Donnerstag, 2. Mai 2013

About me - Standpunkte


Ab und zu mal etwas ganz und gar über mich. Vielleicht, um die Sichtweisen, die ich vertrete, doch noch in ein etwas anderes Licht zu rücken. Aber das kann sich jeder selbst aussuchen. Ich stehe grundsätzlich zu dem, was ich gesagt habe und auch dazu, wie es bei anderen ankommt. Selbst wenn es diese anderen auf die Palme bringt.
Aber trotzdem ist das nicht gleichbedeutend damit, dass ich zu tausend Prozent hinter allen Standpunkten stehe, die ich vertrete. Und darum soll es hier jetzt gehen.

Ich bin ein ziemlicher Freak. Ich tue mich schwer damit, eine bestimmte Position ähnlich inbrünstig zu vertreten, wie meine Mitmenschen es mir oft vormachen.
Wer liest, was ich so vorbringe - oder noch besser: mich live erlebt - wird das verwunderlich finden. Schließlich kann ich durchaus flammende Reden halten. Und dabei auch manchmal sehr überzeugend sein.
Aber mich einer Sache ganz und gar zu verschreiben, liegt mir dennoch nicht. Und das kommt so…:

Standpunkte sind wie wissenschaftliche Theorien oder Glaubenssätze. Sie widersprechen einander oft und basieren meist nur auf Teilwahrheiten oder Prinzipien, deren letztendliche Gültigkeit noch zu beweisen ist.
Würde ich mich einem Standpunkt völlig verschreiben, könnte ich dank meiner recht einnehmenden Persönlichkeit - wenn ich mir Mühe gebe - für diese Sichtweise vielleicht sogar eine Menge erstreiten. Vielleicht könnte ich eine Lanze für die Männer in der unseligen Debatte über Sexismus brechen. Oder ich könnte etwas am Zeitgeist verändern, wenn es um das Thema Behandlung von Triebtätern geht.
Aber würde ich mich einer Sache verschreiben, würde ich aus dem Blick verlieren, welche Wahrheiten in dem stecken, was gegen diesen Standpunkt steht. Und das ist mir ein entsetzliches Horror-Szenario

Das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann, ist eine Dogmatisierung von Sichtweisen. Leider ist das gleichzeitig eine sehr menschliche und sehr verbreitete Sache.
Die Grundprinzipien des neuen Testaments beispielsweise sind keine schlechte Sache. Aber die gesamte Glaubensrichtung weigert sich, ihre Metaphern, Leitsätze und Sichtweisen zu modernisieren. Sie beharren auf Formulierungen und Regeln, die teilweise zwei Jahrtausende alt sind.
Für Schafhirten und Fischer war das damals fein, aber für eine globalisierte Gesellschaft mit Milliarden Mitgliedern braucht es andere Ansätze. Und die können nicht aufkommen, wenn ‚das Wort Gesetz ist, wie es geschrieben steht.‘

Ähnlich ist es mit wissenschaftlichen Theorien. Da waren vor zwanzig Jahren diejenigen, die das Aussterben der Dinos dem Aufkommen der Blütenpflanzen zuschrieben. Und diejenigen, die den Meteor für den Schuldigen hielten. Und diejenigen, die sich weiterentwickelnde Säugetiere als Eierdiebe im Verdacht hatten.
Heute weiß jedes Kind, das es der Meteor war. Und kaum ein Kind weiß, dass es Knochenfunde von Dinos gibt, die auf über eine Million Jahre nach dem Aussterben datiert wurden. Weswegen es offenbar doch ein wenig mehr als der Meteor war. Was ja auch naheliegt, denn die anderen Faktoren haben sicherlich eine Rolle gespielt und eine ganze Gattung von Tieren stirbt nicht mal eben so aus. Und hat das ja auch nicht getan, denn Vögel sind schließlich ihre Nachfahren…

Anyway…
Wenn Standpunkte sich verhärten und als die eine Wahrheit betrachtet werden, werden sie zu Dogmen. Und Dogmen sind eine sehr schlechte Sache.
Vor Jahrhunderten war das noch nicht ganz so schlimm wie heute, weil sich die Welt nicht im Minutentakt geändert hat. Aber heute bräuchten wir Menschen eigentlich eine fast hundertprozentige Flexibilität dessen, was wir gerade als absolute Wahrheit ansehen. Wir müssten bereit sein, uns rasend schnell anzupassen, weil dauernd Neues entdeckt wird. Und das liegt nicht in unserer Natur.
Aber - und ich weiß, dass ich hiermit jetzt abartig arrogant klingen werde - in meiner.

Ich weiß nicht, wieso ich anders bin, aber ich nehme neue Fakten auch dann auf, wenn ich sie in einer Diskussion augenscheinlich in der Luft zerpflücke. Und ich brauche oft nur eine kurze Zeitspanne, um schlüssige Punkte wiederum in meine Sicht der Welt und Dinge zu integrieren.
Ich forsche gerne nach, wenn ich neue Infos erhalte. Ich gehe den Sachen gerne auf den Grund und versuche, sie zu bestätigen oder zu falsifizieren. Und ich denke sie auch oft gleich noch einen Schritt weiter. Aber wichtig dabei ist vor allem, dass ich nichts abtue, was mir neu ist. Ich überdenke es, selbst wenn ich es nach außen hin erst einmal abzutun scheine.

Aus diesem Grund halte ich mich tatsächlich für etwas Besseres. Und diese Sichtweise bekomme ich immer wieder bestätigt, wenn ich meine Erkenntnisse und Fähigkeiten dann zur Anwendung bringe. Was mir ganz persönlich das Gefühl gibt, ich hätte eine Verantwortung, die ich trage.
Indem ich also auf meine eigene Weise bestimmte Dinge thematisiere, versuche ich, die Denkmuster anderer aufzubrechen und ihnen neue Perspektiven zu ermöglichen. Und dazu nehme ich auch durchaus Standpunkte ein, die ich für unzureichend halte. Eben für diesen Moment. Für diese Diskussion oder Aussage.

Natürlich habe ich eigene Sichtweisen. Aber im Gegensatz zu dem, was ich so in die Welt posaune, sind die sehr individuell.
In meinem Kopf - ganz tief drinnen - existieren keine Klischees oder Pauschalargumente, weil jeder einzelne Mensch ein ganz eigenes Individuum ist. In jedem Menschen stecken aus meiner Sicht ein Adolf Hitler und ein Mahatma Gandhi. Und weder das eine noch das andere ist ein Anlass zur Beurteilung. Es ist, was einer daraus macht, was zählt.

Aber wenn man über Menschen spricht, gibt es dann doch wieder Aspekte, die auf größere Gruppen zutreffen. Weil Gesellschaft und Traditionen ein Gerüst vorgeben. Und über dieses Gerüst in Kombination mit typisch menschlichen Reaktionen darauf lassen sich allgemeine Aussagen treffen.
Deswegen würde ich sagen, dass in meinen Worten durchaus immer ein Körnchen Wahrheit steckt. Aber dass es am Ende ganz individuell darauf ankommt, wie der Einzelne es aufnimmt und was er daraus macht.
Davon abzuleiten, dass ich diesen oder jenen Standpunkt absolut vertrete, wäre einfach falsch. Aber ich lebe auch damit, dass es passiert. Weil Menschen eben so sind.

Für diejenigen, die es interessiert, gilt also: Wie ich wirklich bin, hängt davon ab, wie du zu mir bist. Ich werde darauf reagieren und dir je nach Sympathie und geistiger Kompatibilität gegenübertreten.
Aber ich werde nur dann deine intellektuellen Standpunkte zu irgendwelchen Themen in die Bewertung einfließen lassen, wenn du von ihnen dein Leben bestimmen lässt und das Einfluss auf die Art hat, wie du mir gegenübertrittst.
Wenn du ein Ausländer verprügelnder Skin bist, werde ich dich dafür anscheißen, dass du Menschen verprügelst. Die Gesinnung dahinter ist mir schnurz. Und wenn du ein typischer Alibi-Katholik bist, werde ich dich dafür anscheißen, dass du ein Heuchler bist. Der Glaubensgrundsatz dabei ist mir wumpe.
Was im Umkehrschluss bedeutet, dass ich niemanden ablehne, nur weil er sich mit den Farben dieses oder jenes Vereins schmückt. Was derjenige daraus macht, zählt. Und… Ja. Das bedeutet, dass ich lieber einen Menschen mit pädophiler Neigung, der sich dessen bewusst ist und dagegen ankämpft, zu meinen Freunden zähle, als jemanden, von dem ich weiß, dass er sich taub gestellt hat, als seine Nachbarin verprügelt wurde, weil er ‚nicht in die Sache reingezogen werden‘ wollte.
Für mich ist das logisch. Und nur das zählt.

Wenn ich also einen Standpunkt habe, der offenbar unverrückbar ist, dann ist das eine gewisse Liebe zum Menschen im Allgemeinen.
Ich höre gern zu und studiere Menschen. Ich helfe ihnen auch gerne. Aber ich befriedige auch meine Neugier dabei. Und ich bewerte anhand von Kriterien, die nach meiner Erfahrung ziemlich wenig mit denen zu tun haben, die andere Menschen anlegen.
Aber dafür erkenne ich auch üblicherweise den Menschen hinter all den Plattitüden, die jeder immer mal wieder im Mund führt. Und das ist mir wichtig.

Ich denke, ich habe nun eine ausreichend inkonsistente Schilderung abgeliefert, um es dabei bewenden zu lassen. Wirklich wichtig ist es ja nicht für Leute, die mir nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Und für diejenigen, die das tun, gilt sowieso: Mit Ehrlichkeit kann man mich beeindrucken, aber sie ist optional, weil ich ohnehin Gedanken lesen kann. Und was ich da lese, wird letztendlich beeinflussen, was ich von jemandem halte.
;-P

In diesem Sinne…
…denk jetzt nicht an deine Leichen im Keller… Och… zu spät… ;-D

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