Die Jury für das sogenannte Unwort des Jahres hat ihre
Entscheidung für 2014 kürzlich getroffen. Sie wählte einen Begriff, den die
Herrschaften von Pegida sich gerne auf ihre Demonstrationsplakate geschrieben haben.
Das Wort ist Lügenpresse.
Okay, meine allererste Reaktion dazu war: Wieso UNwort?
Stimmt doch.
Es wurde nicht besser gemacht, als ich mir ansah, wer
diese Jury eigentlich ist. Sprachwissenschaftler (ich weigere mich, hier ein
gekünsteltes -Innen anzubasteln, weil man gendering und anti-gendering echt auch
übertreiben kann) und ein Journalist. Aha. Trau, schau wem, huh? Ist ja
irgendwie klar, dass ein Journalist das jetzt nicht so dolle findet.
Aber schauen wir uns die ‚Urteilbegründung‘ mal kurz
näher an, damit sich eine etwas informiertere Entscheidung treffen lässt:
Das Schlagwort „war bereits im Ersten Weltkrieg
ein zentraler Kampfbegriff und diente auch den Nationalsozialisten zur
pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien“, hieß es zur Begründung. „Mit dem
Ausdruck „Lügenpresse“ werden Medien pauschal diffamiert. Eine solche pauschale
Verurteilung verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag
zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit.“
(Zitat FAZ, bzw. Hauptverantwortliche der Jury.)
Hmm… Also ein Nazi-Wort, wenn ich das richtig verstehe?
Das geht natürlich nicht. Worte, die von Nazis verwendet wurden, darf man nicht
benutzen!
…
…
…
Okay, oder vielleicht doch, weil die auch normales Deutsch
gesprochen haben, und wir sonst gar nicht sprechen dürften? Scheint wohl so,
hm?
Meine Reaktion auf den zweiten Blick sieht nun also so
aus: Wieso UNwort? Stimmt doch, dafuq!
Und ich betrachte das sogar als „fundierte Medienkritik“.
Es ist nämlich eine Kritik daran, dass die Medien sich herausnehmen, uns
kackdreist ins Gesicht zu lügen und das sogar teilweise zuzugeben, sich aber
dafür dann nicht einmal zu entschuldigen. Ich erinner nur noch mal an den WDR
und die Killerspiele-Doku.
Vergessen? Da haste Link: Youtube
Das ist jetzt EIN Beispiel, das ich belegen kann, weil
ich mich daran noch erinnere. Andere Halbwahrheiten, eingefärbte Darstellungen,
Fehl-Implikationen, Suggestiv-Formulierungen, Sublimationen und kackdreiste
Lügen sind in den sogenannten Nachrichten allerdings auch an der Tagesordnung.
Und zwar nicht nur in den VIP-News, was auch immer die in einer sogenannten ‚serösen
Nachrichtensendung‘ verloren haben.
Die Behauptung, die Presse würde uns kackdreist in die
Fresse lügen, ist keine Nazi-Propaganda und auch keine Pegida-Propaganda,
sondern ein ziemlich ernster Vorwurf, den zufälligerweise auch radikale
Flachwichser aufgreifen. Warum? Weil es verdammt noch mal so dermaßen
offensichtlich ist, dass auch kleine Hirne es kapiert haben.
Das ist deswegen fundierte Medienkritik, weil es
inhaltlich richtig ist und die Medien es mal begreifen sollten, dafuq. Einige -
wenn auch vielsagenderweise ganz und gar nicht alle - Nachrichtenorgane
verpflichten sich verfickt noch mal zu „wahrheitsgetreuer und sachlicher
Berichterstattung“. Das ist aus den verdammten Programmgrundsätzen der Öffentlich-Rechtlichen
zitiert. Und es schließt unsachliche Behauptungen, Panikmache und Suggestionen
aus, dafuq!
Selbst ich, der sich nachweislich die
Freiheit nimmt, sich über so einen Scheiß kräftig aufzuregen und Rants dazu zu
schreiben, halte mich mehr an die Fakten, als diverse
Nachrichtenmagazine, die ich nur anschaue, wenn ich mich mal wieder gehörig
aufregen will. Man kann durchaus sagen, dass jeder, der einfach irgendwelche
Nachrichtenmeldungen glaubt, ohne sie im Netz zehnfach zu überprüfen, ein
leichtgläubiger Idiot ist.
Da ist es ja wohl irgendwie angemessen, das Stichwort
Presselüge in den Raum zu werfen, dafuq! Das ist etwas, was sich diese
Heckenpenner von Sensationsjournalisten - und damit meine ich jetzt alle
Nachrichtenmacher, abzüglich der sehr vereinzelten Ausnahmen mit Rest-Integrität
- mal zu Herzen nehmen sollten. Dann würde vielleicht der Großteil der Bevölkerung
über ein Plakat mit dem Stichwort Lügenpresse einfach nur lachen und den Kopf
schütteln.
Außerdem ist es ein Unding, dass eine Jury aus
Sprachwissenschaftlern sich politisch betätigt, wenn es um ein Unwort des Jahres
geht, finde ich. Die Begründung ist im Grunde genommen die Aussage, dass ein
beliebtes Wort einer fragwürdigen Gruppierung unangemessen für den linientreuen
Bürger ist. Benutz das nicht, oder du bist ein Pegida-Sympathisant, oder wie? Uhm…
Fuck you, too!
Aus meiner Sicht war dieses Unwort ein ziemlicher Griff
ins Klo und das regt mich zum Vorschlag für das diesjährige Unwort an: Unwort. Es
ist nämlich ein Unding, dass damit jetzt auch noch Politik gemacht wird. Diese
inoffizielle Einrichtung, die aber ja trotzdem eine ziemliche Medienpräsenz
hat, sollte sich mit unserer Sprache beschäftigen. Total verrückte Wortkombinationen
aus mehreren Sprachen könnten gut bei denen auf der Liste stehen. Sogar ein
paar besonders verrückte Anglizismen. Aber damit beeindruckt man ja keinen
mehr, hm?
Womit wir wieder bei der Presselüge wären, die hier dann
auch zum Vorschein kommt. Das Unwort des Jahres ist nämlich aus diesem
Blickwinkel auch nur wieder der Versuch, eine Schlagzeile zu schaffen und eine
politische Linie zu unterstützen.
Für mich bedeutet das, dieses Wort ganz bestimmt nicht
links liegen zu lassen. Es mag nicht das Wort des Jahres sein - es ist eher das
Wort des bisherigen Jahrhunderts, wenn ich mir so ansehe, was die Medien in den
letzten 15 Jahren so alles verkackt haben. Aber ein Unwort ist es auch nicht.
Ich möchte es den ganzen Journalisten gerne um die Ohren
klatschen, bis die kurz davor stehen, sich die Kugel zu geben vor Verzweiflung.
Vielleicht sickert es ja dann mal durch. Eine freie und unabhängige Presse
unterstütze ich nämlich, aber eine Presse, die nur noch nach Skandalen sucht,
die sie dann aufbauschen kann, die unterstütze ich nicht.
Mittlerweile kannst du besser zehn tagesaktuellen
Bloggern mit sehr verschiedenen, politischen und gesellschaftlichen
Standpunkten folgen, als den Nachrichten. Mit etwas intellektueller
Eigenleitung bekommst du dadurch weniger irreführende und einseitige
Informationen. Und das ist doch irgendwie abartig, oder nicht?
Und mal ganz nebenbei… Wenns um Pegida geht, trägt diese
Lügenpresse meiner Meinung nach eine gewaltige Mitschuld an deren Existenz. Terror
ist schlimm und was momentan in der Welt mal wieder abgeht, ist ziemlich
heftig. Panikmache verbessert die Situation aber nicht. Und in der Panikmache
sind die Medien ganz groß. Das verkauft sich nämlich gut.
Ich weiß nicht, wie es aussehen würde, wenn es diese
Panikmache nicht gäbe. Sicherlich fänden sich trotzdem genug Leute, die gerne
Gewalt oder Gewaltandrohungen mit Gegengewalt begegnen wollen. Aber würden die Medien
uns dabei unterstützen, einen kühlen Kopf zu bewahren, wäre der Zulauf
vielleicht geringer. Es würde jedenfalls unter keinen Umständen schaden.
Wie die Dinge stehen, warte ich eigentlich nur darauf,
dass der generische Moslem irgendwann den Juden der 1930er und 40er ablöst und
Internierungslager geschaffen werden. KZs kann man die natürlich nicht nennen,
aber Namen sind letztlich Schall und Rauch. Schuld daran wäre dann natürlich
nicht nur die Lügenpresse, denn Schuld an Gräueltaten trägt jeder Einzelne, der
sie begeht oder nichts dagegen unternimmt. Die Mitschuld
einer Panikmacher-Presse würde aber zweifelsfrei in den Nachwehen eines solchen
neuen finsteren Mittelalters der Menschlichkeit ganz schnell wieder vergessen
werden, weil die Presse frei und unabhängig bleiben muss.
Wie gesagt: Ich bin für frei und unabhängig. Das gibt mir
nämlich auch das Recht, diese Meinung hier zu vertreten und den Medien den
Mittelfinger zu zeigen. Mit Händen und Füßen.
Für mich seid ihr, liebe Zeitungsverlage, Nachrichtenmagazine
und Journalisten, blutgierige und sensationsgeile Arschlöcher, die jederzeit eines
Menschen Würde und sogar Zukunft zerstören, wenn sie damit ein paar mehr
Zeitungen verkaufen oder ein paar mehr Zuschauer anlocken könnt.
Euren schlechten Ruf habt ihr euch ganz allein selbst zuzuschreiben,
und solange ich keine Anstrengungen sehe, sich um mehr Integrität zu bemühen,
bleibt ihr eine Lügenpresse, dafuq.
Soviel dazu.
In diesem Sinne…
…möge der kaum noch marginale Unterschied zwischen BILD
und anderen einfach noch weiter schrumpfen, sodass man sich wenigstens voll
darauf verlassen kann, sich auf Nachrichten keinesfalls mehr verlassen zu
können. Außer im Sportteil natürlich… Yaaay!
Das einzige Problem dass ich mit dem Wort Lügenpresse habe, ist, dass die meisten, die es gebrauchen, auf der einen Seite die Massenmedien so bezeichnen, auf der anderen Seite aber unkritisch Artikel von Russia Today(100% linientreues Staatsfernsehen), Kopp, pi und anderen Freaks für bare Münze nehmen.
AntwortenLöschenIch sehe also vorallem die Inkonsequenz hinter der Nutzung als Problem, die schon fast an fanatischen Glauben erinnert.