Montag, 8. April 2013

Thoughts on - Margaret Thatcher ist tot


In der Kurzfassung: Am 08. April 2013 verstarb die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher, die auch unter dem Beinamen ‚Eiserne Lady‘ bekannt war, im Alter von 87 Jahren an den folgen eines Schlaganfalls.

Ziemlich fies und deswegen vielleicht überlesenswert: Vielleicht macht das Beispiel Schule. Queen Elsbeth ist 86…

Nun… Zwei Fragen mögen sich dem geneigten Leser oder der geneigten Leserin aufdrängen:
1. Warum postet der das?
2. Who dafuq war diese Thatcher und warum sollte sie mich interessieren?

Ich beantworte sie in umgekehrter Reihenfolge.
Die eiserne Maggie war Englands Steuerfrau in der Zeit, in der ich Kindergarten und Schule besuchte. Sie war gewissermaßen omnipräsent in der europäischen Politik und man kam nicht an ihr vorbei, wenn man sich auch nur im geringsten für Politik interessierte. Außerdem war sie eine Frau, die sich den Ruf erarbeitet hat, härter als jeder Mann zu sein. Und sie war mir zutiefst unsympathisch.
Und trotzdem breche ich nicht gerade in Jubelschreie aus, weil sie nun tot ist.

Thatcher, Reagan und Kohl. Das war ein Dreiergespann, wie es das heute nicht mehr gibt. Ich mochte keinen von denen. Ein weiblicher Klon von Winston Churchill, ein Cowboy, dem die Pistole locker saß und ein selbstgerechter Fettsack, der nicht einen Reporter unbeleidigt entkommen lassen konnte. Die Welt kann froh sein, dass sie diese Bande los ist.
Oder?

Sicher… Diese Staatschefs regierten in einer Zeit des Kalten Kriegs zwischen der UDSSR und dem Westen. Für die jungen Leute: So hießen die Russen mal. Und damals gehörte ihnen alles östlich von Deutschland und Österreich.
Aber… diese Staatschefs regierten auch die Zeit von Glasnost und Perestroika. Sie halfen dabei, die UDSSR zu beenden und schließlich auch die Mauer fallen zu lassen. Sie beendeten den Kalten Krieg. Auch wenn die Lorbeeren dafür natürlich vielen Menschen gebühren, von denen Michail Gorbatschow ein sehr wichtiger ist.

Es ist heute längst in Vergessenheit geraten, aber damals lebten wir gewissermaßen mit der täglichen Furcht vor einem Angriff der bösen Russen. Und die sicherlich auch in Angst vor einem Angriff durch uns böse Kapitalisten. Natürlich wurde diese Angst verdrängt. Der Mensch kann nicht dauernd in Angst leben. Er stumpft ab und die Bedrohung verliert ihren Schrecken. Was für sich genommen schon schlimm genug ist.
Aber für eine etwaige Vorstellung von der Situation stelle man sich vor, Nord-Korea wäre eine Nation so groß wie Afrika und hätte so viele Soldaten wie der Rest der Welt zusammengenommen. Und so viele Raketen, wie alle anderen zusammen.
Und wer weiß, wie viele oder wenige Skrupel, sie auch wirklich und wahrhaftig einzusetzen…

Es war eine andere Zeit. Und Maggie Thatcher ist für mich ein Teil davon. Eine Figur meiner Jugend. Wie Hulk Hogan als Kämpfer für das Gute und jemand, der die Kinder vor Drogen warnt. Wie Arnold Schwarzenegger als doch irgendwie cooler Actionheld. Und so weiter…
Ja. Irgendwie war die Eiserne Lady cool. Sie war, wenn ich es recht bedenke, eine Art britischer Merkel. Aber in der coolen Version. Nicht hübsch, aber mit einem Zug um den Mund, der einem sagte, dass man sich besser nicht mit ihr anlegen sollte. Und mit friggin Profil.

Das ist es, was die Politiker dieser Ära noch auszeichnet. Profil.
Man konnte sie lieben oder hassen. Aber man konnte ihnen nur schwer gleichgültig gegenüberstehen. Heute sehe ich allerdings gerade in der deutschen Politik kaum noch Leute mit Profil. Wer welcher Partei angehört und für welche Prinzipien eintritt, ist irgendwie schwammig geworden.
Die Politiker sind wie Taff-Moderatoren. Aalglatt und ohne Reibungspunkte. Und damit irgendwie völlig austauschbar.

Deswegen vermisse ich Leute wie Maggie Thatcher ein wenig. Das war Politik mit Symbolfiguren, die eine Linie repräsentierten. Und man konnte sich darauf verlassen, dass sie dieser Linie auf treu blieben. Weitgehend.
Woran wird sich im Gegenzug dazu ein heute Fünf- bis Fünfzehnjähriger in zwanzig Jahren erinnern?
Da war mal diese Kanzlerin mit der Hackfresse. Yay!
Vielleicht erinnert er sich auch an die Eurokrisen. Aber wohl nur, wenn es da noch richtig rummst, denn bislang ist das alles an Deutschland doch eher wenig aufsehenerregend vorübergezogen, wenn man die Auswirkungen auf die Bevölkerung bedenkt.
Aber an die ‚hässliche Lady‘ wird sich wohl letztendlich nicht wirklich jemand groß erinnern, denn sie hat kein Profil. Sie ist ein wandelnder Kompromiss. So wie unsere Politik.

Deswegen:
Sei froh, dass du es hinter dir hast, Maggie. Du warst bereits dement und hast hoffentlich nicht mehr viel von dem Scheiß mitbekommen. Sonst dürften deine letzten Jahre eine Qual gewesen sein.
Wenn ich das nächste Mal ein Cider trinke, werde ich an dich denken. Gerade weil ich dich nicht sehr sympathisch fand. Und dich deswegen insgesamt mehr mochte, als irgendeinen Politiker, der gerade in Deutschland aktiv ist. Mit der eventuellen Ausnahme von Claudia Roth, die irgendwie knuffig ist.

In diesem Sinne…
Ein Toast auf die, die gestorben sind und es verdienen, dass man sich an sie erinnert.

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