutschen, der im Falle eines Falles gerne mal die Legasthenie-Karte zieht, weil man damit aus so einer Diskussion schnell rauskommt und sich die Peinlichkeit erspart. Man ist ja krank.
Ich meine damit die Leute, die sich wirklich bemühen, aber gewisse Dinge einfach anders wahrnehmen, weil ihr Gehirn anders verdrahtet ist. Diese Leute, die sich tagtäglich damit quälen es richtig zu machen. Aber dabei eben Hilfe brauchen, weil sie es nicht können. Aus biologischen Gründen.
Und Faulheit, meine lieben Bequemlichkeits-Legastheniker, ist keine biologische Ursache.
Just sayin‘…

Okay. Dafuq ist für mich an erster Stelle oftmals die RS selbst. Ich beherrsche sie vergleichsweise gut. Ich habe kein Abitur. Ich habe nicht studiert. Aber ich habe seit meinem sechsten Lebensjahr gelesen wie ein Besessener. Und das ist vermutlich der Grund dafür.
Man kann nämlich kaum so viel lesen wie ich, ohne dabei gewisse Dinge einfach wahrzunehmen und irgendwie zu verinnerlichen. Deswegen ist meine instinktive Kommasetzung recht gut und mein Wortschatz ist ohne Übertreibung gigantisch.
Trotzdem muss ich auf gewisse Regeln zurückgreifen, um das/dass richtig zu verteilen oder an fragwürdigen Stellen nicht zu viel oder zu wenig Kommas zu setzen. Und ich würde lügen, wen ich sage, dass ich diese Regeln alle aus dem FF beherrsche.
Ich benutze Software als Helfer und habe gelegentlich Korrekturleser. Und ich plane ohne Witz, mir Deutsch-Schulbücher zu besorgen, damit ich gewisse Dinge noch mal mit dem heutigen Interesse neu erlernen kann. Einfach, weil ich manchmal etwas seit zwanzig Jahren richtig mache, aber es nicht erklären kann. Ich mache es instinktiv und nicht, weil ich ein substantiviertes Verb identifiziere oder sowas.

Auf einem anderen Blatt stehen dann noch die Flüchtigkeitsfehler. Insbesondere diejenigen, die echte schlechte Angewohnheiten sind. Ich habe mir leider angewöhnt, Geshcihcte zu tippen. Und ncihst. Und ich tippe auch oft eien statt eine und manchmal et statt te bei Wörtern wie fragte, sagte und so weiter.
Das ist Huschigkeit (im Zweifel eine Wortneuschöpfung von mir; Substantiv von huschig = aufgrund von Nervosität oder Hektik oder Ablenkung oder unnötiger Eile unaufmerksam). Und Huschigkeit passiert jedem Mal und lässt sich beheben. Wenn man sich die Mühe macht…

Womit wir bei der investierten Mühe und dem eigentlich Kernpunkt der Sache wären.
Wenn ich schreibe, dann will ich sowohl inhaltlich als auch technisch so gut wie möglich arbeiten. Wenn ich nur halb so gut arbeiten will, wie ich eventuell könnte, bräuchte ich mir die Arbeit nicht zu machen. Wer will schon ein Werk irgendeiner Form, das nur halb so gut ist, wie das Beste, was der Hersteller zu bieten hat? Außer vielleicht für einen geringeren Preis - was aber hier kaum zutrifft.
Wenn ich nicht das Beste liefere, was ich zu geben habe, stinke ich ab. So einfach ist das. Es gibt Millionen Leute da draußen, die irgendwas runter scribbeln und irgendwo veröffentlichen. Insbesondere im Bereich der Erotik-Literatur ist das so. Und bei Fan-Fiction.
Da kann man ‚Geschichten‘ mit hundert oder zweihundert Worten und fünfzig RS-Fehlern finden. Und garantiert auch noch jemanden, der ‚goil‘ drunter kommentiert. -.-

Aber lassen wir die Graupen mal außen vor und konzentrieren uns auf die, die eventuell eine Chance hätten, als Autor auch irgendwie Geld mit dem Verkauf von Büchern zu verdienen. Das sind selbst auf dem eher kleinen deutschen Markt noch immer Tausende. Wenn nicht sogar Zehntausende.
Viel Konkurrenz. Und einige davon sind scheiße gut! Also viel und harte Konkurrenz.
Wenn ich da nicht das Beste abliefere, was ich zu bieten habe, bin ich ein Furz am Weltflatulenztag. Und vielleicht bin ich das auch, wenn ich mein allerbestes Stück bringe. Weil ich vielleicht einfach noch nicht so weit bin oder nie soweit sein werde, mit den großen Jungs zu spielen. Das Risiko besteht immer. Schließlich ist Schreibwerk auch immer Geschmackssache.
Aber ich kann es zumindest versuchen. Und wozu sollte ich das tun, wenn ich es nicht richtig versuche?

Oh… Ich kenne die Antwort. Ich kenne Dutzende angeblich weibliche Autoren, die irgendwas hinrotzen und sich dann in Ein-Wort-Kommentaren wie ‚goil‘ sonnen, weil sie ja soooo gut sind. Und einige von denen dürften ihre Nische gefunden haben, weil sie nie mehr leisten können werden.
Es gibt sogar Leute, die anderer Autoren Arbeit einfach klauen und als ihre ausgeben. Nicht für Geld, sondern nur für lobende Kommentare. Was ein eigener Dafuq-Moment für mich ist. Wie kann ich diese Kommentare im Grunde meines Herzens genießen, wenn ich doch weiß, dass die Arbeit gar nicht von mir ist? Versteh ich nicht…
Aber all diese Leute, die irgendwas halbherzig hin klatschen und sich eben so viel Mühe geben, wie mindestens erforderlich ist, missachten eine ganz wichtige Sache…

Für einen gebildeten Menschen ist ein Text voller OGI-Fehler (Orthografie, Grammatik, Interpunktion) etwas, das den Eindruck von DUMMHEIT erweckt.
Wenn ich beruflich Mails lese, die in drei Sätzen ein halbes Dutzend oder gar ein Dutzend Fehler zusammenbekommen, dann halte ich den Verfasser automatisch für nicht besonders helle. Ich lasse es ihn nicht wissen, aber die Einschätzung ist da. Und wenn ich eine Geschichte lese, die vor Fehlern nur so strotzt, dann ist das ganz genau so.
Und ganz ehrlich: Meistens liege ich damit auch irgendwie richtig.
Man merkt schon, ob jemand lauter Flüchtigkeitsfehler in einem Foren- oder FB-Post macht oder ob da ein gewisser Mangel an Bildung zugrundeliegt. Und einen Mangel an Bildung kann jeder heutzutage ausgleichen. Das Internet ist voll von Bildung. Lesen bildet. Nur Privatfernsehen bildet NICHT. ;-P

Kommen wir damit also zu den Autoren, die ich im Beispiel oben als Drittes genannt habe:
Ich lese eine Geschichte, entdecke einen brauchbaren Plot und viele Fehler und weise darauf hin. Sowas wie: ‚Nette Idee. Hat mir ganz gut gefallen. Nur die vielen Fehler machen es schwer lesbar. Vielleicht schaust du mal nach einem RS-Korrekturprogramm oder noch besser nach ein oder zwei Korrekturlesern aus dem Bekanntenkreis. Man ist ja selbst manchmal betriebsblind und anderer Leute Augen sehen mehr.‘
Ich bin an dieser Stelle schon sehr freundlich. Aber ich weiß da ja auch noch nicht, mit wem ich es zu tun habe. Es mag ein echter Krankheitsfall sein. Oder es gibt andere Erklärungen. Ich will nicht vorverurteilen.

Eine mögliche Antwort sieht dann folgendermaßen aus:
‚Es get um der Inhald von die Gechichde und nicht um RS! Du scheiß Oberlerer!!!‘

Dafuq!?!

1. Wie kann ich den Inhalt richtig wahrnehmen, wenn du den Unterschied zwischen lies/ließ, fiel/viel und so weiter nicht gebacken bekommst?
2. Wie soll ich dem Inhalt folgen, wenn ich alle drei Worte ins Stocken komme und mich stellenweise über unfassbar dämliche Fehler kaputtlachen muss?
3. Für wie blöd willst du von mir gehalten werden. Jetzt gerade hast du die Spitzenposition erreicht. Du bist einer der dümmsten Autoren, die ich kenne. Und damit bist du Teil eines sehr großen Kreises. Mit nur ein wenig mehr Aufwand könntest du leicht absteigen. Und wenn du deinen faulen Arsch dazu bewegen magst, an einer Verbesserung sogar aktiv zwischen den Geschichten zu arbeiten, könntest du - vielleicht - sogar brauchbar werden.

Manchmal tut es geradezu weh, wenn man sich die Scheiße ansieht, die Leute im Netz verzapfen. Und manchmal ist es ein Jammer, weil da irgendwie gute Ideen drinstecken. Aber die Person ist so verbohrt und engstirnig und bildet sich womöglich auf ihre grenzenlose Dummheit auch noch etwas ein, dass sie den Hinweis auf die technischen Fehler als persönlichen Angriff betrachtet.

Sicher wird niemand gerne kritisiert. Ich auch nicht. Aber wenn ich etwas mache, wofür es feste Regeln gibt - und die gibt es für die Schriftsprache - dann muss ich mich auch an diesen Regeln messen lassen. Ich kann sagen, dass ich absichtlich auf diese Regeln verzichte. Ich kann es als Kunst deklarieren. Und dann kann jeder, der das dämlich findet, mit Fug und Recht seinem Missfallen Ausdruck verleihen.
Veröffentlichen heißt, sich der Kritik anderer stellen zu müssen. Man kann um Höflichkeit bitten. Man kann sie sogar fordern. Und alles ignorieren, was dem nicht entspricht. Aber man kann die Kommentare nicht verhindern, wenn die technische Möglichkeit vorhanden ist, dass sie abgegeben werden können. Und man kann ganz gewiss nicht fordern, dass sie immer wohlwollend sind.
That’s fucking life.

Ich bin schon als Grammar-Nazi bezeichnet worden. Und auch wenn das eher blödsinnig ist, will ich diese Aussage gerne mal umkehren: Leute, die sich der RS verweigern und lieber auf ihrem faulen Arsch sitzen bleiben, anstatt wenigstens ein Minimum an Mühe in ihre Geschichten zu stecken, sind Sprach-Hooligans.
Eine Geschichte, die eine gute Idee mit schlechter Sprachbeherrschung verknüpft, wird immer schlechter sein als die gleiche Geschichte bei guter Sprachbeherrschung. OGI allein macht keine gute Geschichte. Die Inspiration muss trotzdem vorhanden sein. Der Inhalt muss stimmen und den jeweiligen, individuellen Geschmack des Lesers treffen. Aber ohne die richtige Technik ist selbst die beste Idee wie ein Indie-Filmprojekt, bei dem der Kameramann mit zitternden Händen 90 % der Zeit den Boden filmt und die Dialoge kaum zu verstehen sind.

Schnallt das endlich, ihr Literatur-Hooligans da draußen.
Wenn ihr euch nicht bemüht, wird man euch für dumm halten. Und nur dumme Menschen werden eure Geschichten in den Himmel loben. Wenn ihr gute Kritiken von den anderen Leuten haben wollt, seht euch ihre Kritiken an und fragt euch, ob vielleicht was dran sein könnte!
Das ist nicht immer der Fall. Und oft wollen Kommentatoren auch einfach nur aus Neid oder Frust beleidigen. Aber andererseits kann auch in harscher Kritik ein wertvolles Körnchen stecken.

So. Auch wenn es noch viel zu sagen gäbe, bin ich mit meinem Rant erst einmal fertig.
Oder sollte ich sagen: Auch wen es noch fiel zu sagen tun gäben würde, hab ich mein Ränt erstemal fertik?

In diesem Sinne…
Ein schonen Sontack nock!
;-P

1 Kommentar:

  1. Wunderbar, du sprichst mir aus der Seele….

    Tippfehler? Kann ich verzeihen, passieren mir auch immer wieder. Häufige Tippfehler schon nicht mehr – die fallen doch bei einer eigenen Korrekturlesung auf. Alleine schon, weil doch die meisten Textverarbeitungsprogramme diese Fehler markieren, sofern sie nicht zum Wörterbuch manuell hinzugefügt wurden, damit diese lästigen, roten Striche endlich aus dem Text verschwinden.

    Und noch weniger interessieren mich Geschichten, deren ersten Sätze mich bereits davon überzeugen, dass der „Autor“ entweder keinen Wert auf RS legt oder nicht über die grundlegende Bildung in diesem Bereich verfügt.
    Sofort ist diese Geschichte absolut uninteressant, mag der Inhalt auch aus einer noch so einzigartigen und abwechslungsreichen Story bestehen. Das ist dann kein überzeugendes Argument mehr für mich, um mich dieser Qual weiterhin zu stellen. Da bin ich nun einmal Konsument und ich möchte gute Produkte. Sie müssen nicht perfekt sein, aber sie müssen vom Autor die Sorgfalt erfahren haben, die ich auch beim Lesen aufbringe.


    Alle „Autoren“, die nicht für den Leser, sondern viel mehr für sich selbst schreiben, mögen natürlich keine Kritik, so freundlich und konstruktiv sie auch gemeint sein mag. Es geht hier ja schließlich nicht darum, die eigenen Fertigkeiten zu entwickeln. Viel mehr möchten sich diese „Künstler“ für ihre Werke feiern lassen.
    Grundsätzlich verstehe ich den Wunsch nach Anerkennung ja. Ich frage mich nur, warum all diese Menschen sich nicht mit den Dingen Bewunderung verschaffen, von denen sie wirklich etwas verstehen?

    …. Aber:
    In einem Punkt widerspreche ich vehement: Fernsehen bildet sehr wohl.
    Den uninteressierten und geistig unter- oder gar unbewaffneten Zuschauer einmal außen vor gelassen.
    Sicherlich eher nicht im Bereich OGI, dafür in vielen anderen Bereichen. Psychologie fällt mir in diesem Zusammenhang immer als erster Punkt ein.
    Dafür ist es natürlich erforderlich, zwischen den Zeilen lesen - oder in diesem Fall vielleicht zutreffender – hinter die Kulissen blicken zu wollen.
    Vielleicht habe ich gleich noch Lust mich dazu unter ‚Promi‘-EKLAT!!1!elf! auszulassen. Immerhin habe ich auch hier eine andere Sichtweise (wie überraschend) und den Seitenhieb habe ich selbstverständlich auch nicht überlesen.

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