Mittwoch, 24. September 2014

Dafuq des Tages - Der deutsche Ethikrat empfiehlt…

Das Thema ist Inzest - oder für den Laien: Sex und ggf. auch Fortpflanzung unter Blutsverwandten. Blutschande, wie es früher genannt wurde. Oder unter Adeligen: Normalität.

Leider empfiehlt hier der deutsche Ethikrat weder ein gutes Buch zum Thema - was vielleicht besser gewesen wäre - noch eine wirklich sinnige und angemessene Veränderung der Gesetzeslage. Aber ich kann diesem Gremium daraus keinen echten Vorwurf machen, denn wie wir an der Zeitspanne gesehen haben, die es brauchte, um die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zumindest ansatzweise zu ermöglichen, mahlen die Mühlen der Bürokratie ungefähr so lange, wie die katholische Kirche braucht, um eine irrtümliche Hexenverbrennung zurückzunehmen (vgl. hierzu: der Fall Johanna von Orleans.)

Um zunächst mal jeden auf Stand zu bringen, hier der Link zu einem Beitrag vom Spiegel zum Thema:

Kurz zusammengefasst ist jemandem im Ethikrat plötzlich aufgefallen, dass es ein verbrieftes Recht auf sexuelle Selbstbestimmung gibt und es sich irgendwie beißt, wenn das einvernehmlichen Sex unter mündigen Geschwistern nicht mit einschließt.
Dazu an dieser Stelle kurz einen Epic Slow Clap für die namentlich nicht genannte Person: *Clap … Clap … Clap*.
Der Vorschlag der Kommission ist dann mal wieder ein typischer Fall von so viel Kompromiss, dass am Ende nicht mehr viel Lösung übrigbleibt. Dem Grundsatz nach dürften dann blutsverwandte Geschwister, sofern sie das auch beide wollen… Zum Wohle des Schutzgutes der Familie jedoch nicht, wenn sie noch in einem Familienverbund leben… Blablabla…

Mein erster Gedanke dazu: Hmm… Wenigstens kommt mal jemand auf die Idee, dass Erwachsene ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung haben. Es kommt mal ein klein wenig Bewegung in die Sache…
Mein zweiter Gedanke: Dafuq?!? Was sollen eigentlich diese ganzen Einschränkungen? Was ist denn bitteschön dieses ‚Schutzgut Familie‘? Ist das die Sache, die Ehepartner dazu zwingen soll, zusammenzubleiben, auch wenn sie sich lieber umbringen würden, nur damit die lieben kleinen nicht zu Scheidungskindern werden? Was zum Fick…?

Schauen wir uns mal kurz an, um welchen Paragraphen des Strafgesetzbuches es hier geht:
§ 173 - Beischlaf zwischen Verwandten

(1) Wer mit einem leiblichen Abkömmling den Beischlaf vollzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Wer mit einem leiblichen Verwandten aufsteigender Linie den Beischlaf vollzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft; dies gilt auch dann, wenn das Verwandtschaftsverhältnis erloschen ist. Ebenso werden leibliche Geschwister bestraft, die miteinander den Beischlaf vollziehen.
(3) Abkömmlinge und Geschwister werden nicht nach dieser Vorschrift bestraft, wenn sie zur Zeit der Tat noch nicht achtzehn Jahre alt waren.

Aha… Mh-hm… Ahso…
Dem Schutz vor Missbrauch dient dieser hier also eher nicht. Dafür gibt’s andere Paragraphen. Dieser hier regelt nur den Teil mit der Verwandtschaft und dem Sex.
Ja dann… Hier mein Gegenvorschlag auf Basis einer absolut einstimmigen Entscheidung meines persönlichen Ethik- und Rechtsempfindens:
Streichen. Das ganze Ding einfach weg. Ein Paragraph weniger tut dem Gesetz gut und dieser hier ist sinnlos.

Ich weiß, dass andere das anders sehen, aber diese anderen sind grundsätzlich zuallererst mal entweder verwirrt oder bereits ausgewachsene Vollidioten. Es sind genau die Leute, die jetzt nicht mehr politisch korrekt über Schwule und Lesben lästern dürfen und daher etwas anderes brauchen, mit dem sie ihre eigene Normalität - also Frauchen heimlich verprügeln, Kinder mit Liebesentzug strafen und sich vorstellen, wie man einem Kinderschänder die Hoden abschneidet, während mit dem Fernglas die Nachbarin bespitzelt und dazu gewichst wird - von der Perversion der anderen - die ficken miteinander und haben die gleichen Eltern = abaaaartig! - abgrenzen.
Diese Leute, die sich vor lauter Feigheit nicht einmal umdrehen, wenn auf der Straße oder in der Nachbarwohnung Kin, Hund oder sonstwer verprügelt wird, stellen sich hin und bestimmen darüber, was pervers ist. Sie wollen ihr Schutzgut Familie gesichert wissen, denn sonst hätten sie kein Druckmittel gegen ihre Frau, die sie ja verlassen könnte, wenn die dumme Pute erkennt, dass sie Rechte hat.
Oder es sind einfach spießige Arschlöcher…

Es ist nämlich eine ganz einfache Sache und wir haben ein sinnvolles Gesetz zur Regelung derselben.
Zwei Menschen wollen es treiben und sind sich einig, es auch miteinander tun zu wollen. Gemäß dem Recht auf Selbstbestimmung kann man da nur sagen: viel Spaß.
Nach diesem Grundsatz werden Homosexuelle und BDSMler gesetzlich bewertet und nach ihm müssen auch Verwandte bewertet werden. Dabei muss es Gesetze und Mechanismen geben, um vor Missbrauch zu schützen. Aber wenn das ausgeschlossen ist, geht es verdammt noch mal keinen was an, ob die kleine Susi mit ihrem Bruder Heinzi oder auch mit Papa Karl rumhühnern will.
Sicherlich ist das nicht ‚normal‘ im strengsten Sinn des Wortes. Es ist aber auch nicht mehr unnormal in einer Gesellschaft, die sich weit, weit, weit von den Begrenzungen der natürlichen Selektion der Arten nach Darwin entfernt hat.
Tatsächlich ist es eigentlich sogar ziemlich normal, dass diese sexuelle Anziehung existiert, aber ich will dem mal nicht zu genau auf den Grund gehen, um den Rahmen zu sprengen.

Natürlich gibt es Gründe, die dagegen sprechen. Angefangen bei ‚ekelig‘ bis hin zu einem immerhin zumindest geringfügig erhöhten Risiko zur Weitergabe rezessiver Erbkrankheiten. Aber es gibt auch Gründe gegen BDSM. Beispielsweise kann es dabei zu Verletzungen kommen und die sind per Definition ungesund. Oder die Gründe gegen Sex mit einer Gummipuppe… Verschwendung von potentiell brauchbarem Zeugungsmaterial in einer Welt, ind er Lebensraum im Osten besiedelt…
Halt, warte… Das waren die 30er und 40er. Das gilt nicht mehr…

Fakt ist doch, dass es kein Gesetz gibt, dass Menschen mit nachgewiesener Schädigung des Erbgutes das Kinderkriegen verbietet. Außer sie sind verwandt…
Aber was bedeutet Verwandtschaft eigentlich? Gehört die wirklich auf ein Podest gehoben und heiliggesprochen?

Ich kenne einen Vater, dessen Tochters gelegentlichen Wunsch ihn einfach umzubringen ich von ganzem Herzen teile. Gerade WEGEN seiner Verwandtschaft zu ihr nimmt dieser Mensch, der so narzisstisch und antizsozial gestört ist, dass er beinahe ein Psychopath sein könnte, sich Dinge heraus, die eigentlich nur eine Antwort verdienen - eine Faust in die Fresse.
Verwandtschaft kann schön oder schrecklich sein, je nachdem, welche Individuen beteiligt sind. Inwiefern unterscheidet sie sich also von allen anderen Arten von zwischenmenschlichen Beziehungen?
Ja, es gibt Aspekte - insbesondere die Beziehung zwischen Eltern und Kindern betreffend - die besondere Beachtung verdienen, aber spätestens, wenn alle Beteiligten erwachsen sind, bestimmen sie auch alle selbst ihr Schicksal - oder haben zumindest das Recht und die Freiheit, das zu tun.
Nur ficken dürfen sie nicht, because… reasons…

Dafuq, was ist los mit dir, Menschheit? Was geht es denn andere an, was Leute einvernehmlich im Schlafzimmer tun? Was interessiert es denn andere überhaupt??
Was spielen sich einige als Sittenwächter auf? Mit welchem Recht, welcher Befugnis?

Genetik? Hatten wir im Dritten Reich schon mal, lassen wir lieber. Außer es wird von nun an jeder auf Gendefekte geprüft, der ein Kind zeugen oder empfangen will. Alles andere wäre Ungleichbehandlung.
Moral? Fuck - you! Moral ist, wenn man einschreitet, wenn anderen Unrecht oder Leid getan wird. Moral hat rein gar nichts damit zu tun, wen ich wie lange und mit welchen Hilfsmitteln ficke und wie nahe oder fern ich mit ihm oder ihr verwandt bin - immer vorausgesetzt, die andere Person will es auch.
Tradition? Am Arsch! Die gewaltsame Entfernung der Klitoris in Teilen Afrikas oder der Vorhaut in Teilen des Rests der Welt hat Tradition und das macht es nicht richtiger. Was die meisten meinen, wenn sie Tradition sagen, ist eigentlich Spießigkeit - sie wollen, dass alle zwangsweise verdonnert werden, nur gut zu finden, was sie selbst gut finden.
Bleiben nur leere Blicke und ominöse ‚Reasons‘, mehr nicht.

Ich ganz persönlich könnte mir vorstellen, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn beispielsweise Geschwister den akzeptierten Freiraum erhalten, ihre Erfahrungen miteinander zu machen. Ich sehe keine Welt voller behinderter Hillbillys daraus erwachsen, sondern eher mehr Menschen zu einem unverkrampfteren Umgang mit ihrer eigenen Sexualität erblühen. Die meisten würden es austesten und dann gut sein lassen, weil zu viel von der speziellen Vertrautheit, bei der man sich von Kindesbeinen an kennt, einfach selten zu romantischer Liebe führt. Und falls doch, ist es auch gut so. Hauptsache die Beteiligten sind glücklich.
Ich möchte nicht nur dem deutschen Ethikrat, sondern der Mehrheit der Gesellschaft gerne raten, den Stock aus dem Arsch zu ziehen. Toleranz ist nur ein leeres Wort, wenn sie ausschließlich für die Bereiche gilt, die allgemein akzeptiert sind. Echte Toleranz bedeutet, eben genau das zu akzeptieren, was man selbst nicht versteht oder abstoßend findet.
Ich bin gegen Fremdbestimmung und für persönliche Freiheit. Und das schließt einvernehmlichen Inzest ganz eindeutig mit ein. Alles andere ist nicht nur blinder Aktionismus, sondern auch lächerliche Flickschusterei.

In diesem Sinne…

…fröhlichen, interfamiliären Beischlaf noch. :-P

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